Einmal im Redefluss ist die blonde Schleswig-Holsteinerin kaum zu stoppen. Sie spricht nordfriesisches Plattdeutsch, ihre „Muttersprache“, wie sie sagt. Mit dem Friesischen hat das nichts zu tun. Denn Friesisch ist eine eigene Sprache und damit hätte sie auch ihre liebe Mühe, erklärt sie.
Mit ihrer Führung zum Weltgästeführertag des Bundesverband der Gästeführer „Würzburg op plattdütsch“ für Gäste und Neubürger aus dem hohen Norden und „fremdsprachen“-interessierte Franken erntete sie verdutzte Blicke der Passanten. Dennoch nutzten rund 30 Bürger die Gelegenheit mit der Gästeführerin durch die „ole stadt Würzburg zu loopen“. Schließlich „gift hier sach en barg to kieken un vetellen“. Es gibt also viel anzuschauen und zu erzählen.
„Also ich versteh‘ kein Wort, aber es klingt spannend“, sagt eine Teilnehmerin. Nur gut, dass es einige Wörter im protestantischen hohen Norden überhaupt nicht gibt. Denn mit gespitzten Ohren lassen sich immer wieder mal Wörter wie „Geilana“ und „Herzog Gosbert“, den „Aposteln“, „Käppele“, „Kreuzweg“ und „Fürstbischof“ erhaschen. Und ein „Lusamgärtlein“ mit „Vogelweide“ gibt es halt doch nur in „Würzburg“, der Stadt am „Main“. So kriegt auch der fränkischste Zuhörer zumindest den groben Inhalt mit. Als die tief hängenden Regenwolken schließlich ihre Last über der Stadt abregnen und sie von „original Schietweder wie tohuus“ spricht, habe sie alle verstanden.
Schorsch und Häcker Karl
Nicht so der „Schorsch“ und der „Häcker Karl“. Mit Steingutkrug und Hacke haben sie sich unter die rund 30 Zuhörer gemischt, unterbrechen immer wieder die „Neigschmeckde“ und reichen ihre mit Wein gefüllte Bembel herum. „Aweng a saurer Jahrgang“, entschuldigen sie sich.
Offensichtlich hat sich Maike Hansen in zehn Jahren in Würzburg gut eingelebt. Denn ihre Idee zu der Führung wurde beim „Schöppeln“ mit „grooter Höög“, großer Freude, geboren.
Aufgewachsen ist sie in einem kleinen Dorf bei Husum. Doch inzwischen fällt sie auch, wenn sie zurückkehrt, mit ihrer Sprache auf. Die Kinder ihrer Freunde und Verwandten verwenden zwar auch das Platt, aber „moderat“, so wie es heute auch beim Fränkischen zu beobachten ist, dem Hochdeutschen angenähert. Hier wie dort verliert die Mundart an Kraft.
Und ach ja, „Schorsch“ und der „Häcker Karl“, ihr müsst keine Angst haben, dass die Nordlichter die Würzburger Stadtführungen an sich reißen wollen. Denn Maike Hansen kann weit mehr als nur Plattdeutsch. Zum Beispiel Wirtschaftsfranzösisch und zwar so gut, dass sie es als Professorin an der Fachhochschule ihre Studenten unterrichtet.