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WÜRZBURG: Mit der Technik der Romantik

WÜRZBURG

Mit der Technik der Romantik

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    Einblicke: Christoph Bossert an der neuen Übungsorgel der Musikhochschule.
    Einblicke: Christoph Bossert an der neuen Übungsorgel der Musikhochschule. Foto: Foto: Frank Kupke

    (kup/jk) Die Würzburger Hochschule für Musik hat eine neue Übungsorgel. Ein „solider Grundstock an Ausbildungsinstrumenten“ sei nötig, um im Vergleich mit anderen Musikhochschulen bestehen zu könne, sagt Orgelprofessor Christoph Bossert.

    Das neue Instrument ist für die Ausbildung von Organisten vor allem deswegen wichtig, weil es Besonderheiten aufweist. Besonderheiten, wie sie zwar im modernen Orgelbau nicht mehr üblich sind, wie sie Organisten in ihrer Berufspraxis aber immer wieder vorfinden. Die Rede ist von der mechanischen Kegellade. Mit dieser Technik wurden Orgeln bis in die 1920er Jahre hinein ausgestattet. Im ländlichen Raum sind solche Instrumente noch immer weit verbreitet.

    Dabei geht es um kleine kegelförmige Ventile, durch die der von den Bälgen erzeugte Wind in die Register und die Pfeifen gelangt, wenn eine Taste auf dem Manual gedrückt wird. Das kling sehr theoretisch, ist aber in der Praxis, also beim Spiel, spürbar. Anders als bei einer pneumatischen Kegellade, gibt es bei mechanischen Kegelladen keine Tonverzögerungen – der Ton erklingt unmittelbar nach dem Drücken der Taste. Und: Die Pfeifen sprechen nicht mit derselben Tonschärfe an, wie dies bei den sogenannten Schleifladen der Fall ist. Schleifladen sind für Barockorgeln typisch.

    Die besondere Farbigkeit des Pfeifenklangs einer Orgel mit mechanischer Kegellade kommt vor allem der authentischen Interpretation von Orgelmusik aus der Romantik entgegen. Doch die Register der neuen Musikhochschul-Orgel ermöglichen durchaus auch Barock-Klang. Historisch habe es ohnehin keinen datierbaren Bruch zwischen barockem und romantischem Klang gegeben, betont Bossert. Erst die von falschen ideologischen Reinheitsidealen getriebene Orgel-Bewegung in den 1920er und 30er Jahren habe unter dem Schlagwort „Zurück zu Bach“ oder sogar „Zurück in die Zeit vor Bach“ diesen Bruch propagiert. In Süddeutschland finde man schon im frühen 18. Jahrhundert – also noch in der Epoche des Barock – Orgeln mit Registern, die später Grundlage des romantischen Klangbildes wurden, so Bossert.

    Vorbild für die 150 000 Euro teure Unterrichtsorgel, die von der Firma Lenter aus Großsachsenheim bei Ludwigsburg gebaut wurde, war die historische Kegelladenorgel, die Eberhard Friedrich Walcker 1845 in Hoffenheim baute. Das Instrument gilt geradezu als der Prototyp der romantischen Orgel.

    Üblicherweise bringt die mechanische Kegellade Nachteile: Eine solche Orgel braucht umso mehr Wind, je mehr Register gezogen sind. Zudem lässt sich dasselbe Register nicht gleichzeitig auf unterschiedlichen Manualen spielen. Bei der neuen Unterrichtsorgel, die neun Register und drei Manuale hat (plus Pedal), gibt es diese Nachteile nicht. Orgelbauer Lenter hat die Technik entsprechend weiterentwickelt.

    Für die neue Unterrichtsorgel wurden zwei Übungsräume der Abteilung Kirchenmusik zusammengelegt. Der jetzt doppelt so große Raum ist mit mehreren Instrumenten ausgestattet. Das ermöglicht kammermusikalisches Zusammenspiel.

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