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WÜRZBURG: Missionsärztliches Institut: Medizin für alle Menschen

WÜRZBURG

Missionsärztliches Institut: Medizin für alle Menschen

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    Ausbildung vor Ort: Medizinische Schulungen vor Ort, hier im Kongo, sind seit 90 Jahren Schwerpunkt des Missionsärztlichen Instituts.MISSIO
    Ausbildung vor Ort: Medizinische Schulungen vor Ort, hier im Kongo, sind seit 90 Jahren Schwerpunkt des Missionsärztlichen Instituts.MISSIO Foto: Foto:

    „Gesundheit in der einen Welt“ – das hat sich das Missionsärztliche Institut in Würzburg zur Aufgabe gemacht. Gesundheit in der einen Welt, das betrifft auch die Gesundheit der Menschen, die in Deutschland Zuflucht und Sicherheit suchen. Zur 150-Jahr-Feier von Missio-Instituts (das heuer 90 Jahre alt wird) und Missionsärztlicher Klinik (die vor 60 Jahren gegründet wurde) waren die medizinische Versorgung der Flüchtlinge in Würzburg und die medizinische Hilfe in Ländern wie Afrika und Indien Thema.

    Diskussionsrunde veranstaltet

    In einer Diskussionsrunde berichteten Professor August Stich, der Chefarzt der Tropenmedizin und Vorstand des Missionsärztlichen Instituts, Klinikgeschäftsführer Volker Sauer, Studentenpfarrer Burkhard Hose und Christine Wegener, Krankenschwester in der Gemeinschaftsunterkunft (GU), über „Flüchtlingsmedizin und christliche Verantwortung“. Der Zugang zur Gesundheit sei ein Grundrecht, sagte August Stich. „Egal ob in Slums, in Entwicklungsländern oder hier bei uns.“ Gemessen an anderen Ländern, gehe es uns in Deutschland gut. „Jedoch gibt es zwei Gruppen, die keine gute Versorgung haben. Die illegal hier lebenden und die Flüchtlinge.“ Sie müssten eine medizinische Versorgung erhalten, wie jeder andere auch.

    Momentan gibt es für die Flüchtlinge in der GU täglich medizinische Betreuung. Vormittags sind die Krankenschwester da, nachmittags sind ärztliche Sprechstunden. Einmal in der Woche kommt ein Kinderarzt. „Wir haben viele Fälle von chronischen Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder auch Dialysepatienten“, sagt Christine Wegener. „Wir werden überrannt, weil wir vor Ort sind. Ein Vertrauensverhältnis ist entstanden, das sehr wichtig ist, weil viele Flüchtlinge traumatisiert sind.“

    So lebt beispielsweise in der GU ein junger Iraker, der nach einem Bombenanschlag schwere Verletzungen erlitten hat. Nach vielen Operationen im Irak vor seiner Flucht, ist er noch immer nicht gesund. Die Verletzungen sind so stark, dass er permanente Schmerzen hat und kaum Schlaf findet. Jedoch erhält er lediglich Medikamente gegen seine Schmerzen – weitere Operationen werden ihm nicht gewährt. So sieht es das Asylbewerberleistungsgesetz vor.

    Ohne Ehrenamtliche nicht möglich

    Eben dieses Gesetz sieht auch Wegener als größtes Hindernis bei der medizinischen Betreuung der Flüchtlinge an. Auch die Sprachbarriere erschwere die Behandlung. Volker Sauer zeigte sich aber auch zufrieden mit der Arbeit in der GU. Der Vertrag mit der Regierung zur Sicherstellung der medizinischen Betreuung der GU-Bewohner erlaube es, kostendeckend zu arbeiten, jedoch sei dies ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht möglich. „Mein Wunsch ist es, dass Deutschland einen anderen Umgang mit Migranten und Flüchtlingen findet, so dass dem Beispiel viele folgen können“, sagt Sauer.

    Menschlichkeit und Zuwendung müsse immer das Ziel sein, so Hochschulpfarrer Burkhard Hose. Das Engagement in Würzburg sei überdurchschnittlich, man müsse eben Position beziehen. „Das Ganze hat natürlich auch eine politische Dimension. Deshalb müssen wir das Gespräch suchen und im Gespräch bleiben und nicht müde werden – gerade mit den Behörden.“ Christine Wegener wünscht sich die Ausweitung auf andere Gemeinschaftsunterkünfte. Sie könne sich vorstellen, in Schulen und Kitas Schulungen anzubieten, „um mehr Sensibilität und Humanität im Umgang mit den Flüchtlingen zu schaffen“.

    Ausbildung vor Ort

    „Wir sind Instrumente in der Hand Gottes“, sagte Schwester Maria Rathinam aus dem indischen Chetput. Sie ist von der Gemeinschaft der Missionshelferinnen und war zur Feier angereist. Dr. Kehinde Sowole aus Nigeria und Professor William Mahalu aus Tansania betonten die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit dem Missionsärztlichen Institut und der Klinik. Ohne die Unterstützung sei es nicht möglich gewesen die medizinische Versorgung in Afrika oder Indien soweit voranzutreiben. Die Ausbildung von Spezialisten sei eine Aufgabe, die noch vor ihnen liege. Die Fachleute aus Afrika riefen bei der Talkrunde deutsche Ärzte im Ruhestand auf, nach Afrika als Ausbilder zu kommen.

    Das Missio in der GU

    Gesundheitskurse für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft (GU) veranstaltet das Missionsärztliche Institut in Würzburg seit 2006. Den knapp 500 Flüchtlingen und Asylbewerbern aus 40 Nationen sollen die zweiwöchigen Kurse ein Basiswissen vermitteln. Menschen in der GU kämen aus Ländern mit geringeren Ressourcen, einem schlechteren Hygienestandard und einer höheren Kindersterblichkeit als in Deutschland, sagt Missio-Vorstand Professor August Stich. Zu wissen, wie Krankheiten verhindert werden können, sei gerade für das Leben in solchen Ländern wichtig. Die Basiskurse schlagen auch eine Brücke zu den täglichen Sprechstunden: Seit 2006 hat die Missionsärztliche Klinik von der Regierung von Unterfranken den Auftrag, die GU-Bewohner medizinisch zu versorgen.

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