Den ersten Satz von 100 Grimm'schen Märchen musste der Oberdürrbacher Christian Hörnig in einer einzigen Woche für die Familienshow "Stunde der Wahrheit" auswendig lernen.100 Märchensätze, das ist doch leicht. Denkste. Von den 100 Märchen, die Christian Hörnig von SAT 1 bekommen hat, fangen allein 38 mit "Es war einmal" an. Und wenn dann noch jedes Wort, jede Silbe korrekt auswendig gelernt sein muss . . .
Vor zwei Jahren hat sich Sonja Hörnig für die "Stunde der Wahrheit" beworben, die SAT 1-Unterhaltungsshow für Familien mit Familien.
Einer aus jedem Team bekommt eine Aufgabe und sieben Tage Zeit zu üben. Schafft er die Aufgabe schafft, winken der ganzen Familie Preise. Da machen wir mit, dachte sich die dreifache Mutter. Die Hörnigs schickten ein witziges, verrücktes Homevideo an den Sender - und hörten erst einmal lange nichts.
Fast ein Jahr später wurden die Oberdürrbacher unter Hunderten Familien ausgewählt und zum Casting geladen. Wieder ein paar Wochen später, einen Tag vor Heiligabend, kam die Zusage: Ihr seid dabei. "Wer die Aufgabe bekommen würde, wussten wir noch nicht", erzählt Sonja Hörnig.
Während des Castings hatte die Polizistin erwähnt, dass sie gerne Märchen und Sagen mag. Und Christian Hörnig hatte den Kopf geschüttelt: Nee, mit Märchen habe er gar nix am Hut. Schön fies, die Aufgabe kam prompt: Vater Christian muss die ersten Sätze von 100 Märchen lernen und in der Sendung neun zufällig ausgewählte Anfänge in zwei Minuten korrekt und ohne Abweichung aufsagen können.
Urlaub, um zu büffeln
Eine Woche bis zur Show, in Oberdürrbach nahm ein Vater Urlaub, begann zu büffeln - und eine ganze Familie büffelte mit. Stundenlang, ganze Tage. Schrieb Karteikärtchen, nahm Kassetten auf, tapezierte die ganze Wohnung mit Zettelchen. Die Küche wurde zum "Es war einmal"-Raum, im Bad hingen die besonders schwierigen Fälle.
Neun teils sehr lange Sätze in nur zwei Minuten zu sprechen - allein das eine Kunst für sich. In der "Stunde der Wahrheit" muss aber jedes Wörtchen richtig zitiert sein. Es war einmal ein Mägdelein, ein Mädchen, ein Mädelein. Es lebte, es hörte, es jagte einmal . . . Wie sind bei Märchen die Sätze zum Verwechseln ähnlich!
Ihr Mann sei ganz schön unter Druck geraten, erzählt Sonja Hönig. Schließlich geht es in der Show um fünf Wünsche: ein Schaukelpferd für Nina, ein BMX-Rad für Alexander, den DVD-Rekorder für Benjamin, einen Kleinwagen für Mutter Sonja und Vaters Wohnwagen. Ein 30-köpfiger Fanclub drückte "Märchentante" Christian bei der Aufzeichnung in Potsdam die Daumen. Happy End? Und wenn er nicht . . . - am Samstag abend ist Märchenstunde.