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Litfaß-Säulen als Mobilfunkanlagen?

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Litfaß-Säulen als Mobilfunkanlagen?

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    Das hätte sich Ernst Litfaß im Jahre 1855 wohl nicht träumen lassen: Als er damals die erste, später nach ihm benannte Informationssäule in Berlin aufstellte, ging es rein um den Anschlag von Veranstaltungen oder Nachrichten. Heutzutage steckt in Litfaß-Säulen bedeutend mehr: Sie leuchten, sie haben eingebaute Telefone. Ja sogar Toilettenanlagen können auf diese Weise hübsch versteckt inmitten belebter Innenstädte platziert werden.

    "Sanfte" Mobilfunk-Versorgung?

    Doch damit nicht genug. Mittlerweile hat man Litfaß-Säulen als praktische Standorte für Mobilfunkantennen entdeckt. Andernorts - wie etwa in Frankfurt - wurden die Säulen bereits entsprechend aufgerüstet. Dort bezeichnen sie die Betreiber als "ideale Ergänzung der üblichen Mobilfunk-Basisstationen" und als "richtungsweisend für die zukünftigen UMTS-Netze". Wegen angeblich sehr geringer Strahlungen wirbt man mit dem Litfaß-Säulen-Mobilfunk als "sanfter" Versorgung.

    Als jüngst der Stadtrat das erste Mal über die Möglichkeit neuer, 4,70 Meter hoher Werbeträger in der Innenstadt beriet, war viel vom Stadtbild die Rede. Mit dem Mobilfunk brachte die Mammutsäulen zunächst keiner in Verbindung. In der Zwischenzeit sind aber warnende Stimmen zu hören. So zum Beispiel die des Würzburger Aktionsbündnis Elektrosmog, das von der Stadt Aufklärung über den genauen Zweck der neuen Litfaß-Säulen fordert. Mit zwei Unterschriftensammlungen zum Thema "Gesundheitsvorsorge beim Mobilfunk" sei man auf große Resonanz gestoßen, teilt Raimund Binder als Sprecher des Aktionsbündnis mit.

    Auch CSU-Stadtrat und Mobilfunkexperte Karl Adam hat gestern in einem Schreiben an die Oberbürgermeisterin auf die möglichen Gefahren hingewiesen. Er will genau wissen, ob die Werbefirma die Säulen als verkappte Mobilfunkanlagen nutzen will. Adam macht sich seit längerem für eine "Optimierung" der Mobilfunk-Standorte stark und kämpft vor allem gegen Sendemasten in Wohngebieten.

    Sein Vorschlag, um mögliche trojanische Pferde zu zügeln: Die Stadt solle für jede einzelne Litfaß-Säule einen Pachtvertrag mit dem Betreiber abschließen, der die Mobilfunk-Nutzung verbietet. Ansonsten befürchtet Adam, rechtlich nichts gegen den Einbau von Sendeanlagen ausrichten zu können. Denn Masten mit einer Höhe von weniger als zehn Metern müssen - sofern nicht in reinen Wohngebieten oder sensiblen Bereichen wie Schulen oder Kindergärten - nicht extra genehmigt werden.

    Genehmigung für jede Säule

    Stadt-Sprecher Gunther Kunze trat gestern Befürchtungen entgegen, die Stadt könnte von getarnten Mobilfunkmasten übersät werden. "Für jede einzelne Werbesäule wird eine Baugenehmigung verlangt. Da muss natürlich die Nutzung genau bezeichnet werden", sagte er auf Anfrage. Über die Bundesnetzagentur würden alle Mobilfunkstandorte genau aufgelistet. Ziel des Vorstoßes von Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann zur Aufstellung neuer Säulen sei einzig eine Verbesserung des Stadtbildes durch mehr Einheitlichkeit und Übersichtlichkeit.

    Wie berichtet, hatte Beckmann jüngst dem Bau- und Ordnungsausschuss das Konzept einer neuen "Stadtmöblierung" vorgestellt. Anlass war ein Bauantrag der Werbefirma Staudenraus für das Aufstellen von mindestens 21 neuer Plakatsäulen. Der Stadtrat zeigte sich wegen deren geplanter Höhe aber skeptisch.

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