Zum Thema "Umbenennung der Hermann-Zilcher-Straße" erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Die Kommission zur Überprüfung der Straßennamen schlägt u.a. die Umbenennung der Herman-Zilcher-Straße vor.
„Was wäre Würzburg ohne das Mozartfest?“ Mit dieser Frage beginnt die Intendantin, Frau Evelyn Meining, die Dezember-Ausgabe der Zeitungsbeilage „Zugabe“ und würdigt die Gründung des Mozartfests 1921 ausführlich und mit wohlgesetzten Worten. Hierbei bringt sie das Kunststück fertig, den Gründer Hermann Zilcher nicht namentlich zu erwähnen. Ist es angemessen, so zu verfahren?
Ja, Hermann Zilcher hat sich im Jahre 1940 in Zusammenhang mit einer Nervenerkrankung seines Schwagers falsch verhalten und Eugen Vinnai (1889-1961) denunziert. Zilcher war seit Mai 1933 Mitglied der NSDAP, sicher auch um beruflich keine Nachteile zu erleiden, nicht jeder ist als Held geboren.
Sein Lebenswerk, das Mozartfest hatte seither etwa 2,5 Millionen Besucher, genießt einen exzellenten Ruf weit über die Heimatstadt hinaus und ist im Wandgemälde des Ratssaals gewürdigt.
Es ist geboten, die Umstände der damaligen Zeit zu berücksichtigen und die Schuld abzuwägen. Wir genießen den Vorteil der späteren Geburt und leben in einer freiheitlichen Demokratie. Unsere Aufgabe ist, dies zu bewahren.
Die Umbenennung der Straße im Falle Zilcher ist die höchst mögliche Strafe, die Aberkennung seiner Ehre und seiner Verdienste. Das Votum der Kommission erfolgte ja nicht einstimmig, ich bitte die Mitglieder des Stadtrats, die Straße nicht umzubenennen und von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, die Straßenschilder mit einem entsprechenden Hinweis zu versehen.
Karl Graf
97074 Würzburg