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REGION WÜRZBURG: Mais und andere Feinde

REGION WÜRZBURG

Mais und andere Feinde

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    Keine Entwarnung: Die Zahlen sind nicht so schlecht wie erwartet, doch der Wiesenweihe drohen immer noch zahlreiche Gefahren.
    Keine Entwarnung: Die Zahlen sind nicht so schlecht wie erwartet, doch der Wiesenweihe drohen immer noch zahlreiche Gefahren. Foto: Fotos: Tunka/LBV-Archiv

    Noch vor 30 Jahren hätten wohl nur die kühnsten Optimisten an ein Überleben der Wiesenweihe in Mainfranken geglaubt. Doch im Gegensatz zum Rest Europas konnte sich der Bestand des Greifvogels in den letzten beiden Jahrzehnten im Würzburger Raum stark erholen.

    „Mittlerweile haben wir hier den stärksten Bestand an Wiesenweihen in ganz Mitteleuropa“, berichtet Marc Sitkewitz. Der Geschäftsstellenleiter des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) Unterfranken ist begeistert über die Erfolgsgeschichte, die durch das Engagement von ehrenamtlichen Vogelschützern geschrieben wurde. Gab es 1994 gerade einmal zwei Brutpaare des Greifvogels hier in der Region, zählten die Würzburger Vogelschützer im Jahre 2013 bereits 147 Wiesenweihe-Paare.

    Das sei umso bemerkenswerter, da andernorts in Europa selbst starke Vorkommen zusammengebrochen sind. „Es ist eine unglaubliche Bestandsentwicklung, die wir hier im Würzburger Raum beobachten konnten“, erklärt die LBV-Biologin Claudia Pürckhauer in einem Vortrag in der Neuen Universität, der anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Würzburger Kreisgruppe des LBV vom Naturwissenschaftlichen Verein Würzburg ausgerichtet wurde.

    Die Brutverbreitung der Wiesenweihe in Bayern liegt mittlerweile hauptsächlich in Mainfranken. Doch ohne die Hilfe von ehrenamtlichen Vogelschützern wäre der Greifvogel auch aus der hiesigen Natur schon längst verschwunden, betont Gerhard Kneitz, Vorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins Würzburg: „Es ist außergewöhnlich was hier erreicht wurde.“

    Die Rede ist von einer kleinen Gruppe ehrenamtlicher Vogelschützer. Sie opfern jedes Jahr tausende von Stunden für den Schutz des Greifvogels. Zu Beginn und während der laufenden Brutsaison fahren sie die Feldwege des Würzburger Umlandes ab. Immer auf der Suche nach den Nestern. Dort wo sie Wiesenweihe-Paare am Himmel entdecken, liegt meistens auch ihr Brutplatz. Gut versteckt in den Getreidefeldern. Dann gilt es das weitere Vorgehen mit den Landwirten abzusprechen. „Die enge Kooperation mit der Landwirtschaft ist das A und O“, so Pürckhauer.

    Der größte Teil der Bruten schafft es nicht, vor der Ernte auszufliegen. Dafür gäbe es zwei Gründe, erklärt die Biologin, die seit Jahren das LBV-Artenhilfsprogramm Wiesenweihe koordiniert: „Zum einen haben sich die Erntetermine in den letzten Jahren immer weiter nach vorne verschoben und oft wissen die Landwirte auch gar nichts vom heimlichen Brutvogel auf ihren Feldern.“ Umso wichtiger sei es, dass die Würzburger Vogelschützer möglichst schnell viele Nester finden. Denn schon im Mai mähen die Bauern die ersten Brutflächen.

    Zeichnet sich ab, dass die Jungvögel bis zur Ernte des Getreides noch nicht flügge sein werden, markieren die Tierschützer eine Fläche von 50 mal 50 Metern um den Horst. Der Landwirt lässt dann die Restfläche bei der Ernte stehen. Die Behörden erstatten den Bauern den entgangenen Ertrag beziehungsweise den Mehraufwand. „Meist sind die Jungvögel zwei Wochen später bereits ausgeflogen und der Landwirt kann das restliche Getreide dreschen“, erläutert Pürckhauer.

    Aber nicht nur den großen Erntemaschinen können die Jungvögel zum Opfer fallen. Auch Füchse plündern die Nester der Wiesenweihen. Deshalb bauen die Tierschützer teilweise auch Gitter und Zäune um die Brutplätze auf. „Dadurch schafften wir es für mehr erfolgreiche Bruten zu sorgen“, freut sich Pürckhauer.

    Doch die Wiesenweihe und ihre Beschützer stehen vor neuen Herausforderungen, berichtet der Geschäftsstellenleiter des LBV Sitkewitz: „Es ist noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen die Gentechnik auf den Bestand der Greifvögel haben wird.“

    Zudem bereitet ein weiteres Phänomen den Vogelschützern Kopfzerbrechen. Die Wiesenweihe jagt hauptsächlich Feldmäuse. Doch die Fortpflanzungsrate des Nagers ist den vergangenen Jahren erheblich zurückgegangen. „Das hat natürlich zur Folge, dass die Wiesenweihe es immer schwerer hat Beute zu machen. Je weniger Feldmäuse es gibt, desto weniger Wiesenweihen wird es geben“, verdeutlicht Pürckhauer den Zusammenhang.

    Auch die Biogasnutzung und der damit verbundene verstärkte Maisanbau macht dem Greifvogel zu schaffen. „Dabei können wir als Schützer der Wiesenweihe momentan noch in Mainfranken von einer Insel der Glückseligen sprechen“, berichtet die Biologin und ergänzt: „Allerdings nimmt auch hier der Maisanbau zu. Das ist ein großes Problem für die Wiesenweihe und wird zwangsläufig auch Auswirkungen auf den hiesigen Bestand haben.“

    Denn die Landwirte mähen den Grünroggen, den der Raubvogel als Brutgebiet bevorzugt, um dort Mais für die Biogasproduktion anzubauen. Dadurch werde es in Zukunft auch hier in Würzburg weniger Brut- und Jagdflächen für die Wiesenweihe geben, so Pürckhauer. „Im Gegensatz zu anderen Vogelarten ist deshalb bei der Wiesenweihe ein dauerhafter Artenschutz notwendig“, unterstreicht die Biologin die Bedeutung des ehrenamtlichen Vogel-schutzes.

    Die Vogelschützer werden also auch weiterhin in den Feldern rund um Würzburg unterwegs sein, um die Wiesenweihe vor dem Aussterben zu bewahren. „Wenn wir diesen Greifvogel hier haben wollen, dann müssen wir auch dauerhaft was für ihn tun“, appellierte Pürckhauer am Ende ihres Vortrags.

    Onlinetipp: www.lbv.de/unsere-arbeit/vogelschutz/wiesenweihe

    Wiesenweihe

    Der Greifvogel ist schlank und hat lange und schmalen Flügel. Ihren Lebensraum hat die Wiesenweihe heute meist in den offenen Agrarlandschaften (Winter-gerste, Winterweizen und Winterroggen). Ursprünglich war sie in feuchten Niederungen, Mooren und Streuwiesen heimisch.

    Der elegante Raubvogel brütet seine ein bis sechs Eier in 28 Tagen aus und die Jungvögel sind nach knapp 32 Tagen flugfähig.

    Sie jagen bevorzugt Feldmäuse, Kleinvögel und Insekten. Zum überwintern zieht die Wiesenweihe über die Sahara bis nach Westafrika.

    Ihr Bestand ist stark gefährdet, sie gilt als vom Aussterben bedroht und steht deshalb auf der Roten Liste Bayerns und Deutschlands. Quelle: LBV

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