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WÜRZBURG: Lebensretter in der Unterwäsche

WÜRZBURG

Lebensretter in der Unterwäsche

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    Herzkranke, die „sensorische“ Unterwäsche tragen, könnten ein normales Leben führen, ohne auf permanente ärztliche Kontrolle angewiesen zu sein, erläutert Prof. Klaus Schilling, Vorstand des Vereins „Zentrum für Telematik“, das die neue Forschungseinrichtung trägt. Die Sensoren würden Puls und Herzfrequenz kontinuierlich überwachen. Alle Daten würden an die Klinik übertragen, die den Herzkranken betreut. Sollte sich etwas Gefährliches anbahnen, würde dort Alarm geschlagen. Ein Anruf erfolgt und der Patient würde gebeten, in die Klinik zu kommen. Sollte eine akute Verschlechterung eintreten und der Patient auf der Straße ohnmächtig werden, würde der GPS-Chip helfen, den Kranken rasch aufzufinden.

    Die Telemedizin ist nur ein Schwerpunkt des Würzburger Vereins, der sich der Forschung an und der Aufklärung über Telematik verschrieben hat und die Kooperation zwischen unterfränkischen Unternehmern und Forschern an der Uni Würzburg in Sachen Telematik vorantreiben will. Geforscht wird im wissenschaftlichen Zentrum des Vereins unter Leitung von Geschäftsführer Siegfried Kohlert auch an modernen Verfahren der Verkehrslenkung. Telematische Systeme können den Verkehr zum Beispiel durch individuelle Zielführung, Verkehrsinformations- und Verkehrswarndienste sowie durch intelligente Leitsysteme effektiver als mit den heute üblichen Maßnahmen koordinieren.

    Mehrere unterfränkische Unternehmen sind inzwischen Mitglied des Vereins, der von der Regierung von Unterfranken mit 2,4 Millionen Euro unterstützt wird. Ein erstes konkretes Kooperationsprojekt zwischen einem Betrieb und dem Telematik-Forschungszentrum wird derzeit angebahnt. Dabei handelt es sich um einen unterfränkischen Automobilzulieferer, der derzeit eine Produktionsstätte in China aufbaut. Mit Hilfe der Telematik sollen die Produktionsabläufe von Unterfranken aus in China überwacht werden.

    Hierfür müssen in einem ersten Schritt die Maschinen des Unternehmers mit Sensoren ausgestattet werden. Tritt später irgendwo in der chinesischen Produktionsstätte ein Fehler auf, soll dieser von Deutschland aus mit Hilfe eines interaktiven Computersystems ausfindig gemacht werden können. Techniker vor Ort werden mit einem tragbaren Fernüberwachungssystem ausgestattet. Sowie klar ist, an welcher Maschine und bei welchem Maschinenteil es hakt, analysiert der Techniker den Fehler vor Ort. Was er beim Aufschrauben der Maschine in China zu sehen bekommt, wird über eine Kamera direkt nach Unterfranken übertragen und ist auch dort zu sehen.

    Normalerweise, so Schilling, ist es Aufgabe spezialisierter Ingenieure, Fehler in Maschinen und Geräten innerhalb eines komplizierten Produktionsprozesses aufzuspüren. Durch die Telematik könne die - aufgrund des Fachkräftemangels derzeit stark nachgefragte - Ingenieurleistung in Deutschland gehalten werden. Vor Ort sind nur noch Techniker notwendig, die Instruktionen aus Deutschland empfangen und für die Fehlerbehebung notwendige Daten nach Deutschland schicken. Das System für den unterfränkischen Automobilzulieferer, das derzeit im Telematikzentrum entwickelt wird, soll einmal 90 Prozent aller Fehler aus der Ferne diagnostiziert können. Würde dies gelingen, könnten Stillstandzeiten im ausländischen Betrieb auf ein Minimum reduziert werden.

    Am 8. und 9. Oktober richtet das Zentrum für Telematik mit dem Vogel-Verlag im Vogel Convention Center den 1. Würzburger Telematiktag aus. Dabei geht es um verschiedene Facetten der Telematik-Fernwartung im Maschinenbau. Nähere Informationen unter Tel. (09 31) 4 18 25 39.

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