Die Werkstattbühne spielt Loriot. Am Samstag hatte ein knapp zweistündiges Programm mit dem Titel „Die Ente bleibt draußen“ unter der Regie von Manfred Plagens Premiere. Damit hat sich das Team um den Regisseur Großes vorgenommen.
Nun wäre zu befürchten, dass das nicht funktionieren kann. Schließlich sind die kleinen zwischenmenschlichen Episoden des Vicco von Bülow Kult, viele Leute können sie auswendig, kennen jeden Tonfall und jede Mine des Originals. Doch gleich vorweg: Der Funke springt über. Das Team der Werkstattbühne schafft es mit neun Darstellern, sein Publikum zu überzeugen und bestens zu unterhalten. Die meisterlichen Sketche, die Vicco von Bülow mit feiner Beobachtungsgabe für menschliches Verhalten vor teilweise schon mehr als drei Jahrzehnten ersann und fürs Fernsehen produzierte - oft gezeichnet oder mit ihm selbst und Evelyn Hamann in den Hauptrollen - sind nahezu perfekt.
Loriot ist nicht umsonst als Perfektionist bekannt, die alten Aufnahmen sind kaum zu übertreffen. Doch das versucht hier glücklicherweise auch niemand. Mit viel Spielfreude und ansteckendem Vergnügen schlüpfen die Schauspieler der Werkstattbühne in Rollen und Kostüme, sogar in die berühmte Badewanne, in der Herr Müller-Lüdenscheidt (mit schicker Bademütze: Harald Rauenbusch) die Bekanntschaft von Dr. Klöbner und dessen Ente macht.
Egal ob Jodeldiplom (mit Cornelia Wagner, Charlene Wright u.a.) oder Kosakenzipfel, mit Ralph Wüst, Janika Bielenberg, Herbert Ludwig und Dorothy Richter als nicht mehr lange befreundete Ehepaare: Die kurzen Szenen machen Live auf der kleinen Bühne einfach großes Vergnügen. Wernher von Schrader treibt mit der Diskussion, was nun wäre, wenn ein Trompeter in eine Geige bliese seine Frau (Dorothy Richter) in den Wahnsinn, am Ende verwandelt er sich noch ein wahres Filmmonster, nachdem er auch schon als Vertreter für ordentliches Chaos im Hause Hoppenstedt gesorgt hat. Natürlich ist auch eine von Loriots berühmtesten Figuren mit dabei, der Lottogewinner Erwin Lindemann – für Herbert Ludwig nur eine der vielen großartigen kleinen Rollen, die er an diesem Abend meistert. Dagmar Schmauß beweist in etlichen Rollen als Ehefrau eine von Loriots großen Weisheiten: Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen.
Alles in allem: Altbekanntes, das durch Loriots zeitlosen Witz auch heute noch die Lachmuskeln reizt, liebevoll und unübertrieben aufbereitet, von einer begeisterten Mannschaft mit viel Elan gespielt und durch Bühne (Verena Hemmerlein), Licht (Deborah Kötting) und Toneinspielungen der Moderationstexte (Sprecher Stephan Ladnar) in einen professionellen Rahmen gesetzt: eine runde Sache für Loriotfans und alle, die einen scharfen Blick auf allzu menschliches Verhalten schätzen.
Das Stück läuft noch bis 21. Februar, die Aufführungen sind jeweils Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag um 20 Uhr (nicht an Heiligabend, dem 2. Weihnachtsfeiertag und 2. Januar).