„Erst wenn wir verstehen, wie Hildegard von Bingen ihr Gottesbild und Menschenbild sieht, wissen wir was sie meint.“ – Schwester Maria-Regina Zohner, seit 1961 Schwester im Deutschen Orden, Erzieherin, Sozialpädagogin und Heilpraktikerin, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Heilkunde und der Theologie dieser berühmten Ordensfrau, die von Papst Benedikt XVI vor zwei Jahren heilig gesprochen wurde und den Titel „Doktor ecclesiae universalis“ erhalten hat.
Hildegard lebte von 1098 bis 1179, war Mystikerin, Äbtissin und Naturwissenschaftlerin. Bei ihrem Vortrag vor der Pfarreiengemeinschaft TauberGau in Röttingen ließ Sr. Maria-Regina ihren Eingangssatz auf die Anwesenden wirken und es war zu spüren, dass dieser Vortrag eine große Tiefe erreichen wird.
Hildegard, so fuhr sie fort, hatte schon als Dreijährige Visionen und „das Sehen“ begleitete sie ihr ganzes Leben. Die Referentin verstand es eindrucksvoll, ihren Zuhörern die Spiritualität Hildegards zu vermitteln. Jeden einzelnen Menschen sah sie vernetzt und verwoben mit Gott und dieser Welt. In jedem Sandkorn, in jeder Blume ist der ganze Kosmos enthalten.
Zur Anschauung verteilte Sr. Maria-Regina die im Pfarrgarten gepflückten Gänseblümchen an die gespannt lauschenden Zuhörerinnen. Jede Pflanze – auch die giftigen in der richtigen Dosis – hilft dem Menschen, gesund und im Gleichgewicht der Schöpfung zu bleiben. Alle Nahrungsmittel die chemisch behandelt wurden, gepresst, ausgelaugt und in „Form“ gebracht, füllen den Leib, ernähren aber nicht.
Die belebte wie die unbelebte Natur stehen in einem Zusammenhang. Der Mensch wird krank, wenn er gegen diese Ordnung verstößt und nicht mehr im Einklang mit sich und der Natur lebt. Der Mensch als Krone der Schöpfung dürfe zwar in diesen Kosmos eingreifen, aber nur mit großer Achtung und Ehrfurcht, denn in jedem Teil steckt das Ganze.