Die Basis für den kleinen Familienbetrieb liegt in der Schlesierstraße im Stadtteil Lindleinsmühle. Die kleine Werkstatt gleicht auf dem ersten Blick eher einem ärztlichen Behandlungszimmer oder einem modernen Labor als einem Handwerksbetrieb. Sie ist von allem etwas. Hier fertigen und bearbeiten Firmen-Chef Bernd Hellbach und Sohn Andreas (33) ihre Glasaugen. Noch in der Ausbildung und mit im Geschäft ist auch der 26jährige Bruder Michael. Hier empfangen sie auch ihre Kunden, um ihnen ganz individuell zu helfen.
Vom Berufsbild her sind sie alle Glasbläser mit einer Spezialisierung auf künstliche Augen. Bundesweit gibt es 20 Hersteller, zwei davon in Bayern. Eine Firma gibt es in Nürnberg, die andere sind die Hellbachs in Würzburg, die ihre Kunden im gesamten süddeutschen Raum haben. Kunden oder Patienten gibt es viele. In Deutschland sind es wohl insgesamt 80 000. Mindestens zur Hälfte sind es Menschen, denen wegen eines Tumors das Auge entfernt wurde. Die übrigen sind Unfallopfer. Manchmal sind es auch noch Kriegsopfer.
Der handwerkliche Prozess klingt zwar einfach, ist es aber nicht, weil es um absolute Präzisionsarbeit geht. Aus milchigen Kryolithglas, das in verschiedenen Tönungen zur Verfügung steht, wird nach erhitzen eine kleine Glaskugel geblasen. Darauf wird in weiteren Vorgängen eine Iris aufgetragen und eine Pupille aufgesetzt. Um unterschiedliche Farben bei der Iris zu erreichen, bedarf es schon echter Feinarbeit, oft einer ganz individuellen Abstimmung mit dem noch gesunden Auge. Dazu gehört auch mit erhitzten farbigen Glasfäden auf den Augapfel noch eine Äderung aufzubringen. Es ist eine Kunst, das alles in verschiedenen Schichten auf der Glaskugel zu verschmelzen.
Mit hunderten verschiedenen Modellen von vorgearbeiteten „Rohlingen“, die sorgsam verpackt sind, gehen die Hellbachs dann auf Reisen in die Nähe ihrer Kunden. In zahlreichen größeren Städten bieten sie ihre Sprechstunden an, wo ihnen von Kliniken oder Augenärzten die Kunden vermittelt werden. Im Gepäck sind dann auch alle wichtigen Werkstatt-Utensilien für die Herstellung und Nachbearbeitung künstlicher Augen. Auf Wunsch der Kunden kann noch vieles individuell vor Ort verändert werden, so Andreas Hellbach. Schließlich kommt es darauf an, dass man das künstliche Auge von dem natürlichen möglichst nicht mehr unterscheiden kann. Das gelingt sehr gut, versichert Hellmann.
Wichtige Vorarbeit
Dazu ist allerdings wichtig, dass in den Kliniken gut vorgearbeitet worden ist. Die „Augenkünstler“ setzen nämlich ihren Klienten keine Kugeln ein, sondern nur Haftschalen. Das heißt, die geblasenen Augen werden durchgeschnitten, an den Schnittflächen poliert und können schließlich aufgesetzt werden wie eine Kontaktlinse.
Das ist deshalb möglich, weil beispielsweise bei Tumor-Operationen nach der Entfernung des Auges wieder Hohlkörper eingepflanzt werden, über die die frühere Augenmuskulatur genäht wird. Darauf werden dann die künstlichen Augenschalen gesetzt. Im günstigsten Falle ist das so, dass sich mit einer intakten Muskulatur das tote künstliche Auge sogar mit bewegen kann. Das gilt auch dann, wenn ein Auge erblindet und nicht entfernt werden muss. Auch dann kann sich die neue Schale mit dem Augapfel bewegen.
Mit neuen Operationsmethoden kann viel von dem wichtigen Muskelgewebe erhalten werden, so Andreas Hellbach. Deshalb wird immer häufiger eine größere Beweglichkeit des Auges möglich. Im günstigsten Fall ist gar nichts mehr zu bemerken. Nur er als Spezialist erkennt sofort, wer ein Kunstauge trägt. Da gibt es eine Reihe von Merkmalen, beispielsweise in den Bewegungen der Gesichts-Muskulatur. Sein Bestreben und der Wunsch seiner Kunden ist natürlich, dass das Glasauge so unauffällig wie nur möglich ist. Es kommt auf die Operation an. „Wir können noch viel ausgleichen, aber nicht alles“, so Andreas Hellbach.