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OCHSENFURT: Mit der Weinstube Fröhlich schließt ein traditionsreiches Gasthaus für immer seine Türe

OCHSENFURT

Mit der Weinstube Fröhlich schließt ein traditionsreiches Gasthaus für immer seine Türe

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    1896 hatte Lieselotte Bücholds Großvater Josef Fröhlich das Anwesen mit Gastwirtschaft und Metzgerei gekauft. „Zur Rose“ hieß das Wirtshaus damals noch, bis Josef Fröhlich 1902 das Wirtshausschild samt Bierschankrecht ans spätere Gasthaus Rose verkaufte und aus seinem Lokal das Weinhaus Fröhlich machte.

    Josef Fröhlichs Sohn Franz wuchs in und mit dem Gasthaus auf, bis er es 1940 ganz übernahm. Acht Jahre später kam seine Tochter Lieselotte zur Welt. Und auch für sie war die Weinstube von Anfang an ein Teil des Lebens geworden. 1975 übernahm sie gemeinsam mit ihrem Mann Kurt die Weinstube. Die kleine Metzgerei hatte man 1969 schon aufgegeben. Keiner habe sich mehr mit den Lehrbuben rumärgern wollen, erzählt sie.

    Wie für zwei Generationen zuvor bestimmte der Betrieb fortan den Lebensrhythmus des jungen Paares und der drei Söhne, die im Laufe der Jahre zur Welt kamen. Kurt Büchold gab für die Wirtschaft seinen Beruf auf und kümmerte sich fortan mit Lieselotte um die Weinstube und die drei Fremdenzimmer. Mutter Karoline Fröhlich unterstützte sie dabei nach Kräften. Bis sie vor sechs Jahren im Alter von 95 Jahren starb, war sie der gute Geist des Hauses.

    Nach der Modernisierung in den frühen 80er Jahren florierte „der Fröhlich“, wie die Weinstube von den Ochsenfurtern genannt wurde. Vereinstreffen, Familienfeiern, Schafkopf-Partien und viele Stammgäste wussten das Wirtshaus zu schätzen, an dessen Tresen ernste Diskussionen genauso ihren Platz hatten wie Stammtisch-Geschmarr.

    Reichtümer seien auf diese Weise zwar nicht zu verdienen gewesen, sagt Lieselotte Büchold, aber es habe immer gelangt. „Es war mir wichtig, dass alles vom Herzen kommt.“ So hätte sich das Ehepaar auf den gemeinsamen Lebensabend freuen können, wenn nicht ein furchtbarer Schicksalsschlag alle Pläne zunichte gemacht hätte. Vor neun Monaten starb Kurt Büchold an Krebs.

    Lieselotte Büchold flüchtete sich in die Arbeit, verwarf alle zuvor schon gefassten Gedanken an einen Ruhestand. „Ich hab' gedacht, ich muss weitermachen, sonst dreh' ich durch“, erinnert sich die 61-Jährige. „Jetzt, wo ich Zeit hab, ist der Kurt nicht mehr da.“ Lieselotte Büchold hat weitergemacht, auch deshalb, weil sie glaubte, es ihren vielen Stammgästen schuldig zu sein.

    Dass es jetzt doch anders kam – „das hat sich einfach so ergeben“. Die drei Söhne stehen in ihren Berufen, keiner war bereit, das Gasthaus zu übernehmen. Und den Betrieb in fremde Hände zu verpachten, das war ohnehin nie ein Thema.

    Sohn Andreas Büchold, von Beruf selbstständiger IT-Dienstleister, hat sich schließlich entschieden, das alte denkmalgeschützte Haus zu übernehmen. Aus der Zeit um 1460 stammen der Dachstuhl und einige der aus Fachwerk und Lehm gebauten Zwischenwände. Ein Jahr hat er sich Zeit genommen, um das Haus von Grund auf zu renovieren. Dort wo jetzt noch die Gaststube ist, soll künftig das Büro seines Betriebs hin, oben die Wohnung.

    Wie sich Lieselotte Büchold dann die Zeit vertreiben wird, weiß sie noch nicht. „Die Tage gehen rum“, sagt sie, „ich hab ja vier Enkelkinder.“ Aber die Abende, an denen sie normalerweise hinter am Schanktisch oder in der Küche stand, die werden lang. Ein bisschen hofft Lieselotte dabei auf die Freundschaften, die mit den Jahren zu vielen Gästen entstanden sind.

    Für trübe Gedanken hat die Wirtin ohnehin keine Zeit, jetzt schon gleich zweimal nicht. In diesen Tagen Tagen gibt es allerhand zu tun. Viele Gäste nutzen die Gelegenheit zu einer letzten Einkehr „beim Fröhlich“. Und am Samstag steht dann noch die letzte Familienfeier an. Lieselotte Bücholds Enkel Arian wird getauft. So finden 114 Jahre Familientradition einen würdigen Abschluss.

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