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OCHSENFURT: Mit der Blindenbrille durch den Übungsparcours

OCHSENFURT

Mit der Blindenbrille durch den Übungsparcours

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    Das Inklusionsmobil der Sport-Uni Würzburg war zu Gast in der Mittelschule Ochsenfurt.
    Das Inklusionsmobil der Sport-Uni Würzburg war zu Gast in der Mittelschule Ochsenfurt. Foto: Foto: Lorenz von Bibra

    In einer Kiste sitzend auf einem Rollbrett durch die Turnhalle gefahren werden: Das kann eine Riesen-Gaudi werden, sogar wenn man eine undurchsichtige Skibrille aufhat und nichts sieht. Vorausgesetzt, Tempo und Kurvenradius stimmen. Doch die Veranstaltung in der Ochsenfurter Dreifachturnhalle hat einen ernsten Hintergrund. Das Inklusionsmobil, das mittlerweile zum zweiten Mal in der Mittelschule zu Gast ist, möchte Schülern einen Eindruck vermitteln, wie behinderte Menschen sich fühlen.

    Sportlehrer Lorenz von Bibra will beweisen: Es geht auch ohne Grenzen. Deshalb hat er vor drei Jahren an einer Fortbildungsveranstaltung der Universität Würzburg teilgenommen. „Da erfuhr ich von dem Inklusionsmobil“, sagt von Bibra. Das Projekt „No Limits“, zu dem auch das gleichnamige Sportfest gehört, hat die Würzburger Sport-Uni ins Leben gerufen. Sportstudenten kommen auf Wunsch mit verschiedenen Utensilien an die Schulen und bieten Übungen an, mit denen das Verständnis für behinderte Menschen verbessert und das Thema Inklusion verdeutlicht werden soll.

    Mit Rollstuhl und Blindenbrille unterwegs

    „Unser Ziel ist es, dass es irgendwann völlig normal ist, wenn Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam Sport treiben“, sagt Lea Dippold. Sie gehört zu den Studenten, die an diesem Tag nach Ochsenfurt gekommen sind. Gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Thomas Tietz teilt sie die Schüler in verschiedene Gruppen ein. Der Reihe nach werden die Schüler mit Blindenbrille und Rollstuhl konfrontiert.

    Ein für Rollstuhl-Basketball geeigneter Rollstuhl, das verrät Lea Dippold, kostet an die 3000 Euro. Die Sport-Uni hat einige davon, denn gemeinsamer Sport von Behinderten und Nichtbehinderten ist durchaus schon verbreitet. Lea Dippold erzählt von Rollstuhlhockey, Sitzvolleyball, Rollstuhlbasketball und Blindenbiathlon. Ein mit Glöckchen bestückter Ball kommt beim Blindenfußball zum Einsatz.

    Die Schüler kommen ins Grübeln

    Bis man aber so weit ist, ohne Sehvermögen Sport treiben zu können, muss man den Alltag meistern können. Wie schwierig das ist, erfahren die Mittelschüler mit der wuchtigen Blindenbrille auf dem Gesicht. In einem Teil der Dreifachturnhalle ist ein Parcours aufgebaut, den die Schüler jeweils zu zweit überwinden müssen: Einer hat die Blindenbrille auf, der andere führt ihn möglichst sicher über die Hindernisse.

    „Man merkt, dass die Schüler nach den Übungen schon ins Grübeln kommen“, sagt Sportlehrer Lorenz von Bibra. Denn wer unerwartet mit dem Fuß an ein Hindernis stößt, steht plötzlich vor einer Herausforderung. Und wenn es nur eine niedrige Bordsteinkante ist. Ebenso gewöhnungsbedürftig ist es, sich von seinem Partner führen zu lassen und auf seine Verlässlichkeit angewiesen zu sein.

    Auch Führen will gelernt sein

    Die Wahrnehmung der Umgebung ist als Blinder nicht einfach, ebenso die eigene Position darin. Das wird deutlich, als die Schüler aufgefordert werden, aus einem Kreis mit mehreren Personen ein Viereck oder einen Buchstaben zu bilden. Das, was herauskommt, gleicht weder einem Viereck, noch dem vorgegebenen Buchstaben.

    Auch das Führen eines blinden Menschen will übrigens gelernt sein. Ihm rechtzeitig bescheid zu sagen, wenn ein Hindernis naht oder eine Richtungsänderung ansteht, daran müssen die Schüler denken. Bei der anschließenden Besprechung mit den Sportstudenten sagt eine Schülerin, sie habe mit der Blindenbrille plötzlich sehr viel mehr auf die Geräusche um sie herum geachtet als sonst.

    Inklusion ist mehr als Integration

    Inklusion ist etwas, das sich sowohl die Sportstudenten von der Uni als auch Sportlehrer Lorenz von Bibra als Normalzustand wünschen: mehr als Integration, wo eine immer noch abgegrenzte Gruppe in eine größere eingebunden wird. An der Ochsenfurter Mittelschule seien auch bereits einige Kinder mit Behinderungen, erklärt von Bibra. „Die Inklusion ist an der Schule angekommen“, sagt der Lehrer.

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