Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Leonhard-Frank-Gesellschaft wird politischer

WÜRZBURG

Leonhard-Frank-Gesellschaft wird politischer

    • |
    • |
    Michael Henke, Vorsitzender der Leonhard-Frank-Gesellschaft.
    Michael Henke, Vorsitzender der Leonhard-Frank-Gesellschaft. Foto: Foto: Pat Christ

    Leonhard Frank lehnte sich früh auf gegen Obrigkeiten und trat konsequent für Pazifismus ein. Dies will auch die Leonhard-Frank-Gesellschaft (LFG) künftig stärker tun, betonte Vorstand Michael Henke: „Es kann uns nicht nur um Kunst, es muss uns auch um Franks Ideen gehen“, so der Berliner Volkshochschuldozent bei der Jahresversammlung der LFG. Auf seinen Vorschlag hin wird die literarische Gesellschaft dem „Bündnis für Zivilcourage“ sowie dem Würzburger Friedenspreis beitreten.

    Was Leonhard Frank aufschrieb, hatte er in großen Teilen selbst erlebt und beobachtet. Das gilt für die „Räuberbande“ ebenso wie für „Links wo das Herz ist“. Weil er am eigenen Leib Ungerechtigkeit, Willkür und Terror erlebte, setzte er sich für eine bessere Gesellschaft ein. Dieses Engagement ist laut Henke nach wie vor besonders wichtig. „Viele Symptome die ich heute sehe, erinnern mich an die Zeit der 1920er Jahre“, betonte der in seinem vor einem Jahr übernommenen Amt bestätigte Vorsitzende. Henke konstatiert eine „merkwürdige Unsicherheit“ als Lebensgefühl vieler Menschen. Er sagt auch, dass es einen nachlässigen Umgang mit Rechtsextremismus gebe.

    Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet ist die Inszenierungsabsage des Stücks „Nacktes Leben“ von Leonhard-Frank-Preisträger Paul Waschkau für Henke besonders empörend. Dort werde extreme Gewalt geschildert, ohne die Gewalt zu erklären. Was durchaus als Defizit des Stücks betrachtet werden könne.

    Eigene Stadtführung über Frank

    Dessen ungeachtet bleibe es wichtig, über Gewaltexzesse zu informieren, um zu einem besseren Zusammenleben zu kommen. Aus diesem Grund will sich Henke in den kommenden Wochen auch dafür einsetzen, dass der Dokumentarfilm „Blut muss fließen“ über die Rechtsrock-Szene der Neonazis in einer Präsentation der Leonhard-Frank-Gesellschaft in Würzburg gezeigt wird.

    Für ein prinzipielles Mehr an Leonhard Frank in der Stadt will sich die literarische Gesellschaft schließlich gegenüber der Stadtverwaltung einsetzen. Andere Städte, die einen interessanten Schriftsteller anzubieten hätten, täten dies auf viel offensivere Weise als dies in Würzburg geschieht, bedauerte Henke: „Leonhard Frank ist im Stadtmarketing nicht präsent.“ Die Mitglieder wollen erreichen, dass „ihr“ Autor selbstverständlicher Bestandteil der Stadtführungen wird – vor allem an der Station „Alte Mainbrücke“ könne man viel über ihn erzählen. Gleichzeitig wollen sie in den kommenden Monaten spezielle Leonhard-Frank-Führungen entwickeln und diese interessierten Gruppen über die Homepage anbieten.

    Wichtig bleibe es bei allen Aktivitäten nach außen natürlich weiterhin, Leonhard Franks Leben und Werk zu erforschen, unterstrich Henke: „Hier könnten wir weiter sein, hätten wir mehr personelle Kapazitäten.“

    Für die Nachwuchsgewinnung muss nach Ansicht des Vorsitzenden dringend etwas getan werden. Aktuell hat die Leonhard-Frank-Gesellschaft 93 Mitglieder, zwei weniger als im vergangenen Jahr. Der Altersdurchschnitt ist hoch, jüngere Literaturinteressierte treten kaum bei. Was für Henke bedeutet: „Wir müssen uns zu attraktiven Orten begeben und dort Kontakte und Kontroversen suchen.“ Ein erster Schritt soll der Beitritt zum sozialen Netzwerk Facebook sein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden