„Man erlebt so einem Bischofsweihe wahrscheinlich nur einmal in seinem ganzen Leben, deshalb ministriere ich am Sonntag“, sagt Kira Knoesel. Die Zehnjährige ist eine von über 40 Ministranten am Kiliansdom, die am Sonntag bei der Weihe des ernannten Würzburger Bischofs Franz Jung die Zeremonie unterstützen werden. Am Mittwochabend haben die Proben für den Festgottesdienst begonnen, der etwa drei Stunden dauern wird.
Über 40 Ministranten sind dabei
Gemeindereferent Markus Schlereth (40) koordiniert seit vier Jahren die Ministrantenarbeit am Dom. „Bei dem Gottesdienst ist es am Wichtigsten, konzentriert und aufmerksam dabei zu sein, auch wenn es ein langer Gottesdienst ist“, erklärt er. Man müsse auf die Feinheiten achten, damit keine Fehler passieren. 28 Ministranten im Alter von neun bis 61 Jahren sowie 15 Studenten aus dem Priesterseminar unterstützen den Festgottesdienst. „Wir wollen allen, die hier am Dom Messdiener sind, ermöglichen, bei der Bischofsweihe dabei zu sein.“
Der älteste Ministrant am Würzburger Dom ist Wilhelm Aulbach mit 61 Jahren. „Ich ministriere fast jeden Werktag beim 9 Uhr-Gottesdienst im Dom“, sagt Aulbach. Er ist Zeitungsausträger und wenn er mit seiner Arbeit fertig ist, streift er sich Ministrantenrock und Chorhemd über und assistiert dem jeweiligen Priester. Eine der jüngsten Ministrantinnen, die bei der Bischofsweihe dabei sind, ist Constanze Behl: „Es ist ein einmaliges Ereignis und deshalb freue ich mich, dass ich dabei sein kann.“
Turnschuhe oder FlipFlops sollten die Kindern beim Festgottesdienst nicht tragen. Und wenn ein Kind während der dreistündigen Zeremonie doch einmal zur Toilette muss? „Dann sollte er oder sie einen geeigneten Moment abwarten“, so Schlereth. „Also nicht während der Wandlung oder während des Evangeliums“, erklärt er.
Viele Aufgaben für die Kinder und Jugendlichen
Angst, dass sie die drei Stunden nicht konzentriert durchhalten, haben die Kinder nicht: „Ich kann relativ gut still sitzen und im Gottesdienst passiert ja auch dauernd etwas“, sagt Kira. Zum Beispiel wird es in diesem Gottesdienst quasi drei Predigten geben, inklusive eine Ansprache des neuen Bischofs. Die Messdiener haben aber auch viel zu tun: Weihrauch schwenken, das Kreuz und die Leuchter tragen, die Kollekte einsammeln und die Älteren helfen sogar die Kommunion auszuteilen. Insgesamt sei laut Zeitplan nur drei Minuten Zeit, die Kommunion auszuteilen, daher gibt es an diesem Tag fast 30 Helfer.
Unterstützung für Paul-Werner Scheele
Hauptzelebrant ist am Sonntag der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Ihm zur Seite stehen der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann und der ehemalige Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Ebenfalls dabei sein werden auch Paul-Werner Scheele, der 1979 bis 2003 Bischof in Würzburg war, und Friedrich Kardinal Wetter, der Franz Jung seinerzeit gefirmt hat. „Für diese beiden brauchen wir zwei Ministranten, die den Bischöfen helfen, weil sie nicht mehr so gut zu Fuß sind“, sagt Stephan Steger. Er ist Leiter des Liturgiereferats und verantwortlich für die Gesamtkomposition des Festgottesdiensts.

Stephan Steger beruhigt die aufgeregte Schar aber auch: „Die Heilige Messe feiern können wir alle. Es gibt am Sonntag nur ein paar Kleinigkeiten, die anders sind.“ An diesem Sonntag bringen nicht die Ministranten die Gaben zum Altar, sondern es gibt eine Gaben-Prozession. So bringe die fränkische Weinkönigin Klara Zehnder ein Weinfässchen, Vertreter der Partnerdiözesen Kaffee aus dem afrikanischen Mbinga und Gaben aus Obidos in Brasilien. Drei Kommunionkinder reichen Brot und Wein.
Am Sonntag soll alles perfekt sitzen. „Die Ministranten machen einen ganz normalen Dienst, aber ein paar Abläufe sind natürlich anders – und die proben wir“, erklärt er. Zum Beispiel können die Ministranten nicht wie üblich auf dem Weg durch die Sakristei in den Dom gelangen, sondern ziehen vom Kreuzgang aus ein. Am Samstag stehen dann weitere Proben mit dem Bayerischen Rundfunk an.
Der Festgottesdienst auf Videoleinwand
Der Festgottesdienst wird auch ins nahegelegene Neumünster übertragen – hier gibt es weitere 500 Sitzplätze. Auf dem Kiliansplatz ist eine Videoleinwand aufgebaut.
Ministrant Das Wort „Ministrant“ kommt von dem lateinischen Begriff „ministrare“ und heißt in die deutsche Sprache übersetzt: „dienen“. Somit heißt Ministrant übersetzt „Diener“, was auch seiner Funktion entspricht, nämlich den Pfarrer im Gottesdienst (besonders in der Heiligen Messe) als Altardiener zu assistieren. Häufig werden Ministranten auch abgekürzt als „Minis“ bezeichnet. Laut Ministrantenportal waren viele Prominente in ihrer Jugend Messdiener wie Stefan Raab, Harald Schmidt, Thomas Gottschalk oder Horst Seehofer. Eine Voraussetzung für den Ministrantendienst ist: Ein Ministrant muss getauft und er muss bereits zur Erstkommunion gegangen sein. Am Würzburger Dom gibt es derzeit knapp 50 Ministranten im Alter von neun bis 61 Jahren.