Eine Rap-Version eines Hardrock-Klassikers, produziert von einem Kirchenmusiker, das kann doch nix werden – und doch war "Stairway To Heaven" in der Version von G.s Incorporated aus Würzburg und co-produziert von Michael Hanf 1997 in den deutschen Top Twenty. Am Wochenende ist der 58-jährige Tonstudio-Betreiber und Dozent der Würzburger Fachhochschule gestorben.
In den späten 90er und frühen 2000er Jahren war das Kraftstrom-Studio in der Würzburger Gneisenaustraße eines der Epi-Zentren der unterfränkischen Musikszene. Dort saß Michl Hanf hinter dem Mischpult, in Trainingsjacke, abgerissenenen Jeans und Turnschuhen in diesem geschmackvoll eingerichteten Studio mit einer Mischung aus Industrial Chic und Lounge-Atmosphäre. Gegensätze haben ihn nie gestört.
Hanf studierte Kirchenmusik, Klavier und Musikwissenschaften, aber er nahm Hardrocker auf, Popmusiker, Rapper und Songschreiber. Wer in diesen Jahren eine professionelle Studio-Produktion in Würzburg machen wollte, kam an Kraftstrom nicht vorbei: populäre TV-Sänger wie Nevio Passaro oder Meri Voskanian, Künstler wie Carolin No, Viktor Aslund oder das Philharmonische Orchester Würzburg und auch Nachwuchsbands, die für das Mainpop-Projekt der Regierung von Unterfranken eine CD aufnahmen. Allen begegnete der aus Scheinfeld stammende Mittelfranke freundlich und kompetent. "Des geht noch e bissle besser", bekam fast jeder zu hören. Denn insgeheim war die Musik von Johann Sebastian Bach der unerreichbare Maßstab.
Als die Home-Recording-Möglichkeiten professioneller wurden, war mit dem Tonstudio nicht mehr genug zu verdienen. Seit 2006 unterrichtete Michl Hanf an der FH Würzburg im Bereich Audio für Gestalter und gab Workshops zu den Themen Sound und Recording. Die Studenten schätzten sein Fachwissen, seinen Humor und seine umgängliche Art. Hanf hinterlässt einen erwachsenen Sohn.