Politiker der Grünen haben die Frage aufgeworfen, ob es ökologisch noch vertretbar ist, in größeren Städten Grundstücke für freistehende Einfamilienhäuser auszuweisen. Auch Politiker anderer Parteien geben das zu bedenken. Es ist jetzt schon klar, dass diese Frage zu einem Wahlkampfthema aufgebauscht wird (Stichwort: Verbotspartei). Wir erinnern uns an den Veggieday: Damals ging es darum, dass öffentliche Kantinen mindestens einmal wöchentlich ein vegetarisches Gericht anbieten sollten, heute gibt es kaum eine Kantine, die nicht täglich ein vegetarisches Gericht anbietet.
So wird es auch mit der Diskussion um freistehende Einfamilienhäuser gehen: In wenigen Jahren wird Einvernehmen herrschen, weil kein Land mehr da ist. Im Übrigen ist es auch nicht Sache der Parteien, wie der Boden genutzt wird, sondern Sache der Kommunen, welche die Bebauungspläne erstellen. Da liegt auch das Problem. Es muss ein Kompromiss zwischen widersprüchlichen Wünschen und Zielen gefunden werden:
a) Der Wunsch nach einem eigenen Heim und individuellem Bauen. b) Die Erstellung von möglichst viel bezahlbarem Wohnraum. c) Der sparsame Umgang mit dem verfügbaren Bauland.
Nun muss ein individuell geplantes eigenes Heim nicht unbedingt vier Außenwände haben. Es kann auch gerne in einer bunten Reihe stehen mit Nachbarn zu beiden Seiten. Solche Reihen gibt es in den vornehmsten Gegenden vieler Städte weltweit. Man kann auch etwas bescheidener planen, aber zwei Stockwerke plus Dachgeschoss sind in ökologischer Hinsicht gut, und mit einer Grundstücksgröße von 150 Quadratmetern pro Haus käme man locker aus. Kettenhäuser und Doppelhaushälften braucht man eigentlich nicht, denn sie brauchen mehr Grund und haben drei Außenwände.
Das Problem ist: Die Kommunen vergeben die Planung und Erstellung von Reihenhaussiedlungen gerne an Bauträger, was der Siedlung leicht einen etwas öden Charakter verleiht, und was die bauwilligen Bürger frustriert. Denkbar ist, dass ein Bauträger nur die Fundamente erstellt, und die Kommune nur die Anschlussflächen zwischen den Häusern vorgibt.
Häuser mit Wohnungen sind in ökologischer Hinsicht nicht günstiger. Zwar verbrauchen Reihenhäuser etwa dreimal so viel Grund pro Quadratmeter Wohnfläche, wie Wohnungen, dafür werden die Gärten intensiver begrünt, als die öffentlichen Flächen. Moderne zementarme Baustoffe, Dachflächen, die Sonnenenergie einfangen und Zisternen, die Regenwasser aufnehmen, leisten ein Übriges. Die freistehenden Wohntürme, die zur Zeit gern erstellt werden, sind von weniger Grün und umso mehr Wind umgeben und verschlingen hohe Nebenkosten.
Prof. Dr. Ludwig Bröcker
97074 Würzburg