Liselotte und Manfred Stumpf feierten am Dienstag Diamantene Hochzeit. Bürgermeister Adolf Bauer gratulierte persönlich und war sichtlich vom gesundheitlichen Zustand der beiden begeistert: „Sie sind ein Vorbild für alle“. Wie sie sich 1950 kennengelernt haben, ähnelt einem Film-Klassiker, denn Liselotte Stumpf war „das Mädchen von Nebenan“ in einem Wohnhaus in der Zellerau. Ihr Zuhause wurde im Krieg ausgebombt, weshalb sie zu ihrem Großvater evakuiert wurde.
Manfred Stumpf lebte schon seit dem Kindesalter in dem Viertel. „Wir sind uns öfter auf der Straße oder im Haus begegnet, irgendwann haben wir uns dann auch einmal unterhalten“, erinnert sich die 84-Jährige. 1956 haben sie schließlich geheiratet und sind in die Innenstadt gezogen. In der zugleich zentral und ruhig gelegenen Wohnung zogen die Stumpfs ihre Tochter und ihre zwei Söhne groß.
Die schönsten Momente waren für beide die vielen Urlaube mit den Kindern. Manfred Stumpf ist seit seinem Jugendalter begeisterter Skifahrer, sodass auch Frau und Kinder mit auf die Piste sollten. „Da man damals nur zwei Wochen Urlaub hatte, mussten wir das am Stück genießen“, erklärt der ebenfalls 84-jährige Ehemann. Bis vor drei Jahren hat er dieses Hobby noch ausgeübt, mittlerweile verbringt das Paar seine freie Zeit lieber in den Thermen der Region, aber auch zweimal in der Woche im Fitness-Studio. So schaffen sie es auch heute noch locker mehrmals täglich zu Fuß in den zweiten Stock bis zur ihrer Wohnung. „Man hat auch seine Wehwehchen, wenn man aber etwas tut, kann man diese überbrücken“, stellt Liselotte Stumpf fest.
Manfred Stumpf hat bei Koenig & Bauer Maschinenschlosser gelernt und blieb dort bis zur Rente. Seine Frau arbeitete 27 Jahre bei der Main-Post in der EDV-Abteilung. „Die ersten 20 Jahre unserer Ehe war Manfred am Wochenende stets ausgebucht, weil er sich für die Gewerkschaft engagierte“, erzählt die Gattin. Zudem war er immer wieder auf Montage. Mit der Unterstützung der Großmutter, war das jedoch für Liselotte Stumpf kein Problem.
Beide haben die wichtigsten Veränderungen in Gesellschaft und Technik hautnah erlebt. Sei es die drei Währungen Reichsmark, Deutsche Mark und Euro oder die Entwicklung vom Locher zur Diskette bis zu den Bildschirmen auf der Arbeit. Gemeinsam freuen sie sich auf das, was noch kommt. Text und Foto: Nicola Thomas