Die Ankündigung, anstelle des Lindleinsmühle-Bades ein kleines Stadtteilzentrum entstehen lassen zu wollen, hat die Gemüter im Mai im Stadtteil bewegt. Damals diskutierte der Stadtrat darüber. Es kamen aber auch nachdenkliche Stimmen auf. Es ging hauptsächlich um die Frage, wie es mit dem Schwimmunterricht an den Schulen nach einer Schließung des Bades aussieht. Besonders das Interesse der CSU-Fraktion an diesem Thema ließ die vielen Befürworter des Hallenbades wieder hoffen. Die Verwaltung sollte diese Frage prüfen. Bisher steht ein Stadtratsbeschluss, das Bad bei der nächsten größeren Reparatur zu schließen.
Dann preschte SPD-Mann Heinrich Jüstel im Oktober vor mit einem Antrag: 100 000 Euro sollen im Haushalt 2013 eingestellt werden für die neue Planung eines Ganztagsschul-Angebotes und eines Sport- und Multifunktionsraumes ohne das Bad. Damit steht die SPD-Stadtratsfraktion im Widerstreit zu den SPD-Ortsvereinen, die sich für die Weiterführung des maroden Bades, das nur noch Schulen und Vereine nutzen dürfen, einsetzen. Der Antrag sollte in den Haushaltsberatungen behandelt werden, tauchte dort aber genauso wenig auf wie die Problematik des Lindleinsmühle-Bades.
Die Bürgerinitiative „Erhalt des Lindleinsmühle-Bades als Schul- und Vereinsbad“ sah das schon als Sieg an, doch Jüstel winkt ab: „Wir haben in der Fraktion besprochen, die Haushaltsberatungen nicht zu überfrachten. Der Antrag wurde so von mir zurückgestellt aber nicht zurückgenommen.“ Der SPD-Mann lässt sich die Wahl offen, wann er das Thema wieder zum Antrag macht.
Nun hatten viele Fans des Bades gehofft, in den Haushaltsberatungen gebe es etwas Neues. Immerhin hatte ja OB Georg Rosenthal im Vorfeld versprochen, noch einmal genau prüfen zu lassen, ob sich ein Schwimmunterricht nur im Nautiland als Hauptbad durchführen lasse. Falls nicht, müsse man neu überlegen und gegebenenfalls den Weiterbetrieb in der Lindleinsmühle finanzieren. Eine Sanierung veranschlagt die Stadtverwaltung auf 4,5 Millionen Euro.
Doch das Lindleinsmühle-Bad war überhaupt kein Thema in den Beratungen der städtischen Finanzen und Projekte, sagt Stadtsprecher Christian Weiß. Den aktuellen Stand fasst er so zusammen: Schulreferent Muchtar Al Ghusain arbeite das Thema gerade ab. Er wolle einen genauen Plan vorlegen, wo die Schüler dann zum Schwimmen hinfahren müssen. Im Haushalt 2013 seien jedenfalls keine Mittel für eine Badsanierung in der Lindleinsmühle eingestellt. Und so können die Schwimmbad-Befürworter wohl erstmal nur auf diese neue Einschätzung der Lage warten.
Vor nun fast einem Jahr haben die Gründer der Bürgerinitiative „Erhalt des Lindleinsmühle-Bades“ ihre Arbeit aufgenommen. Ein durchaus arbeitsreiches Jahr, in dem viel Überzeugungsarbeit geleistet wurde, Bürger aufgeklärt und beteiligt, Gutachten gelesen und widerlegt wurden, schreibt Sprecherin Judith Jörg.
„Dass unsere Argumentation und stete Arbeit nun langsam Früchte trägt, freut uns“, so Judith Jörg. „Nach wie vor bezweifeln wir jedoch“, so Andrea Angenvoort-Baier von der BI, „dass das von der Stadtverwaltung bisher ausgearbeitete alternative Schwimmkonzept durchführbar ist“. Und da es sich in Glaubensfragen ja bekanntlich gut streiten lasse, gebe es nur eine Lösung: den Stresstest.
Die Stadtverwaltung könnte nach den Vorstellungen der Bürgerinitiative probeweise das Lindleinsmühle-Bad, zum Beispiel im April 2013, schließen, um zu beweisen, dass alle bisherigen Nutzer problemlos in anderen Würzburger Schwimmbädern unterkommen und die Schüler in angemessener Zeit mit Bussen dorthin gefahren werden können. Auch Schwimm- und Trainingsmöglichkeiten für die DLRG, die Synchronschwimmer, Taucher, die VHS und den TSV Grombühl müssten dann zur Verfügung gestellt werden. „Wir werden uns weiter für den Erhalt des Bades einsetzen“, so Wolfgang Keller von der DLRG.