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Würzburg: Metallstachel-Treppe beschäftigt Anwohner, Polizei und Stadt

Würzburg

Metallstachel-Treppe beschäftigt Anwohner, Polizei und Stadt

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    Auf einer Treppe vor einem Mehrfamilienhaus in Grombühl sind spitze Zacken montiert worden: Was wohl ein Hinsetzen ungebetener Gäste verhindern soll, birgt eine ernsthafte Gefahr. Das sieht auch die städtische Bauaufsicht so.
    Auf einer Treppe vor einem Mehrfamilienhaus in Grombühl sind spitze Zacken montiert worden: Was wohl ein Hinsetzen ungebetener Gäste verhindern soll, birgt eine ernsthafte Gefahr. Das sieht auch die städtische Bauaufsicht so. Foto: Thomas Obermeier

    Vor einem Mehrfamilienhaus im Würzburger Stadtteil Grombühl ragen auf den drei Betonstufen in zwei Reihen rund fünf Zentimeter hohe Metallstachel empor. Montiert wurden sie offenbar, um zu verhindern, dass sich ungebetene Gäste dort niederlassen können.

    Protest und Reaktionen darauf folgten sofort bei Facebook. Anwohner reagierten dagegen unterschiedlich: Neben einer Ablehnung der drastischen Maßnahme und Hinweisen auf die von ihr ausgehende Gefahr zeigten andere wiederum Verständnis dafür, dass die dort sitzenden Trinker die Bewohner wohl beunruhigt hätten. Der Betreiber eines saisonalen Verkaufsstandes für Obst und Gemüse stellte "ein interessantes Publikum" fest und beklagte den Müll.

    Situation am Wagnerplatz hatte sich beruhigt

    Das Mietshaus befindet sich am Wagnerplatz. Dort wurde bereits Ende 2014 ein Alkoholverbot verhängt, nachdem zuvor ein Streit von zwei alkoholisierten Personen einen Messerangriff provoziert hatte. Der Platz galt als ein sozialer Brennpunkt. Diese Situation habe sich aber in den letzten Jahren durch das Alkoholverbot wesentlich entschärft, meinen Anwohner gegenüber dieser Redaktion.

    Auch die Polizei zeigt am Wagnerplatz mit einer Streife mehrmals am Tag Präsenz. Das bestätigt Daniel Weber von der Inspektion Würzburg-Stadt: "Die Lage dort hat sich positiv entwickelt. Das Alkoholverbot hat Wirkung gezeigt." Der für Grombühl zuständige Stadtteilbeamte begutachtete die montierten Metallspitzen vor einer Woche und berichtete, dass dies aus Sicht der Polizei keine akute Relevanz habe. Jedoch müsse die Stadt die Maßnahme baurechtlich bewerten.

    Polizei und Bauaufsicht haben sich umgeschaut

    Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg, bestätigte, dass die Aufregung über die Metallspitzen in der Matterstockstraße im Rathaus angekommen sei: "Wir sind seit einiger Zeit an diesem Thema dran." Auch bei der Stadt gingen Beschwerden ein.

    Sollte sich jemand daran verletzen, sieht Rechtsanwalt Gerhard Hillebrand aus Neumünster, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein, den Verursacher in der Pflicht: "Wer eine Gefahrenquelle in den Verkehr bringt, muss dafür sorgen, dass anderen nichts passiert." Das Mindeste sei, einen Hinweis anzubringen oder die Gefahr deutlich hervorzuheben. "Diese Zacken sind für Passanten ja eher unauffällig", findet er.

    "Wer eine Gefahrenquelle in den Verkehr bringt, muss dafür sorgen, dass anderen nichts passiert."

    Gerhard Hillebrand, Rechtsanwalt

    Selbst wenn sich eine Person besonders tölpelhaft verhalte oder gar betrunken sei, könne dem Verantwortlichen eine Mitschuld zugesprochen werden. Deutlicher wird Hillebrand, sollte sich ein Kind verletzen. Schließlich werde es weder von einem Schild noch von einer Signalfarbe abgehalten. Dass sich die Treppe auf Privatgrund befindet, schütze den Eigentümer nicht: "Besuch gilt als sozial üblich und ist wie öffentlicher Verkehr zu betrachten", erklärt Hillebrand.

    Supermarktkunden suchen nicht nach Sitzplatz

    Metallspitzen auf den Stufen sollen verhindern, dass Passanten sich hier nicht mehr setzen können.
    Metallspitzen auf den Stufen sollen verhindern, dass Passanten sich hier nicht mehr setzen können. Foto: Thomas Obermeier

    Dem Betreiber des benachbarten Norma-Supermarktes waren die Metallspitzen noch nicht aufgefallen. Auf Anfrage erklärte der für Würzburg zuständige Niederlassungsleiter Franz Fritzenschaft: "Wir gehen davon aus, dass es nichts mit dem Kundenverkehr unserer Filiale zu tun hat. Erfahrungsgemäß suchen unsere Kunden nach der Erledigung ihres Einkaufs in den seltensten Fällen noch nach einer Sitzgelegenheit."  Inzwischen, berichtete Rathaussprecher Weiß, hat auch die Stadt gehandelt: Die Bauaufsicht setzte der Hauseigentümerin eine Frist, sich zu der Montage zu äußern, nachdem ein erstes Schreiben zunächst ohne Antwort geblieben sei.

    • Lesen Sie auch: Verständnis und Ärger zu der Stacheltreppe im Netz geäußert

    "Obwohl sich die Treppe auf privatem Grund befindet, ist ein Zugang über den öffentlichen Raum möglich", erklärt Weiß. Deshalb gehe von diesen Metallspitzen "eine konkrete Gefahr" aus. Die städtische Bauaufsicht forderte sie unter Berufung auf die Bayerische Bauordnung im Schreiben ebenfalls dazu auf, diese "unverzüglich zu beseitigen". Die Hauseigentümerin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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