Petra und Roland Duss haben vier wilde aber liebenswerte Gesellen am Hals, freiwillig wohlgemerkt. Sie sind etwa 200 Kilo schwer, rotzfrech, laut und fressen fünf bis sechs Kilo frischen Fisch pro Tag. Es sind die Seelöwen Chico, Tino, Joe und Charlie, mit denen sie derzeit im Zirkus Krone auftreten.
Natürlich nahm diese Redaktion das Angebot an, mal die kalifornischen Mähnenrobben in ihrer Freizeit kennenzulernen. Schon von weitem waren sie zu hören, die vier machten einen Riesenlärm in dem großen Süßwasserbecken. Geschlafen wird nachts jedoch in Salzwassertanks im Container. Praktikant Gabriel Pankow musste für den Praxis-Versuch Mensch und Seelöwe herhalten und warf sich in den Neopren-Anzug. Neben dem Becken stand ein Eimer, der alles enthielt, was ein Seelöwe braucht, um in guter Stimmung zu sein: Fisch und nochmals Fisch.
Und los ging die Show erstmal mit einem nassen Küsschen von einem der Spaßmacher. Praktikant Pankow hatte jedenfalls ein einmaliges Erlebnis im Pool. Er schildert sein Empfinden so: „Schnell ist das kalte Wasser vergessen als die Seelöwen elegant angerauscht kommen. Die Stars aus der Manege gehen sofort auf Tuchfühlung. Angst muss man nicht haben, denn die drei sind ganz behutsam und sensibel. Vorsichtig umarmt Chico mich mit seinen Flossen und lässt sich sein weiches, glattes Fell streicheln. Er schließt seine Augen, legt seinen Kopf auf meine Schulter und scheint die Streicheleinheiten zu genießen.“
„Mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll verlangt er dann nach seinem Fisch. Belohnung muss eben sein. Frisch gestärkt schwimmen die drei Seelöwen wieder auf mich zu. Zwei nehmen mich in ihre Mitte und Chico schiebt meine Füße von hinten. Zusammen surfen wir durch das 100 000 Liter Becken. Die drei geben mächtig Gas und machen erst kurz vorm Beckenrand wieder halt. Ihr Spieltrieb ist extrem ausgeprägt. Sie springen durch das Becken oder imitieren mit ihren Flossen einen Hai.“
„Wenn man auf ihren Rücken liegend durch das Wasser gezogen wird, merkt man erst, was für eine Kraft ein Seelöwe hat. Gleichzeitig sind sie unheimlich behutsam im Umgang mit einem Menschen. Zwischen ihren mächtigen Körpern fühlt man sich trotz des eiskalten Wassers geborgen und vergisst die Welt um sich herum.“
Die Seelöwen sind bekannte Fernsehstars. In der ZDF-Serie „Hallo Robbie“ waren sie acht Jahre lang die tierischen Hauptdarsteller, die so manches Abenteuer erlebten. Trainer Roland Duss erinnert sich an eine Episode, die den mächtigen Appetit der flotten Jungs am besten beschreibt. „Wir drehten vor Rügen im Meer. Und in der Nähe war eine Fischfarm. Einer büxte aus, und besuchte das Futterparadies für Seelöwen. Er verputzte dort etwa 30 Kilo frischen Fisch. Erst dann kam er zurück. Und am Abend reihte er sich wieder ein in die kleine Schlange unserer immer hungrigen Tiere.“
Die Zuschauer im Zirkus Krone erleben bei der Vorstellung, wie Hund Max auf dem Rücken eines Seelöwen reitet. Das war Teil der Serie. Ein kleiner Terrier war laut Drehbuch in Seenot geraten und der Seelöwe nahm ihn auf den Rücken und rettete ihn. Trainerin Petra Duss jedenfalls ist stolz auf ihre TV-Stars. „Die sind wesentlich intelligenter als Hunde. Die Ausbildung beginnt im Alter von 1,5 Jahren und dauert etwa 2,5 Jahre.“ Das Verhältnis von Petra und Roland Duss zu ihren Tieren ist sehr innig. Sie leben im Winter drei Monate in Spanien mit ihrem Seelöwen-Clan, wenn es keine Tournee gibt. Petra Duss: „Wir müssen unsere Jungs ständig beschäftigen und uns immer etwas Neues einfallen lassen.“
Das Erlebnis, das Praktikant Gabriel im Becken mit den Tieren hatte, können auch andere genießen. Weil die Trainer wissen, welch tolles Erlebnis es ist, mit der lustigen Bande zu schwimmen, lassen sie behinderte und auffällige Kinder auch schon mal umsonst mit ins Becken, wenn es Anfragen gibt. Wer Lust auf einen persönlichen Treff im Pool mit Chico, Tino, Joe und Charlie hat, kann sich diesen Wunsch für ein paar Euro erfüllen. Aber Vorsicht, macht süchtig!
Vorstellungen bei Krone auf der Talavera bis 26. September: werktags 15.30 und 20 Uhr, am Sonntag 14 und 18 Uhr.