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OCHSENFURT: Lehren aus dem Biodiesel-Desaster

OCHSENFURT

Lehren aus dem Biodiesel-Desaster

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    Erfolgreich aus der Pleite: Die Tecosol-Geschäftsführer Michael Lendl und Ralf Türck (von links) erläutern dem energiepolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Hans-Josef Fell ihr verändertes Geschäftsmodell, mit dem sie die Biodiesel-Produktion der insolventen Campa AG zurück auf die Erfolgsspur geführt haben.
    Erfolgreich aus der Pleite: Die Tecosol-Geschäftsführer Michael Lendl und Ralf Türck (von links) erläutern dem energiepolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Hans-Josef Fell ihr verändertes Geschäftsmodell, mit dem sie die Biodiesel-Produktion der insolventen Campa AG zurück auf die Erfolgsspur geführt haben. Foto: Foto: Gerhard Meissner

    Im März 2009 hat die Tecosol GmbH in Ochsenfurt die Nachfolge des insolventen Biodiesel-Herstellers Campa angetreten. Private Investoren haben sich damals entschlossen, die Anlage auf dem Gelände der Südzucker AG zu übernehmen. Statt ausschließlich Rapsöl verarbeitet Tecosol heute überwiegend Altfette und Rohglyzerin. Mit diesem veränderten Konzept läuft der Betrieb wieder mit zunehmenden Erfolg, wie Tecosol-Geschäftsführer Ralf Türck beim Besuch des Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell berichtet.

    Furchtbares Desaster

    Der energiepolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen spricht von einem furchtbaren Desaster, das die Große Koalition 2007 unter den mittelständischen Produzenten von Bio-Treibstoffen angerichtet habe. Die Rücknahme der zuvor beschlossenen Steuerbefreiung für reine Bio-Treibstoffe habe neben der Ochsenfurter Campa AG nahezu die gesamte mittelständische Biodiesel-Branche in den Ruin getrieben.

    Seitdem gilt für reinen Biodiesel zwar ein verminderter Mineralölsteuersatz von 18 Cent pro Liter im Vergleich zu 47 Cent für Diesel aus Erdöl. Das reiche aber nicht aus, um die Kostennachteile aufzuwiegen. De facto sei der Markt für reinen Bio-Treibstoff völlig zusammengebrochen.

    Stattdessen wird Biodiesel heute vorwiegend über den gesetzlichen Beimischungszwang normalem Diesel zugesetzt. Das große Geschäft machen nicht mehr mittelständische Unternehmen und bäuerliche Raps-Erzeuger, sondern die multinationalen Mineralölkonzerne, so Fell. Der Hammelburger Bundestagsabgeordnete fordert deshalb eine Rückkehr zum alten Prinzip der Steuerbefreiung. Nur so könne der Markt für reinen Biodiesel wiederbelebt werden.

    Die Spuren, die der Politikwechsel in Sachen Biodiesel hinterlassen hat, gehen tiefer. Die meisten Motorenhersteller, die damals vom Markt gezwungen wurden, ihre Modelle Biodiesel-tauglich umzurüsten, haben ihre Bemühungen eingestellt. Die meisten Zulassungen für den pflanzlichen Treibstoff seien zurückgenommen worden. Das schreckt Autofahrer ab, die fürchten müssen, Garantieansprüche zu verlieren, wenn sie trotzdem Biodiesel tanken. Außerdem fehlt es der Biodiesel-Branche an Investoren. Viele von ihnen hätten nach der Campa-Pleite das Vertrauen verloren.

    Auch Lachgas spielt eine Rolle

    Unterstützung, insbesondere für die inländische Biodiesel-Wirtschaft, verspricht sich Fell von verbesserten Vorgaben für die nachhaltige Erzeugung von Bio-Treibstoffen. In einer entsprechenden EU-Richtlinie werden die Energieträger vor allem nach ihrer Klimaauswirkung bewertet. Bei dieser Betrachtung spielt die Energie, die für die Erzeugung von Pflanzenschutzmitteln nötig ist, ebenso eine Rolle wie die Entstehung anderer klimaschädlicher Substanzen, beispielsweise Lachgas, das von intensiv gedüngten Pflanzen freigesetzt wird.

    Nach dieser umfassenden Bewertung liege die Einsparung von CO2 beim Biodiesel aus Rapsöl verglichen mit mineralischem Treibstoff bei 35 Prozent, sagt Tecosol-Geschäftsführer Michael Lendl. Für den in Ochsenfurt produzierten Biodiesel beziffert er die CO2-Ersparnis auf über 80 Prozent, weil als Rohstoff vor allem Altfette zum Einsatz kommen.

    Knapp 40 000 Tonnen Biodiesel hat Tecosol im vergangenen Jahr produziert, so Ralf Türck. Heuer erreicht man voraussichtlich die 100 000-Tonnen-Marke und schießt damit fast zu früheren Campa-Zahlen auf. Insgesamt beschäftige die Tecosol GmbH derzeit bereits wieder 35 Mitarbeiter. Der Name Campa hat übrigens überlebt, aber nur noch als Handelsname für den Biodiesel made in Ochsenfurt.

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