Was einem sofort auffällt, wenn man Pfarrer Paul Masolo zum ersten Mal sieht, ist sein einnehmendes Lachen und seine herzliche Art, mit der er auf die Menschen zugeht. Seit gut 25 Jahren kommt der 65-Jährige jedes Jahr als Urlaubsvertretung für Pfarrer Matthias Lotz in die Nähe von Würzburg. Die letzten Jahre nach Höchberg und vorher schon nach Günterleben, wo Lotz vor seiner Versetzung in die Marktgemeinde wirkte. In dieser Zeit hat sich Vieles verändert, hier wie auch in Masolos Heimatland Uganda. Grund genug, sich mit dem Pfarrer zu unterhalten.
Frage: Herr Pfarrer Paul, Sie kommen seit über 25 Jahren regelmäßig in das Bistum Würzburg als Urlaubsvertretung. Wie kam es dazu?
Pfarrer Paul Masolo: Während meines Studiums in Rom lebte ich im Priesterseminar. In den Semesterferien gab es keine Unterstützung seitens des Vatikans und ich musste Geld verdienen. Ein Mitbruder brachte mich auf die Idee, als Urlaubsvertretung nach Deutschland zu gehen.
Frage: Konnten Sie denn die Sprache?
Masolo: Nein, kein Wort, aber in Westfalen gab es einen Sprachkurs für sechs Wochen, wo ich dachte, alles Notwendige lernen zu können. Danach wollte ich so schnell wie möglich in eine Pfarrei gehen, aber das war nicht so einfach. Zum Glück hatte der dortige Lehrer einen Kollegen, der mich aufnahm und mir noch mehr von der deutschen Sprache beibrachte. Ich wurde sicherer und im nächsten Jahr versuchte ich mein Glück mit einem Schreiben an die Diözese Würzburg, ob man nicht eine Urlaubsvertretung für einen Kollegen sucht. Es meldete sich Matthias Lotz, damals noch Pfarrer in Güntersleben. Wir nahmen Kontakt auf und waren uns sofort sympathisch. Aus dieser ersten Kontaktaufnahme wurde eine echte Freundschaft. Schon öfter hat Matthias Lotz mich in Uganda besucht.
Frage: War es nicht ein großer Kulturschock für Sie, als Sie nach Deutschland kamen?
Masolo: Natürlich gibt es viele Unterschiede zwischen Uganda und Deutschland. Aber ich fühle mich hier sehr wohl, die Menschen begegnen mir freundlich und laden mich gerne zu sich nach Hause ein. Zu einigen ist in den vielen Jahren eine Freundschaft entstanden. Ich liebe dieses saftige Grün in Deutschland und, dass alles geregelt ist. Ihr habt hier fließendes Wasser, eine Kanalisation und elektrischen Strom für alle. In Uganda haben nur rund zwölf Prozent aller Menschen Strom und Wassermangel herrscht überall. Die Bäume werden immer weniger, weil die Menschen das Holz zum Kochen oder Feuer machen verwenden müssen.

Frage: Sie genießen also die Zeit hier in Deutschland?
Masolo: Natürlich, ich gehe gerne auf Menschen zu und unterhalte mich mit ihnen. Dabei vernachlässige aber nicht meine Seelsorge. Wobei ich schon beobachten muss, dass sich in den letzten Jahren einiges verändert hat. Die Gottesdienste werden weniger und die Menschen, die sie besuchen natürlich auch. Früher haben wir beispielsweise in St. Norbert die große Zeltkirche gefüllt, heute sind es manchmal nur fünf oder sechs Gläubige in der angeschlossenen Kapelle. Das ist in Uganda komplett anders. Hier sind unsere Gottesdienste immer große Feste, zu denen sehr viele, vor allem jüngere Menschen kommen. Wir haben natürlich auch viel mehr junge Menschen, als hier in Deutschland.
Frage: Das scheint ein grundsätzliches Problem zu sein, der Bevölkerungszuwachs in Ihrer Heimat?
Masolo: Ja, und deshalb steigt auch die Arbeitslosenquote ständig an. Es gibt einfach nicht genügend Arbeit für all die Menschen und unsere Wirtschaft wird derzeit von einer großen Krise gebremst. Da entwickeln sich unsere Nachbarländer wie Tansania oder Ruanda deutlich schneller und besser.
Frage: Umso mehr genießen Sie die Zeit hier in Deutschland?
Masolo: Ja, ich gehe viel spazieren im Wald oder spiele mit Freunden mindestens zweimal in der Woche Tennis. Ich hoffe noch lange hierher zu kommen, das wäre mein Wunsch für die Zukunft.