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Würzburg: Linda Grauschopf leitete 24 Jahre lang  Jugendzentrum B-Hof

Würzburg

Linda Grauschopf leitete 24 Jahre lang  Jugendzentrum B-Hof

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    Linda Grauschopf hilft René Lanowski beim Belegen der Brötchen.
    Linda Grauschopf hilft René Lanowski beim Belegen der Brötchen. Foto: Pat Christ

    In früheren Jahren war oft erst um 4 Uhr morgens Feierabend. Das ist in letzter Zeit besser: "Da komme ich um 2 Uhr raus." Anstrengend bleibt Linda Grauschopfs Job dennoch: Die Sozialpädagogin leitet dasJugendzentrum Bechtolsheimer Hof (B-Hof). Das tut sie noch bis Jahresende. Danach geht sie mit 64 Jahren in Ruhestand. Sie freut sich auf mehr Zeit: "Endlich kann ich wieder ohne schlechtes Gewissen Bücher lesen." Doch es schwingt auch Wehmut mit: "Einige Jugendlichen sind mir sehr ans Herz gewachsen."

    Bis zum letzten Tag will Linda Grauschopf für "ihr" Jugendzentrum da sein. Diesen Einsatz sind die Gäste von ihr gewöhnt. Dass Grauschopf ab Januar nicht mehr dort ist, sorgte im B-Hof für einen regelrechten Schock. "Manche dachten, das Jugendzentrum wird nun geschlossen", sagt Grauschopf. Da klärte sie auf: Es geht mit dem B-Hof natürlich weiter. Denn das Jugendzentrum sei keineswegs, wie manche Teenager dachten, ihr Laden: "Es ist eine städtische Einrichtung."

    Generationen von Jugendlichen durch die Pubertät begleitet

    In den vergangenen 24 Jahren wurde das Jugendzentrum in der Hofstraße zu Grauschopfs Heimat. Das Jugendzentrum ist für seine progressive Musikkultur bekannt. "Zu unseren Konzerten kommen teilweise Leute aus ganz Deutschland", sagt die JUZ-Leiterin. Als sie 1994, drei Jahre nach der Gründung, in den B-Hof einstieg, war dieser der erste Veranstaltungsort für Punk-Konzerte. Fast ein Vierteljahrhundert lang blieb Grauschopf  am subkulturellen Puls der Zeit. Sie lernte Deutschrapper, Death Punker, Hip-Hoper und Bluesrocker kennen.

    "Da lag ich nachts wach und die Probleme gingen mir durch den Kopf."

    B-Hof-Leiterin Linda Grauschopf

    Daneben begleitete Grauschopf mehrere Generationen von Jugendlichen durch die Pubertät. "Linda, hast du Zeit? Ich muss mal mir dir reden." Das hörte die Sozialpädagogin immer wieder. Grauschopf nahm sich Zeit. An viele intensive Gespräche kann sie sich erinnern. Manches nahm sie auch mit nach Hause: "Da lag ich nachts wach und die Probleme gingen mir durch den Kopf." Grauschopf, selbst zweifache Mutter, weiß, dass man Jugendlichen nichts vorschreiben darf. Auch wenn sie drohen, auf die schiefe Bahn zu geraten: "Sie müssen durch die Gespräche selbst zur Einsicht gelangen."

    Was die Jungs und Mädels in der Pubertät bewegt, hat sich in all den Jahren nicht geändert, sagt die gelernte Erzieherin. Damals wie heute plagen sich junge Menschen zum Beispiel  mit Liebeskummer herum. Damals wie heute suchen sie Wege, sich von der Erwachsenenwelt abzugrenzen und "ihr Ding" zu machen.

    Einiges hat sich aber auch gravierend geändert. Zum Beispiel die technische Ausstattung des JUZ. Als Grauschopf 1994 kam, hatte gerade das Internet Einzug gehalten: "Ich erinnere mich an einen Jugendlichen, der fasziniert war, dass er durch Mails nun mit Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt treten kann."

    Jugendliche sollten eingebunden werden

    Mit viel Kreativität versuchte Grauschopf 24 Jahre lang, zusammen mit den Besuchern ein attraktives Programm zu gestalten. Wichtig war ihr immer, dass die Jugendlichen mit eingebunden wurden. Der Thekendienst zum Beispiel wird durch die Jugendlichen selbst organisiert. Andere Besucher sind bei den Konzerten für die Licht- und Tontechnik verantwortlich. Dafür wurden sie eigens in Workshops ausgebildet. Wer ausreichend Knowhow hat, um bei Konzerten mitzuwirken, erhält dafür eine Aufwandsentschädigung.

    Die Lust, Neues mit "ihren" Jugendlichen auf die Beine zu stellen, hat Linda Grauschopf in 24 Jahren nicht verlassen. Dass jemand so lange in einem JUZ arbeitet, ist extrem selten. Viele Sozialpädagogen sind irgendwann nicht mehr mit vollem Herzen dabei. "Dann sollte man besser gehen", so Grauschopf. Denn dann wird man den Jugendlichen nicht mehr gerecht.

    Was genau sie vom kommenden Monat an tun wird, kann Linda Grauschopf noch nicht sagen. Vieles ist liegengeblieben in den anstrengenden letzten Jahren, in denen sie sich im B-Hof engagierte. Nun hat Grauschopf Zeit, sich intensiv um ihre Familie und ihr Privatleben zu kümmern. Einen Traum gibt es jedoch, den sie sich gern im Ruhestand erfüllen würde: "Ich würde gerne Gasthörerin an der Universität werden." Und zwar im Fach Philosophie.

    Linda Grauschopf spielt mit Jugendlichen im B-Hof Tischkicker.
    Linda Grauschopf spielt mit Jugendlichen im B-Hof Tischkicker. Foto: Pat Christ
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