Ein freier Tag für die Schüler, Fortbildungen für die Lehrer: Am Buß- und Bettag fand zum zweiten Mal der bayerische Lehrermedientag statt. Dabei ging es wieder um die Frage, wie Schulen mit digitalen Medien umgehen und diese für den Unterricht nutzen können. In der Franz-Oberthür-Schule in Würzburg besuchten rund 300 Lehrer die Fortbildungsveranstaltung.
Schüler leben längst in der digitalen Welt
Dass das Thema sehr wichtig ist, zeigte ein Schüler gleich zu Beginn. Auf die Frage, ob er digitale Medien zum Lernen nutze, nannte er YouTube Videos. "In fünf Minuten bekommt man da den Inhalt einer ganzen Unterrichtsstunde", sagte der Schüler. Bei den Lehrern sorgte das für wahrscheinlich nicht nur freudige Lacher. Doch es macht deutlich: Ob Lehrer wollen oder nicht, Schüler sind mittendrin in der digitalen Welt.
Diese Welt zu ignorieren, helfe nicht, machte der erste Referent des Tages, Dr. Roland Baumann, deutlich. Der Medienbeauftragte der Gymnasien Unterfranken sprach zum Thema "Digitalisierung mit menschlichem Antlitz". Sein Ziel dabei: "Die Digitalisierung vermenschlichen und als gestaltbaren Prozess unter die Menschen bringen."
Lehrer müssen die Komfortzone verlassen
Lehrer können sich Unterstützung im Umgang mit digitalen Medien einholen, finanzielle und inhaltliche. "Lernen findet immer noch irgendwo zwischen den Ohren statt, doch die Werkzeuge dafür haben sich geändert", sagte Baumann. Er stellte Angebote in den Bereichen Fortbildung, Medienkonzepte und Austattung vor. Beispiele sind E-Learning-Module, in denen die Lehrer Grundwissen zur digitalen Gesellschaft erwerben können oder das Lern- und Beratungsportal mebis, über das unter anderem Feedback-Runden effektiver als über die üblichen Papierzettel abgewickelt werden können.
Die Aufgabe der Lehrer dabei sei, die Herausforderung anzunehmen. "Wir sollten die Expertise der nachwachsenden Generation annehmen. Auch wenn das bedeutet, dass wir unsere Komfortzone verlassen müssen", so Baumann.
Studenten brauchen technische Austattung in der Ausbildung
Wie sollen Lehrer an der Universität für die moderne Medienwelt ausgebildet werden, wenn dort keine ausreichende Technik bereitsteht? Diese Frage stellte sich Prof. Silke Grafe vom Lehrstuhl für Schulpädagogik und richtete ein Labor ein, in dem Lehramtsstudenten digitale Medien nutzen können. In ihrem Vortrag stellte sie vor, wie Studenten in dem sogenannten MEET-Lab Medienkompetenz vermittelt wird.
Auch die Gestaltung von Lehrräumen sei wichtig, so Grafe, um flexibel für unterschiedliche Lehrszenarien zu sein. Sie stellte drei Unterrichtsprojekte vor, bei denen Schüler mit digitalen Medien gearbeitet haben. In einem davon haben Grundschüler zum Beispiel als Teil des Heimat- und Sachkundeunterrichts ein Erklär-Video zum Thema "Wie wird das Ei zum Huhn" gedreht und dabei einerseits die Informationen gesammelt, aber auch die technische Umsetzung übernommen.
"Was technisch möglich ist, muss nicht pädagogisch sinnvoll sein"

"Pädagogik vor Technik" lautet die These des Augsburger Professors Klaus Zierer, der zum Schluss der Veranstaltung auf die Schattenseiten der Digitalisierung zu sprechen kam. "Nur weil etwas technisch möglich ist, muss es nicht pädagogisch sinnvoll sein", davon ist der Wissenschaftler überzeugt. Eines seiner Beispiele: Es ist heute durch Übersetzungsprogramme technisch möglich, ohne Fremdsprachenkenntnisse durchs Leben zu kommen. Laut Zierer ist es aber nicht sinnvoll, da das Lernen einer Sprache den Menschen positiv verändere.
Der Augsburger plädierte deshalb dafür, dass Lehrer immer prüfen sollen, zu welchem Medium sie greifen. Beispielsweise sei der Einsatz von Power-Point nur nützlich, wenn man Folien nicht überfrachte. Die Nutzung von Smartphones im Unterricht wiederum kann nur helfen, wenn es um oberflächliche Lernprozesse geht. Eine weitere prägnante Aussage von ihm: "Lernen lässt sich nicht verhindern." Schüler nehmen aus dem Unterricht immer etwas mit, man müsse eben nur schauen, welche Methoden den besten Effekt haben. Auch sein Vortrag passte zur Grundaussage des Tages: Die neue Medienwelt auf keinen Fall ignorieren, sondern sich aktiv damit auseinandersetzen.
Lehrermedientag Der bayerische Lehrermedientag fand 2018 zum zweiten Mal statt und widmete sich wieder der Frage, wie Schulen auf die Herausforderungen der modernen Medienwelt reagieren können. 15 bayerische Tageszeitungsverlage in allen sieben Regierungsbezirken richteten an ihrem jeweiligen Standort Fortbildungsveranstaltungen aus und hatten dazu Experten aus Praxis, Lehre und Forschung eingeladen. Die Mediengruppe Main-Post veranstaltet den Lehrermedientag für die Region Mainfranken. In München richteten Süddeutsche Zeitung und die Mediengruppe Münchner Merkur eine gemeinsame Veranstaltung aus. In Nürnberg luden Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ein. An den anderen Tagungsorten Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Hof, Kempten, Landshut und Regensburg trat jeweils die größte Regionalzeitung als Veranstalter auf. Initiator des Lehrermedientages ist der Verband der Bayerischen Zeitungsverleger (VBZV). Er ist der Zusammenschluss von 36 bayerischen Zeitungsverlagen und vier persönlichen Mitgliedern mit einer täglichen Gesamtauflage von derzeit rund 2 Millionen Exemplaren.