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Mit 80 zu alt fürs Altenheim?

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Mit 80 zu alt fürs Altenheim?

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    "Mir hat man mitgeteilt, dass ich mich früher hätte anmelden müssen", sagte ein rüstiger 85-Jähriger am Rande einer Veranstaltung der CSU-Senioren-Union. Bei der gut besuchten Diskussion zu Alten- und Pflegeheimen in Würzburg hatten mehrere Zuhörer ihren Unmut über die Praxis im Bürgerspital-Heim in der Sanderau deutlich gemacht: Wer über 80 Jahre alt ist, bekomme keinen Platz im Wohnbereich.

    Auch CSU-Stadtrat Rudolf Metzler wurde als Vorsitzender der Senioren-Union bereits mehrfach von Betroffenen angesprochen und hat die Stadtratskollegen im Stiftungsbeirat des Bürgerspitals sensibilisiert. Allerdings ohne Erfolg. Stiftungsleiter Rüdiger Braun befürwortet die Altersgrenze im Sanderauer Heim: "Wir brauchen aktive und kulturell interessierte Bewohner, die sich in der Hausgemeinschaft einbringen." Das Durchschnittsalter solle durch Neuaufnahmen gesenkt und nicht angehoben werden.

    "Andere Wohnstifte in Deutschland verfahren ebenso", sagt Braun. Natürlich könne auch ein 90-Jähriger fit sein, aber: "Wie soll man das im Einzelfall prüfen?" Laut Braun liegt die Grenze aber bei 85 Jahren.

    Dass sowohl CSU-Stadtrat Metzler als auch seine Parteifreundin Helga Hoepffner, die Mitglied des Stiftungsausschusses ist, und Betroffene 80 Jahre angegeben haben, versteht Braun nicht. Auch Heimleiterin Barbara Gärtner hatte zunächst der MAIN-POST gegenüber die 80 bestätigt. Nach Rücksprache mit ihrem Chef änderte sie ihre Aussage dahingehend, "dass meines Wissens (und mindestens seit meinem Eintritt in das Wohnstift im August 2001) kein Bewohner unter 85 Jahren aus Altersgründen abgelehnt worden ist."

    "Es ist schwer nachvollziehbar, wie man überhaupt solche altersdiskriminierende Sperren aufbauen kann", bewertet Volker Stawski, Chef der städtischen Beratungsstelle für Senioren und Menschen mit Behinderungen, jegliche Altersgrenze. Denn: "Wie rüstig einer ist, hängt nicht vom Geburtsjahrgang ab, sondern ist individuell ganz verschieden." Außerdem seien 80-Jährige heute oft so fit wie vor 20 Jahren 65-Jährige. Dass es Altersklauseln auch in anderen Würzburger Heimen gibt, ist Stawski nicht bekannt. Durchschnittlich sind Würzburger 85, wenn sie in ein Heim ziehen.

    Fälle von Senioren, die aus Altersgründen vom Sanderauer Bürgerspitalheim abgelehnt worden sind, kennt auch der Leiter der Sozialstation St. Rita, Anton Vogt. Die gängige Praxis verstoße gegen den Geist der Stiftung. Sie habe wohl auch finanzielle Gründe. Vogt: "Der Stifter Johann von Steren würde sich im Grab herum drehen."

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