In der Hauskapelle feierten der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) das 100. Jubiläum ihres Engagements für strafgefangene Frauen, wie der Pressedienst des Ordinariates mitteilte. „Frauen im Gefängnis aufzusuchen, ein Stück Gemeinschaft mit ihnen zu leben und so wieder Hoffnung auf die Zukunft zu schenken, ist gelebte Nächstenliebe", sagte Bischof Friedhelm und dankte KDFB und SkF für ihren Einsatz. Für die „gelebte Nächstenliebe über einen beeindruckend langen Zeitraum“ dankte Regierungsdirektor Robert Hutter, Leiter der JVA, den Verantwortlichen von KDFB und SkF. Besonders wichtig sei dieses Engagement in der schweren Phase der Entlassung zurück in das Leben in Freiheit. Hutter verwies auf das neue Projekt des betreuten Wohnens für Haftentlassene, das den Übergang erleichtere.
Der Dienst werde umso wichtiger, als die Belegungszahl in der JVA in den vergangenen Jahren von zwölf Frauen auf aktuell 87 stark angestiegen sei. Eine optimale Betreuung sei in der gegenwärtigen Form allein mit dem JVA-eigenen Sozialpersonal gar nicht zu leisten, unterstrich Hutter.
Elisabeth Stula, Diözesanvorsitzende der KDFB, und Hildburg Hopf (SkF) gaben einen Überblick über die Straffälligenhilfe. „Es gibt keine hoffnungslosen Fälle“, sagte einst die SkF-Gründerin Agnes Neuhaus. Maria Oehninger, die erste Vorsitzende des KDFB, habe 1907 begonnen, Frauen im damaligen Frauengefängnis in der Burkarderstraße zu besuchen und zu unterstützen, erinnerte Stula. Als Oehninger 1909 Mitbegründerin des SkF wurde, habe diese Organisation das Engagement aufgenommen.
„Straffälligkeit kann unter anderem eine Reaktion auf Armut und Unterversorgung sein, verbunden mit misslungenen Konfliktlösungsstrategien“, sagte Hopf. Die Straffälligenhilfe kümmere sich nicht nur um die Inhaftierten, sondern auch um deren Angehörige und Bezugspersonen. Die Lebenslagen inhaftierter Frauen unterschieden sich vielfältig von denen straffälliger Männer. „Inhaftierte Frauen übernehmen beispielsweise eine höhere familiäre Verantwortung.“ Sie lebten häufig in patriarchalisch geprägten Beziehungen und flüchteten nicht selten in Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit. Meist besäßen sie jedoch ein höheres Bildungsniveau als inhaftierte Männer. Für die musikalische Gestaltung sorgten der Frauenchor der JVA und der Verein Yehudi Menuhin Live Music Now.