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MARKTBREIT: Marktbreit: Postkarten-Kulisse mit spannender Geschichte

MARKTBREIT

Marktbreit: Postkarten-Kulisse mit spannender Geschichte

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    Seltenes Industriedenkmal: Der „Alte Kranen" am Mainufer Marktbreits erinnert an den einst florierenden Handel der Stadt.
    Seltenes Industriedenkmal: Der „Alte Kranen" am Mainufer Marktbreits erinnert an den einst florierenden Handel der Stadt. Foto: Foto: Karl Schönherr

    „Sommertipps für Daheim-Urlauber“ – so heißt unsere Serie, die während der Ferien Anregungen für interessante Ausflüge in der Region geben möchte. Unser Tipp richtet sich diesmal auch an Urlaubs-Heimkehrer. Falls Sie auf der Autobahn A 7 im Stau stecken sollten: Nehmen Sie die Ausfahrt „Marktbreit“ – das Städtchen an der südlichsten Spitze des Maindreiecks hat eine spannende Geschichte und einen malerischen Ortskern, in dem es einiges zu entdecken gibt.

    Das über dem Breitbach aufragende Malerwinkelhaus, das imposante Rathaus, das „Seinsheimer Schloss“: Die markantesten Sehenswürdigkeiten Marktbreits dürften vielen bekannt sein – zumindest von Postkarten, Bildern oder einem Spaziergang durch das Städtchen. Aber: Welche Bedeutung hatte der Ort, der heute mit seinem Ortsteil Gnodstadt auf knapp 4000 Einwohner kommt, in der Vergangenheit, und welche Geschichte haben die imposanten Handelshäuser? Eine Führung offenbart Hintergründe und Details, die einem beim reinen Schlendern durch den Stadtkern wohl entgehen würden.

    Tagelöhner in riesigen Hamsterrädern

    Das Angebot ist vielfältig: Besucher können zwischen zehn verschiedenen Führungen wählen, die unterschiedliche Themenschwerpunkte haben und sich an verschiedene Zielgruppen wenden.

    „Die Führung 'Dr. Alois Alzheimer – ein Marktbreiter wird berühmt‘ ist vor allem bei internationalen Gästen und beim Fachpublikum beliebt, zum Beispiel bei Personen, die in der Demenzbetreuung oder im Altenheim arbeiten“, erklärt Eva Castell, Leiterin der Tourist-Information. Der berühmte Neurologe wurde 1864 in Marktbreit geboren und verbrachte dort die ersten zehn Lebensjahre. In seinem Geburtshaus im Biedermeier-Stil sind in einem Gedenkraum verschiedene Utensilien ausgestellt, die von seiner Arbeit als Nervenarzt zeugen. „Alzheimer promovierte zur Ohrenschmalzdrüse“, sagt Castell und lacht. „Die Krankheit, deren Ursprung er anhand einer 51-jährigen Patientin entdeckte und dokumentierte, wurde erst nach seinem Tod nach ihm benannt.“

    Postkartenidyll: das Malerwinkelpanorama in Marktbreit.
    Postkartenidyll: das Malerwinkelpanorama in Marktbreit. Foto: Karl Schönherr

    Wer mindestens 90 Minuten Zeit mitbringt und Interesse an der Geschichte Marktbreit als Handelsstadt hat, dem empfiehlt Castell die „Klassiker“-Führung. Sie beginnt am Mainparkplatz, dem südlichsten Punkt des Maindreiecks, wo der „Alte Kranen“ steht. Anhand des historischen Tretradkrans kann man nachvollziehen, wie in der Vergangenheit Güter ver- und entladen wurden. Vor allem Gewürze, Kaffee, Heringe in Fässern sowie Holz aus den Haßbergen sollen von Marktbreit aus in Richtung Süden transportiert worden sein.

    Im Inneren des Kranen sorgten Tagelöhner dafür, dass die Güter mit Hilfe einer schweren Kette auf Schiffe verladen werden konnten. „Um die Kette zu bewegen, sind die Tagelöhner in Rädern gelaufen, die wie riesige Hamsterräder aussahen“, so Castell. Der Kranen beschleunigte den Warenumschlag erheblich und war und ist Symbol für den damaligen schwungvollen Handel in der Region.

    Deutschlandweit gibt es nur drei weitere solcher Exemplare: in Würzburg, Andernach und Trier. „Marktbreit war, bedingt durch seine geografische Lage, im 18. Jahrhundert ein bedeutender Handelsort und einer der wichtigsten Binnenhäfen im deutschen Raum“, betont Castell. „Nicht umsonst sprach man damals von 'Würzburg bei Marktbreit‘“.

    Beim Bürgermeister wird gelauscht

    Der Aufbau des Eisenbahnnetzes führte dazu, dass weniger Waren auf dem Main transportiert wurden – wodurch auch die Bedeutung von Marktbreit als Umschlagplatz abnahm. Bis 1899 war der Kranen in Betrieb, seitdem ist er ein Industriedenkmal und eines der Wahrzeichen der Stadt.

    Neben den klassischen Wahrzeichen wie dem romantischen Malerwinkelhaus und dem Renaissance-Rathaus, die vor allem in ihrer Kombination seit jeher Maler und Fotografen begeistern, werden die Besucher der Stadtführung auch auf Details aufmerksam gemacht. So zum Beispiel auf den neugierigen „Lauscher“, eine Bronzeskulptur, die – in eindeutiger Pose, mit der Hand hinter dem Ohr – am Rathaus direkt unter dem Büro des Bürgermeisters zu finden ist.

    Den Mittelpunkt Marktbreits bildet das „Seinsheimer Schloss“, das 1994 umfassend renoviert wurde. Die evangelische Kirche St. Nikolai in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlosses ist ebenfalls fester Anlaufpunkt einiger Führungen. In ihrem Inneren überraschen 60 Bilder die Besucher – von der Entstehung der Welt bis zur Leidensgeschichte Jesu. Diese sogenannte „Armenbibel“ sollte im 18. Jahrhundert armen Menschen und Analphabeten das Testament näherbringen.

    Das Renaissance-Rathaus in Marktbreit.
    Das Renaissance-Rathaus in Marktbreit. Foto: Karl Schönherr

    Bei Touristen sei Marktbreit sehr beliebt, so Eva Castell. Durch die Lage am Main-Radweg würden sehr viele Radtouristen das Städtchen besichtigen; außerdem sei es auch für Tagungstouristen interessant. Diese sind laut Castell oft im Ringhotel „Löwen“ untergebracht. Das Haus mit typisch fränkischem Zierfachwerk gilt als das zweitälteste Gasthaus Bayerns – es wurde bereits 1382 als Herbergsbetrieb urkundlich erwähnt. Prominenten Besuch hatte das Hotel im 19. Jahrhundert: König Ludwig I. von Bayern soll dort zu Gast gewesen sein.

    „Wir haben seit einiger Zeit auch vermehrt Gäste aus dem Ausland“, so Castell. Vor allem Holländer und Besucher aus dem englischsprachigen Raum kämen nach Marktbreit. „Der Wohnmobilstellplatz, der Anfang 2015 eröffnet wurde, zieht neue Zielgruppen an“, ist Castell überzeugt.

    Man muss übrigens nicht auf der Autobahn im Stau feststecken, um einen Abstecher nach Marktbreit zu machen. Die Stadt ist auch bequem mit der Bahn zu erreichen – außerdem auf dem Wasserweg. Besucher aus dem näheren Umland können ihren Ausflug mit einer Schiffstour verbinden. Wer möchte, besteigt in Kitzingen die „Neptun“ – und geht knapp eineinhalb Stunden später in Marktbreit an Land.

    Stadtführungen in Marktbreit Zehn verschiedene Stadtführungen bietet die Tourist-Information Marktbreit an: vom Klassiker, der die markantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt abdeckt, über eine Führung mit dem „Türmer“, der auch in entlegene Winkel führt, bis hin zur „Stadtführung zum Dessert“ in einem Café – für alle, die nicht mehr so mobil sind oder für Gäste mit wenig Zeit. Kinder können mit einem zehnjährigen Stadtführer auf Entdeckungstour gehen – und wer Marktbreit lieber auf eigene Faust erkundet, kann dies mit Smartphone virtuell per QR-Codes tun (an ausgewählten Gebäuden). Für Kinder gibt es die virtuelle Stadtrallye „Kidstour“ mit Quizfragen, an deren Ende – ganz analog – ein Gratis-Eis winkt. Die einstündige Führung „Marktbreit Kompakt“ findet von Mai bis Oktober jeden Samstag um 10.30 Uhr statt, Treffpunkt: "Alter Kranen" am Mainufer. Für Gruppen ist die Führung auch frei buchbar, die anderen Führungen ebenfalls. Dauer: zwischen 45 Minuten und vier Stunden, Kosten: ab 2,50 Euro pro Person. Buchungen über die Tourist-Information Marktbreit, Tel. (0 93 32) 59 15 95 oder per Mail: touristinfo@marktbreit.de. Mehr Infos auch auf www.marktbreit.de, Unterpunkt „Freizeit und Tourismus“.

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