Freude herrscht beim traditionsreichen Weikersheimer Orgelbauunternehmen Laukhuff. Nachdem im April ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden musste, hat der Betrieb nun wieder festen Boden unter den Füßen. Wie das Unternehmen mitteilte, steht der erfolgreiche Abschluss des Insolvenzverfahrens unmittelbar bevor.
„Uns hat die Wirtschaftskrise des Jahres 2008 erst mit zeitlicher Verzögerung erwischt“, sagt Geschäftsführer Magnus Windelen. In der Orgelbaubranche sei das nichts Ungewöhnliches. Oft dauert es anderthalb bis zwei Jahre, eine Orgel fertigzustellen. Entsprechend lang sind die Lieferzeiten. Auch bei Laukhuff wurden erst einmal die Aufträge aus den guten Jahren abgearbeitet, ehe man in Weikersheim feststellen musste, dass die Umsätze zurückgingen. Weniger Orgeln wurden in Auftrag gegeben. Infolgedessen warfen auch etliche Orgelbauer, die die Firma Laukhuff belieferte, das Handtuch.
Insbesondere der amerikanische Markt, auf dem die Firma Laukhuff traditionell stark vertreten ist, erhole sich erst jetzt so langsam wieder, sagt Magnus Windelen. Als das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit zu treiben drohte, wurde ein sogenanntes Planinsolvenzverfahren eröffnet. Im Unterschied zu einem „normalen“ Insolvenzverfahren wird bei diesem kein auswärtiger Insolvenzverwalter in das Unternehmen geschickt. Vielmehr wurde Magnus Windelen Insolvenzverwalter im eigenen Betrieb, allerdings unter der Aufsicht eines vom Gericht bestellten Sachwalters.
Der Geschäftsführer konnte seit April die Tagesgeschäfte in eigener Verantwortung weiterführen. Nur darüber hinausgehende Entscheidungen musste er mit dem Sachwalter absprechen, dem außerdem alle Kontobewegungen regelmäßig mitgeteilt werden mussten. Magnus Windelen machte sich an eine Umstrukturierung des Unternehmens, und konzentrierte sich dabei vor allem auf eine Verbesserung der Produktionsabläufe und auf die Kostensenkung.
30 der ursprünglich 150 Mitarbeiter mussten im Zuge dieser Umstrukturierung gehen. Magnus Windelen formuliert es lieber positiv: „120 Arbeitsplätze konnten wir erhalten.“ Neben Orgelbauern arbeiten unter anderem Schreiner, Industriekaufleute, Metallbauer und Werkzeugmacher bei Laukhuff.
Erste Erfolge des Neuanfangs hätten sich bereits eingestellt, sagt der Geschäftsführer. Allerdings stehe man erst am Beginn und müsse in kleinen Schritten vorwärts gehen. Aber das Unternehmen behaupte sich. „Wir liefern sämtliche Gebrauchsteile für Orgeln in aller Welt“, erklärt Windelen. Dazu gehört die Klaviatur, die Laukhuff nicht nur für Orgeln, sondern auch für Klaviere und Flügel herstellt. Meist beliefern die Weikersheimer Orgelbauer mit den Einzelteilen. Nur gelegentlich, insbesondere im näheren Umkreis um das Werk, stellen sie auch komplette Orgeln her.
Die Kunden kommen aus der ganzen Welt. Das Know-How des traditionsreichen Betriebes ist gefragt. Deshalb entwickelt die Firma Laukhuff auch technische Neuerungen. Erst im vergangenen Jahr habe das Unternehmen ein elektronisches Abtastsystem auf den Markt gebracht, sagt Magnus Windelen. Es wird benötigt, wenn Orgel und Spieltisch weit voneinander entfernt sind. Etwa in einem Konzertsaal, wenn der Organist nicht direkt vor dem Instrument sitzen möchte, sondern im Orchester. Dann überträgt das neue System sein Spiel auf elektronischem Weg an das Instrument.
Am 20. Oktober hatten die Gläubiger dem Insolvenzplan einstimmig zugestimmt, teilt das Unternehmen mit. Dann könne die Firma wieder in vollem Umfang selbstständig handeln. „Nur dank der Treue unserer Kunden und Lieferanten, des Rückhalts unserer Gesellschafter sowie der Unterstützung unserer Mitarbeiter ist es uns gelungen, den Wandel erfolgreich zu gestalten“, sagt der Geschäftsführer.
Aug. Laukhuff GmbH & Co.KG
Gegründet wurde das Unternehmen 1823 als Orgelbauwerkstatt von Martin Andreas Laukhuff in Pfedelbach bei Heilbronn. 1878 zog der Betrieb an seinen heutigen Sitz in Weikersheim. Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts verlegte sich der Betrieb fast ausschließlich auf die Fertigung von Teilen als Zulieferer und baute selbst kaum noch komplette Orgeln. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Werkstätten noch im April 1945 bei einem Artillerieangriff vollständig zerstört, aber sofort wieder aufgebaut. 1948 wurde die erste nach dem Krieg hergestellte Orgel nach Kuba geliefert.
In den 1970er Jahren führten die Inhaber bereits computergestützte Fertigungstechnologien ein. Seit 2012 ist Magnus Windelen Geschäftsführer bei der Aug. Laukhuff Gmbh & Co.KG und damit der erste nicht der Gründerfamilie entstammende Geschäftsführer.