„Mehr als Steine - Synagogen in Unterfranken“ lautet die neue Ausstellung , die ab Dienstag, 9. November, im Staatsarchiv in der Würzburger Residenz zu sehen ist. Die Ausstellung befasst vor allem mit der Geschichte des Judentums und dem jüdischen Erbe in Unterfranken, wie die Staatlichen Archive Bayerns in einer Pressemitteilung schreiben. Die Würzburger Gemeinde ist in den Quellen seit 1147 genannt und verfügt somit über die längste Tradition. Sie war ein Ort jüdischer Gelehrsamkeit mit bedeutenden Rabbinern, einer Talmudhochschule und mehreren Synagogen. Das heutige Unterfranken war bis zur Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts in zahlreiche Herrschaften aufgeteilt, die Region war laut Pressemitteilung "das am dichtesten mit jüdischen Gemeinden besiedelte Gebiet in Bayern". Und weiter heißt es: "Im Jahr 1930 gab es im heutigen Unterfranken 112 Orte mit Synagogen."
Die Ausstellung und der begleitende Katalog sind ein Beitrag zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und entstanden in Kooperation des Staatsarchivs Würzburg mit dem Team des Synagogen-Gedenkbands Bayern sowie dem Beauftragten der bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. Ausstellung und Katalog wurden von Cornelia Berger-Dittscheid konzipiert und bearbeitet.
Die Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns, Dr. Margit Ksoll-Marcon, betont in der Pressemitteilung: „Wo Baudenkmäler fehlen oder nur mehr in Teilen erhalten sind, ist der Rückgriff auf schriftliche und bildliche Quellen in den Archiven zentral." Das Staatsarchiv Würzburg verwahrt ihren Angaben zufolge "einen reichen Quellenschatz an Bauakten, Bauplänen und Fotografien, auf den im Rahmen der langjährigen Forschungsarbeit an den Synagogen-Gedenkbänden intensiv zurückgegriffen wurde“.
Unterlagen der Staatsanwaltschaften Würzburg und Schweinfurt sowie der Gestapo-Leitstelle Würzburg dokumentieren die gezielte Zerstörung von Synagogen und jüdischem Eigentum sowie die Misshandlung und Erniedrigung von Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Dr. Cornelia Berger-Dittscheid, Kuratorin der Ausstellung erläutert: „Viele Schriftstücke wurden für die Synagogen-Gedenkbände erstmals von der Forschung rezipiert." Die Ausstellung stelle die Bauformen von Synagogen in Unterfranken vor und ihre Entwicklung "von unscheinbaren Hinterhof-Synagogen zu repräsentativen Bauwerken", deren Türme und Kuppeln die Stadtbilder geprägt hätten.
Die Staatlichen Archive betrachten die Ausstellung als einen weiteren "Höhepunkt im bayerischen Kalender zum Festjahr 2021". Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Dr. Ludwig Spaenle sagt laut Pressemitteilung: „Mit dem Festjahr richten wir die Aufmerksamkeit auf das jahrhundertelange Zusammenleben von Christen und Juden in Bayern, das häufig genug von Ausgrenzung und Verfolgung, aber auch von langen Phasen friedlichen Zusammenlebens geprägt war.“ Die Ausstellung zeige dies beispielhaft an der unterfränkischen Geschichte jüdischer Gotteshäuser und schärfe damit die Aufmerksamkeit der Gesellschaft für Spuren jüdischen Lebens und für jüdisches Leben heute in der Mitte unserer Gesellschaft.
Nur wenige Synagogen Unterfrankens sind den Angaben zufolge heute noch im Ortsbild erkennbar: "Nach den Zerstörungen der Nationalsozialisten wurden viele Gebäude abgerissen oder zweckentfremdet." Die hauptsächlich aus den Beständen des Staatsarchivs Würzburg stammenden Exponate werden in der Ausstellung durch Leihgaben und Reproduktionen aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Museum für Franken, den Stadtarchiven Bad Kissingen, Gerolzhofen und Würzburg, dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, dem Landesarchiv Thüringen-Staatsarchiv Meiningen sowie aus Privatbesitz ergänzt. Der farbig bebilderte Katalog enthält zusätzlich Fotografien aus den Beständen der Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP).
Die Ausstellung ist vom 9. November 2021 bis zum 28. Januar 2022 im Staatsarchiv Würzburg, Residenzplatz 2, Residenz-Nordflügel, zu sehen. Öffnungszeiten: Mo-Do 8–16 Uhr, Fr 8–13 Uhr, geschlossen: 24.12., 31.12., 6. u. 7.1. Eintritt frei. Für den Ausstellungsbesuch gelten die jeweils aktuellen Hygieneregeln. Führungen für Gruppen (max. 20 Personen) werden zu festen Terminen angeboten. Weitere Informationen unter Tel. 0931/35529-34.


