Auch außerhalb der alljährlichen, fünftägigen Wallfahrt zum Kreuzberg treffen sich die Mitglieder der Würzburger Kreuzbruderschaft zu Veranstaltungen. Dazu gehört ein Kreuzweg außerhalb der Bruderschaftskirche, dem Würzburger Neumünster. Der Veranstaltungsort dieser Besinnung in freier Natur wechselt von Jahr zu Jahr. Fix bleibt jedoch der Tag mit dem dritten Mittwoch im Juni. Der Kreuzweg führte die Mitglieder der Bruderschaft diesmal nach Rothof, einem besonderen und außergewöhnlichen Ortsteil von Rottendorf.
Begrüßt wurden die Teilnehmer von Organisatorin Gerlinde Heger. Im Anschluss lud Präses Pater Maximilian M. Bauer ein, im Verlauf des meditativen Kreuzwegs eine Beziehung zu den 14 Stationen und zu dem besonderen Veranstaltungsort selbst entstehen zu lassen. Besinnliche Lieder und tiefsinnige Texte, abwechselnd vorgetragen von Pater Maximilian und Präfektin Barbara Schebler aus Birkenfeld (Lkr. Main-Spessart), entführten die Mitglieder aus dem häufig allzu stressigen Alltag und gaben neue Impulse.
In Stille ließen die etwa achtzig Teilnehmer auf dem Weg von Station zu Station die Gebete, Anmerkungen und meditativen Denkanstöße auf sich wirken. Eine kurze Andacht in der kleinen, schmucken Kirche Rothofs bildete den Abschluss des religiösen Teils.
Am Rande des anschließenden gemütlichen Essens und Beisammenseins nutzte Pater Maximilian M. Bauer die Gelegenheit, an das Klosterfest der Franziskaner-Minoriten am 23. Juli und 24. Juli in Würzburg zu erinnern. Traditionell unterstützen Mitglieder der Würzburger Kreuzbruderschaft die Klosterbrüder aktiv bei den Vorbereitungen, aber auch beim Ablauf ihres Festes.
Wechselvolle Geschichte
Auf die Besonderheit des diesjährigen Treffens in Rothof wies die örtliche Organisatorin Gerlinde Heger hin. Die älteste Namensform des 1279 erstmals urkundlich erwähnten „curia Rodenhoven“ lässt lediglich die Übersetzung Rodungshof zu. Zwischen den Jahren 1579 und 1585 erwarb Bischof Julius Echter von Mespelbrunn die gesamten Anteile und überwies das komplette Besitztum seiner Stiftung, dem Juliusspital. Im Jahr 1803 wurde von der kurpfalzbayerischen Übergangsregierung die Eingemeindung nach Rottendorf verfügt. Allerdings entstand der neue Ortsteil Rothof erst 1937.
Für 1,2 Millionen Reichsmark musste das Juliusspital alle seine Besitzungen verkaufen, um zwangsenteigneten Bauern, deren Felder Truppenübungsplätze wurden, eine neue Heimat zu bieten. Familien aus Hundsfeld bei Hammelburg und Bonnland wurden nach Rothof umgesiedelt. Erst lange nach der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft wurde 1956 mit dem Bau einer Kirche begonnen. Sie ist den im dritten Jahrhundert in Cilicien, im heutigen Syrien lebenden Zwillingsbrüdern Cosmas und Damian geweiht. Sie waren die Ortsheiligen der Gemeinde Hundsfeld und wurden bei der Umsiedelung der Familien mit übernommen.
Der Kreuzweg an der Westseite der Kirche entstand erst 1998 durch den Rothöfer Künstler Wenzel Forster, anlässlich des 40-jährigen Weihejubiläums der Kirche.