In der großen, hell erleuchteten Halle stapeln sich kleine, bunte Kartons bis zur Decke. Ehrenamtliche huschen zwischen den Tischen hin und her, sortieren Spielsachen, prüfen Verpackungen und ergänzen Pakete. Die Stimmung ist entspannt, obwohl alle wissen: Die Zeit drängt. Denn bald rollen die ersten LKWs vor, die Geschenke in alle Himmelsrichtungen transportieren – zu Kindern, die es in diesem Jahr nicht leicht hatten.
Seit 2015 organisiert Tobias Winkler (40), Gründer des Würzburger Vereins "Liebe im Karton", zusammen mit seinem Team das Projekt, bei dem Kinder in Not privat gepackte Geschenkkartons zu Weihnachten bekommen. Was klein begann, hat sich längst zu einer beeindruckenden logistischen Leistung entwickelt.
Liebevolle Päckchen für 15.000 Kinder
Auch heuer wurden wieder 15.000 Boxen von Menschen zu Hause gepackt und an den Sammelstationen des Projektes abgegeben. Danach beginnt die eigentliche Aufgabe: Ehrenamtliche kontrollieren, ergänzen und bereiten die Pakete für den Versand vor. Dabei kommen die Geschenke längst nicht mehr nur aus Würzburg und Umgebung, sondern aus ganz Deutschland: Saarbrücken, Dortmund, Erding – überall engagieren sich Menschen, um Kindern eine Freude zu machen.

In diesem Jahr wurde das Projekt erweitert: Neben Paketen für jüngere Kinder wurden erstmals auch Boxen für Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren gepackt. Diese enthalten Geschenke wie elektrische Zahnbürsten. Der Gesamtwert einer solchen Box liegt laut Winkler bei durchschnittlich 40 Euro, in Einzelfällen sogar bei bis zu 110 Euro. Insgesamt, so schätzt Winkler, liegt der Warenwert aller Pakete bei rund 600.000 Euro – Arbeitszeit und logistische Aufwände nicht eingerechnet.
Organisation und Logistik: Arbeit wie in einem Unternehmen
Hinter den Loveboxen stecken sieben Wochen harter Arbeit. "An sieben Tagen die Woche sind bis zu vier Schichten täglich mit sechs Ehrenamtlichen am Werk", erklärt Winkler. Doch damit ist es nicht getan. Der Verein muss nicht nur die Pakete ergänzen und prüfen, sondern Transporte organisieren, Lagerkapazitäten schaffen und eine zentrale Halle betreiben.
Dieses Jahr wurde die Halle erneut von VS Logistics bereitgestellt – 2.000 Quadratmeter Fläche, in denen das Team effizient wie ein mittelständisches Unternehmen arbeitet. Jedes einzelne Päckchen wird hier geöffnet und geprüft: Ist alles sicher verpackt? Enthält es keine verbotenen Inhalte wie Alkohol oder abgelaufene Lebensmittel? Wenn etwas fehlt, werden die Boxen ergänzt oder umsortiert.
Zielgerichtete Hilfe: Pakete für die Ukraine
Ein besonderes Merkmal von Liebe im Karton ist die gezielte Verteilung der Geschenke. Jedes Paket hat einen festen Bestimmungsort, der vorab ermittelt wurde, oft in enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen vor Ort. Dieses Jahr geht der Großteil der Pakete an Waisenhäuser und Kinderheime in der Ukraine.
Darunter sind auch Einrichtungen wie "Children of Heroes", die sich um Kinder kümmern, deren Eltern im Krieg gefallen sind. Einige Geschenke erreichen Familien in Sammelunterkünften, andere werden gezielt per Post verschickt, um Kindern in besonders schwierigen Situationen eine Freude zu machen.

Winkler engagiert sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs nicht nur für die Weihnachtsaktion, sondern auch für das Netzwerk Ziviler Krisenstab. Dieses deutschlandweite Bündnis von Hilfsorganisationen koordiniert Logistik und Hilfsgüter für Krisengebiete. "Wenn man es knapp erklären will: Wir bringen Bedarf und Angebot zusammen", sagt Winkler.
Unterstützung durch Unternehmen und Nachhaltigkeit
Ohne die Hilfe regionaler Unternehmen wäre ein Projekt in dieser Größenordnung kaum umsetzbar, sagt Winkler. Firmen wie Koenig & Bauer, Clario oder Georg Göbel tragen das Projekt finanziell mit. Besonders wichtig ist laut Winkler die Unterstützung der Firma Steinigke Showtechnic, die die Sachspenden des Vereins ganzjährig kostenlos lagert. Darunter auch Dinge aus Über- oder Fehlproduktionen von Firmen, die dem Verein im "Pallettenbereich" immer willkommen sind. So bekommt, was sonst im Müll landen würde, ein neues Leben.