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WÜRZBURG: Lernen mit vollem Magen

WÜRZBURG

Lernen mit vollem Magen

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    Geschmiert, abgepackt und fertig für die Auslieferung: So sieht eine Kiste aus, die die Kindertafel zu einer Schule fährt.
    Geschmiert, abgepackt und fertig für die Auslieferung: So sieht eine Kiste aus, die die Kindertafel zu einer Schule fährt. Foto: Foto: Thomas Feiler

    200 hungrige Kinder – und nur eine halbe Stunde Zeit: Wie am Fließband stehen die Helferinnen mit Plastikschürze an einem Metalltisch und schmieren Brote was das Zeug hält. Zwei Scheiben Vollkornbrot – und Frischkäse, Karottenscheiben und Salatblätter drauf. Fertig. Gleich das nächste schmieren.

    Brote für Kinder schmieren – das ist die Aufgabe der Würzburger Kindertafel. Weil manche Kinder von zuhause kein Essen für die Schule oder den Kindergarten mitbekommen, schmieren die ehrenamtlichen Helfer der Kindertafel für die Kleinen die Brote und liefern sie zur Schule oder zum Kindergarten aus.

    Die Schulen melden sich bei der Kindertafel, wenn auffällt, dass Kinder in der Pause nichts zu essen haben. Für sie sind die Brote der Kindertafel.

    Seit 2012 gibt es die Kindertafel – seitdem hilft auch Ute Lang mit. „Es ist wichtig, dass die Kinder gesunde Brote bekommen“, findet Lang. Sie hilft nicht nur beim Brote Schmieren, sondern organisiert auch die Schichtpläne. Sie macht mit, weil sie findet, dass sie als Rentnerin genug Zeit hat, um zu helfen. Unter den 25 Helfern sind aber nicht nur Rentner, sondern auch Berufstätige und Studenten.

    An manchen Tagen helfen Angestellte verschiedener Unternehmen mit. Die Schultage sind unter den Helfern aufgeteilt, sodass an jedem Tag fünf Leute Brote schmieren.

    Ute Lang hilft mittwochs bei der Kindertafel. Um 7 Uhr geht es los, um 7.30 Uhr müssen die Brote fertig sein, um ausgeliefert zu werden. Lang packt die fertigen Brote in Plastiktüten. An der nächsten Station werden die Brote mit einem Apfel und einem Getränk in braune Papiertüten geräumt. Diese kommen in eine Kiste, von denen es für jede der 14 Schulen und zwei Kindergärten eine gibt, die die Kindertafel unterstützt.

    Die Zutaten für die Brote kauft die Kindertafel mit Spendengeldern ein. Sie sind also immer frisch und keine Spenden mit abgelaufenen Haltbarkeitsdatum von Supermärkten. „Es war von vornherein klar, dass keine abgelaufenen Lebensmittel verwendet werden“, sagt Helferin Ute Lang.

    Essensspenden nimmt die Kindertafel nicht an, sagt Ute Kremen, Gründerin und Vorsitzende der Würzburger Kindertafel. Sinnvoller seien Geldspenden. Doch vor allem braucht die Kindertafel noch Leute, die die Brote zu den Schulen fahren.

    Claudia Gawlik ist so jemand: Jeden Mittwoch holt sie um 7.30 Uhr die fertigen Kisten für die Schulen auf ihrer Route ab. Eine andere Helferin übernimmt den Rest – immer zwei Personen fahren die Pausenbrote aus, alleine wäre das bis zur Schulpause nicht zu schaffen. Gawlik stellt die volle Kiste einfach an einem ausgemachten Platz in der Schule ab, nimmt die Kiste vom Vortag mit und fährt zur nächsten Schule.

    Beim Ausliefern kriegt Gawlik keines der Kinder, für die die Brote sind, zu sehen. So ist das von der Kindertafel vorgesehen: Nicht nur für die Helfer, sondern auch für die Kindertafel bleiben die Kinder anonym. Die ganze Organisation läuft nur zwischen der Kindertafel und den Schulen ab.

    Wie die Pausenbrote dann verteilt werden, bleibt den Schulen selbst überlassen. Die Mittelschule Würzburg-Zellerau (MWSZ) etwa lässt sich nur die einzelnen Lebensmittel liefern. Statt der Helfer der Kindertafel schmieren hier Fünft- und Sechstklässler die Brote. „Ich finde es praktisch“, sagt Meinolf Rost, Rektor der MWSZ. „Mich freut es, dass die Schüler das gerne machen.“

    Unabhängig von der sozialen Schicht komme es vor, dass ein Kind kein Pausenbrot von zuhause aus mitbekommt, beobachtet der Rektor. Rost ist es wichtig, dass das Ganze diskriminierungsfrei abläuft: Es soll nicht zu erkennen sein, welches Kind ohne die Hilfe der Kindertafel gar nichts zu essen für die Pause hat. Deshalb kann sich jedes Schulkind an der Mittelschule an dem Essen bedienen – jeder nimmt so viel, wie er will.

    Für Rost sind die Vorteile klar: Die Kinder bereiten für ihre Mitschüler das Essen zu und weniger Lebensmittel landen in den Müll. Außerdem belegen Studien, dass sich die Leistungsfähigkeit von Kindern, die satt im Unterricht sind, steigert. Das hören die Helferinnen der Kindertafel auch von den anderen Schulen.

    Obwohl keiner von der Kindertafel von den Kindern etwas direkt mitbekommen, merken die Helfer, wie sehr sich die Kinder über die Brote freuen. Immer wieder kommen Briefe und Bilder bei der Kindertafel an, die die Schulkinder gemalt haben – als Dankeschön.

    Zur Zeit können sich Schulen bei der Kindertafel melden, die noch nicht mitmachen. Ute Kremen plant die neue Schule ein – innerhalb einer Woche können die Kinder dann die selbst geschmierten Brote essen.

    Wer die Würzburger Kindertafel durch das Schmieren oder Ausfahren der Pausenbrote unterstützen will, kann sich unter Tel. (09 31) 35 93 39 33 melden.

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