Zum Artikel "Radverkehr: Das muss besser werden" vom 12. März:
Würzburg hat seit Sommer letzten Jahres auch einen so genannten Pop-up Radweg in der Nürnberger Straße auf Höhe des Real Marktes. In Würzburg heißt das übrigens „Adhoc“ Radweg, für mich auf gut deutsch „schnelle Entscheidung aus dem hohlen Bauch“. Ein Ergebnis der Aktion fahrradfreundliche Stadt. Die meisten Beteiligten an der Umfrage nannten auf die Frage, was sie als wichtigstes Kriterium für Fahrradfreundlichkeit ansehen, eine Verbesserung der Verkehrssicherheit. Was hier entstanden ist, halte ich für vorsätzliche Herbeiführung von Verkehrsgefährdung.
Ich stehe in der Angelegenheit schon länger mit der Fachabteilung Tiefbau – Verkehrsregelung der Stadt Würzburg schriftlich im Austausch. Ich musste mich belehren lassen, dass die hier gewählte Verkehrsführung den einschlägigen Regelwerken entspräche, die aufgebrachten Markierungen eindeutig und für alle Verkehrsteilnehmer gut erkennbar seien. Für geübte Radler sei es kein Problem, sich in den fließenden Verkehr einzuordnen, die Fahrbahn zu queren, um dann vom markierten Mittelstreifen nach links abzubiegen, um dem Radweg weiter zu folgen.
Die Straßenverkehrsordnung benennt dieses Einfädeln in den fließenden Verkehr für Autobahnauffahrten. Man spricht hier von Beschleunigungsspuren, auf denen man seine Geschwindigkeit erhöht, bis man annähernd die Geschwindigkeit des fließenden Verkehrs erreicht, um dann einzufädeln. Übertragen auf den Fahrradschutzstreifen in der Nürnberger Straße würde das bedeuten, dass ein Radler, der mit zwölf bis 15 Stundenkilometern unterwegs ist, seine Geschwindigkeit auf 40 bis 50 Stundenkilometer anpasst, um sich dann in den fließenden Verkehr einzuordnen, die Fahrbahn zu queren und dann vom in der Fahrbahnmitte aufgebrachten Abbiegestreifen nach links abzubiegen. So stellen sich Würzburger Verkehrsexperten die Praxis vor.
Mein Vorschlag: Prominente Radfahrer wie der Würzburger Oberbürgermeister und „geübte“ Stadträtinnen/-räte sollten einem werktags im Berufsverkehr zwischen 16 und 17 Uhr das problemlose Einfädeln medienwirksam demonstrieren –als Lehrstunde „Fahrradfreundlich in Würzburg unterwegs“.
Ich habe übrigens an der Stelle zwei Einfädel- Abbiegeversuche unternommen und wurde beide Male von nachfolgenden Autofahrern angehupt. Ich war wohl zu langsam.
Friedrich Horn, 97076 Würzburg