Im Rathaus erinnert man sich nur ungern an den Februartag, an dem das Gartenamt ohne große Ankündigung die Kugelahorn-Bäume in den vier Sitzrondellen am oberen Markt abrasierte. Der Blitzaktion – angeblich waren die Bäume krank – folgten ein öffentlicher Aufschrei und politische Auseinandersetzungen: Stadträte fühlten sich in Sachen Marktplatzgestaltung „überfahren“, man befürchtete das schnelle Abräumen der beliebten Sitzrondelle, vom Baureferat auch schon mal als „Sitzwarzen“ gebrandmarkt.
Damit es am Montag nach Kiliani, am 22. Juli, nicht wieder öffentliche Wallung gibt, informiert Wolfgang Fey, zuständiger Projektleiter im Baureferat, über die prominente Baustelle oberer Markt. Dessen Wahrzeichen, der Häckerbrunnen, wird abgebaut und eingelagert. Die im Oktober 1977 aufgestellte Skulptur muss dem neuen Treppenaufgang und Aufzugshäuschen weichen. Für dieses 600 000 Euro teure Projekt, beginnen die Bauarbeiten an der Oberfläche, es muss ein Loch zur darunter liegenden Tiefgarage gegraben werden.
In diesem Zug, um Platz zu schaffen, wird auch das Sitzrondell vor dem s.Oliver-Haus abgebaut. Doch damit ist noch keine Entscheidung gefallen, wie der obere Markt rund um Treppenhaus und gläsernem Aufzugshäuschen gestaltet wird. „Damit werden sich die Stadträte im Herbst befassen“, erklärt Fey. Fest steht nur, dass der Häckerbrunnen, um ein paar Meter von seinem jetzigen Standort versetzt, zurückkommt. Die Zukunft der Sitzrondelle ist noch offen. Stadtbaurat Christian Baumgart hatte im Bauausschuss im April zusagt, dass zur Abstimmung über verschiedene Gestaltungsvarianten des oberen Marktes auch ein Entwurf dabei sein werde, der die Sitzrondelle erhält.
Wie die Entscheidung auch ausfällt, „in diesem Jahr wird in Sachen Neugestaltung am oberen Markt nicht mehr viel passieren“, mutmaßt Projektleiter Fey. Das betrifft allerdings nicht das Treppenhaus zur Tiefgarage samt Aufzug. Zu Eröffnung der neuen Tiefgaragenzufahrt in der Martinstraße muss der geforderte Fluchtweg Treppenhaus fertig sein. Der Aufzug, der für Barrierefreiheit sorgt, kommt allerdings erst im Spätherbst. Laut Fey wurde der gläserne Lift als Sonderbauwerk eingestuft. Die Einzelabnahme verursache die Verzögerung.
Ab wann die Autos durch die neuen Tiefgarageneinfahrt rollen? „Wir glauben und hoffen, dass wir das bis Mitte September hinkriegen“, sagt Fey. Es ist eine aufwändige Baustelle, allein um die Brandschutzanforderungen wie Fluchttreppenhaus und Rauchentlüftung zu erfüllen. Die Zufahrt in ihrer Schräge ist laut Fey bereits betoniert, es fehlt noch Abdeckelung.
Wie mehrfach berichtet, wird die Zufahrt zur Marktgarage in das neue Freiersche Geschäftshaus verlegt, um die künftige Fußgängerzone Eichhornstraße zu ermöglichen. Die Einfahrt zur Marktgarage erfolgt neben dem „neuen“ Hof Emeringen. Der Wiederaufbau des ehemaligen Denkmals in der Otto-Wels-Straße ist weit vorangeschritten, an der Betonfassade werden bereits Natursteine angebracht und es entsteht das Portal im historischen Stil. Das Geschäftshaus im Geviert Schönborn-, Eichhorn-, Martinstraße wächst ebenfalls und soll im nächsten Frühjahr fertig sein.
Spannend dürfte es werden, wie schnell sich die Autofahrer an die neue Zufahrt zur Marktgarage über den Paradeplatz in die Einbahnstraße Martinstraße gewöhnen und wie sich die neue Verkehrssituation entwickelt. „Im Bereich der Schönbornkapelle am Dom wird es die an den Parkhäusern üblichen Hinweistafel des Parkleitsystems geben, wie viele Parkplätze in der Marktgarage noch frei sind“, erläutert Fey. Die Autofahrer könnten dann noch den Ausweg über den Kardinal-Faulhaber- oder Paradeplatz wählen.