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WÜRZBURG: Maria und Antonio Varin verlassen ihre „Botega Italiana" in der Sterngasse

WÜRZBURG

Maria und Antonio Varin verlassen ihre „Botega Italiana" in der Sterngasse

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    asdf Foto: Thomas Obermeier

    Die Küche ist winzig, kaum ausreichend Platz zum Umdrehen. Auf dem Herd steht ein großer dampfender Topf mit frischen grünen Zutaten. Die Minestrone, die es am nächsten Tag geben wird, macht jetzt schon Appetit. Daneben köchelt ein großer Topf mit Tomaten für die Bolognese. Es ist das kleine Reich von Maria Varin, und man spürt, dass die Köchin ihre Arbeit mit viel Wissen und mit Liebe macht.

    Draußen im kleinen Laden an der Sterngasse, Ecke Plattnerstraße, steht Marias Mann Antonio Varin. Er schneidet Käse und Prosciutto auf und plaudert dabei mit einer Kundin. Dass er ein waschechter Italiener ist, kann und will er nicht verbergen. Die Beiden sind ein Stück Würzburg geworden, ein Stück italienische Lebensfreude am Main. Viele Stammkunden kommen in ihre „Botega Italiana“, die der erste italienische Feinkostladen in Würzburg war.

    Nachfolger Luico Russo arbeitet sich bereits ein

    Nach einem arbeitsreichen Leben in der Gastronomie und nach 24 Jahren in ihrer Botega wollen sich Maria und Antonio Varin nun zur Ruhe setzen, was viele Kunden bedauern werden. Das Geschäft freilich hat mit Lucio Russo einen Nachfolger gefunden. Der junge Italiener arbeitet sich mit seiner Partnerin bereits ein und wird den Laden zum Monatswechsel übernehmen.

    Der Lebensweg der Varins liest sich wie ein kleiner Roman. Antonio Varin wuchs im Herzen von Triest auf und besuchte die Handelsschule. Weil aber damals ein passender Beruf in seiner Heimat schwer zu finden war, wechselte er früh in die Gastronomie. Angefangen hat er in seiner Heimatstadt. Ein Bild von damals hängt in seiner Botega und zeigt den jungen schlanken Antonio in einem schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Fliege. „Das waren noch andere Zeiten damals.“

    Stolz auf zwei Jahre im Berliner Kempinski

    Doch bald zog es den jungen Mann in die Fremde. „Daheim haben sie schlecht bezahlt“. Nach einem kurzen Abstecher in München war er zwei Jahre Chef de Rang in einem edlen Hotel Neuchâtel in der französischen Schweiz. Ein weiteres Bild aus jungen Jahren hängt daneben: Antonio Varin im renommierten Hotel Kempinski in Berlin, worauf er heute noch stolz ist. Dort war er zwei Jahre Demichef, von 1967 bis 1968. Im Kempinski kehrten damals berühmte Leute ein wie Romy Schneider. „Aber da durfte nur der Chef hin; ich habe nur mal Teller wegtragen.“

    Antonio zog es wieder in die weite Welt. Auf dem Luxusschiff Victoria war er als Stewart zwischen New York und der Karibik unterwegs. „Da haben wir nur von Trinkgeld gelebt; es war eine tolle Zeit.“

    Seine Frau Maria, die aus Treviso stammt, hat Antonio in Mailand kennen gelernt, wo sie Geschäftsführerin war in einem Café. Er hat sich gleich in sie verguckt. Mit der Zeit sammelten sich Ansichtskarten an der Wand hinter ihrer Kasse, die ein „Mr. X“ aus fernen Ländern schickte. Eine führte ihn mit dem Schiff als Stewart rund um die ganze Welt. Doch er hat sein Ziel erreicht: In Mailand hat er 1971 schließlich seine Maria geheiratet. 1973 kam ihre Tochter Dio zur Welt. Weil es ihm für das kleine Mädchen in Mailand zu gefährlich erschien, zog er mit seiner Familie für ein paar Jahre zu seinen Verwandten ins Veneto. Doch dann wurde es Antonio zu langweilig. „Mein Mann ist halt ein Wanderer“, sagt seine Frau über ihn.

    Über eine Zeitungsanzeige nach Würzburg gekommen

    So kamen sie 1978 nach Würzburg. In einer Zeitungsanzeige in ihrer Heimat war eine Stelle in der Eisdiele „Benito“ in der Domstraße ausgeschrieben. Dort hat Maria als Köchin angefangen. Später ging sie in den Hotelgasthof „Zur Stadt Mainz“ und hat acht Jahre an der Theke gearbeitet. „Die Familie Schwarzmann war immer sehr gut zu mir“, blickt sie dankbar zurück. Für ein Jahr hat sie dann im Hotel „Würzburger Hof“ an der Juliuspromenade Frühstück gemacht. Ihr Mann hatte in dieser Zeit in verschiedenen Lokalen als Kellner gearbeitet – nicht immer mit den besten Erfahrungen. Später wurde er Handelsvertreter einer großen Firma für Gaststätteneinrichtungen und Lebensmittel in Stuttgart.

    Dann gab den Beiden ein italienischen Freund, Tonino Marsico vom Bella Napoli, den Tipp, dass ein kleiner Spirituosenladen in der Sterngasse einen Nachfolger sucht. Und so haben sie zu Ostern vor 24 Jahren das Geschäft übernommen und zu ihrer, mittlerweile stadtbekannten „Botega Italiana“ umgebaut.

    Als Handelsvertreter wusste Antonio Varin, wo die besten Spezialitäten aus seiner Heimat zu bekommen waren. Und so gibt es im kleinen Laden eine schöne Auswahl an Käse, Salami, Prosciutto, Kaffee, Pasta, Weinen und Olivenöl, dazu die tägliche Mittagstafel mit selbst gemachten Antipasti, Minestrone, Salaten, Spaghetti in vielen Varianten, Gnocchi und manchem mehr, und das alles auch zum Mitnehmen. Nebenbei haben die Beiden auch einen Partyservice aufgebaut.

    Nun also ist Schluss, und nur noch wenige Tage bleiben den Kunden zum Abschied nehmen. Ob das eine gute Entscheidung war, da ist Antonio Varin nicht so sicher. „Wahrscheinlich wird es mir bald langweilig“, sagt er. So ist das halt nach einem Leben voller Arbeit.

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