Nach 669 Tagen ist Land in Sicht. Viele Menschen hatten in dieser Zeit freiwillig oder auch unfreiwillig eines gemeinsam: Warten, Bangen, Zittern, Streiten, schlaflose Nächte, Hoffnung, Verzweiflung, Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit.
An Samstag, 3. Januar, dürften jedem der Verantwortlichen ein Stein vom Herzen fallen: Die Mainfrankensäle, das neue Prunkstück der Veitshöchheimer, werden nach ihrer Generalsanierung wieder eröffnet, natürlich mit einem Festakt, wie es sich gehört. Und damit alle sehen, was da in knapp zwei Jahren geschaffen wurde, gibt's am Sonntag einen Tag der offenen Tür mit einem unterhaltsamen Programm.
Dass an einer Sanierung kein Weg vorbeiführen konnte, war schon vor einigen Jahren klar. Es ging allerdings um das „Wie“. Es war ein langwieriger und schwieriger Prozess, der ein großes Durchhaltevermögen bei den Verantwortlichen erforderte, ehe nun über acht Jahre später die Wiedereröffnung gefeiert werden kann.
„Ich weiß nicht, wie teuer der Rokoko-Garten und das Schloss im Hofgarten waren, jedenfalls nicht so teuer, wie die Mainfrankensäle.“
Jürgen Götz, Bürgermeister
In den Jahren vor Sanierungsbeginn traten in dem 1981 eröffneten Haus bauliche Unzulänglichkeiten in der räumlichen Organisation, aber auch in der Gebäudetechnik und Baukonstruktion immer mehr zu Tage. So hatte der Beirat der Touristik-GmbH bereits 2006 zu bedenken gegeben, dass die Mainfrankensäle nicht mehr zeitgemäß seien. So wurde gehandelt: Nach einer von Projekt-Steuerer Holger Kess moderierten Klausurtagung im März 2011 stellte der Gemeinderat die Weichen auf der Grundlage der von Architekt Walter Schilling neu erstellten Vorentwurfs-Variante.
Bei dieser Lösung konnte der Treppenaufgang an der alten Stelle erhalten bleiben, so dass die energetische und funktionelle Sanierung des Altbestandes und die Anbauten auch in zwei Bauabschnitten realisierbar gewesen wären. Der Vorentwurf ließ auch die Option offen, die Wirtschaftlichkeit des Betriebs der Mainfrankensäle durch ein Hotel garni mit Verbindungsgang zu den Mainfrankensälen zu verbessern, falls dafür ein Privatinvestor gefunden worden wäre.
Es wurde letztendlich beschlossen, den Betrieb der Veranstaltungs- und neuen Seminarräume sowie die Gastronomie in den Mainfrankensälen zu entkoppeln, das Restaurant zu erhalten, gesondert zu verpachten und einen Catering-Bereich einzuplanen. So sollten noch unterschiedliche Optionen möglich sein, ob nach Fertigstellung die gastronomische Betreuung allein durch den Restaurant-Pächter, durch Catering-Firmen oder gemischt erfolgt.
Das neu gestaltete Restaurant führt den Titel „Kaskade“. Ein solches Kunstwerk stand einst im Veitshöchheimer Rokokogarten und wurde in den letzten Kriegstagen durch Bomben zerstört. Das Restaurant wurde völlig neu eingerichtet. Die Kosten für die Küche belaufen sich auf 330 000 Euro. Über einen Außenzugang zugänglich sind die angebaute Terrasse und das Lokal mit jeweils 65 Sitzplätzen. Als Pächter konnten der Veitshöchheimer Peter Schubert und seine Lebenspartnerin Charlotte Johanna Richter gewonnen werden.
Auf der Grundlage dieser Festlegungen erfolgte dann gemäß Gemeinderatsbeschluss vom Juni 2011 die weitere Planung durch Zusammenarbeit mit der ARGE Walter Schilling/Manuela Jatz.
Mehrmals fasste der Gemeinderat dann im weiteren Verlauf des Jahres 2012 Beschlüsse zur Finanzierung, zunächst bei kalkulierten Gesamtkosten von 13,2 Millionen Euro. So billigte das Gremium im Oktober 2012 als Zweckbestimmung die staatliche Röfe-Förderung in Höhe von zwei Millionen Euro auf der Grundlage des von Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann erstellten Grobkonzeptes der Dauerausstellung „Fastnacht in Franken und barocke Bühnenwelt“ – wobei die multifunktionale Nutzung des Erweiterungsbaus auch für den Seminar- und Tagungsbereich erhalten bleiben muss. „Röfe“ steht für „Richtlinien zur Förderungen von öffentlichen und touristischen Infrastruktur-Einrichtungen“.
Bereits Mitte April 2014 war die Gründung der Mainfrankensäle GmbH mit der Gemeinde als einzigen Gesellschafter und einem Stammkapital von 300 000 Euro notariell beurkundet. Kirsten Stang wurde als alleinige Geschäftsführerin eingesetzt. Ihr Büro ist im Neubau untergebracht, ebenso die Touristik GmbH, die das Rathaus verlässt und in den Mainfrankensälen einen kleinen Souvenir-Shop betreuen wird. Neben Reservierungen von Unterkünften und der Organisation von Rahmenprogrammen dient die Touristik GmbH auch als Kartenvorverkaufsstelle.
Bei der Kostenaufteilung entfallen zwei Drittel auf die Sanierung des Bestands und ein Drittel auf den Neubau. Mehr als die Hälfte der Bausumme von letztendlich 13,55 Millionen Euro kann die Gemeinde aus Rücklagen bestreiten. An staatlichen Zuschüssen wurden 2,4 Millionen Euro aus der Wirtschafts- und Umweltförderung bewilligt. Für 4,2 Millionen Euro hat die Gemeinde zinsgünstige kommunale Investitionskredite bekommen, die teilweise sogar zinslos und mit Tilgungszuschüssen gewährt wurden.
Höchst erfreulich war, dass trotz vieler Nachträge von 616 000 Euro, die sich im Laufe des Baufortschritts ergeben haben und nachträglich beschlossener Maßnahmen mit 565 350 Euro Mehrkosten das Gesamtvolumen von 13,55 Millionen Euro laut letzter Kostenberechnung nicht überschritten wurde.
Es ist also angerichtet, wie man so schön sagt. Apropos Kosten – Bürgermeister Jürgen Götz macht einen witzigen Vergleich: „Ich weiß nicht, was der Rokoko-Garten gekostet hat oder wie teuer das Schloss im Garten war. Aber alles, was hier bei uns im Rathaus aufgezeichnet ist, war nicht so teuer wie die Sanierung der Mainfrankensäle“.
Tag der offenen Tür
Nach zweijähriger Schließung wird das für 13,5 Millionen Euro vergrößerte und auf den neuesten Stand der Technik gebrachte Tagungs- und Veranstaltungszentrum „Mainfrankensäle“ in Veitshöchheim am Samstag (3. Januar) offiziell wieder seiner Bestimmung übergeben. Dazu wurden rund 250 Gäste eingeladen.
Nach dem Komplettumbau können sich alle Besucher am Sonntag (4. Januar) ab 10 Uhr beim Tag der Offenen Tür ein Bild von den hochwertig ausgestatteten Tagungs- und Veranstaltungsräumen machen und in die Ausstellung „Die Welt von Fastnacht in Franken“ eintauchen. Ab 10 Uhr spielt der Musikverein Veitshöchheim. Anschließend stehen Darbietungen von Veitshöchheimer Vereinen auf dem Programm. Ab 16.30 Uhr unterhält das Symphonische Blasorchester Unterpleichfeld. text: gz/Hig