Was vereint die Bayerischen Sparkassen, das Bayerische Kultusministerium, die Gemeinde Gerbrunn und andere mit der Bavaria Film GmbH? Sie alle gehören zu den Spendern der Förderpreise der Bayerischen Schulfilmtage. Wobei Bavaria 2015 erstmals einen solchen Preis gestiftet hat. Die Gründe hierfür legt Walter Hölzl dar. Er ist bei der Film GmbH zuständig für Aus- und Weiterbildung: „Wenn wir es schaffen, Schülerinnen und Schüler in Filmgruppen zu bekommen, lernen sie den Umgang mit allen Formen des Bewegtbildes von Anfang an. Dann können wir sie für ihr „mediales“ Leben der Zukunft fit machen. ,Vom Konsumenten zum Produzenten‘ ist der Grundsatz, dem wir uns seit Anfang unserer medienpädagogischen Arbeit verschrieben haben.“
Auf dem besten Weg dahin sind die ehemaligen Viertklässler der Eichendorffschule Gerbrunn. Heute elf und zwölf Jahre alt, und inzwischen Sechstklässler, freuen sie sich am Wochenende ganz besonders auf die Filmtage, die sie aus ihrer Grundschulzeit gut kennen. Mit ihrer Klassenlehrerin Brigitte Fritsch haben sie in früheren Jahren mit ihren Aufführungen für Kurzweil bei der Eröffnungsveranstaltung gesorgt.
In diesem Jahr nun ist ihre Rolle eine ganz andere. Diesmal nämlich hat es der vor gut 18 Monaten fertiggestellte Film der Klasse 4b in den Wettbewerb geschafft. „Wir würden uns schon sehr freuen, wenn wir einen Preis bekommen“, gibt Marek (elf Jahre) zu. Klassenlehrerin Brigitte Fritsch meint dagegen, die Schüler seine bereits Gewinner – weil man es überhaupt in den Wettbewerb geschafft hat. Gezeigt wird der Film der ehemaligen Viertklässler („Wir machen eine Weltreise“) am Samstag, 17. Oktober, ab 10.45 Uhr.
Uneingeschränkt überzeugt, dass ihr Gemeinschaftswerk tatsächlich Preis-würdig ist, zeigen sich die Schüler nicht. Kein Wunder, wissen sie doch aus früheren Jahren, „die Konkurrenz ist echt groß“, sagt Joscha (elf). „Da waren schon immer echt tolle Filme dabei“, bestätigt Marek.
Klein machen müssen die Gerbrunner sich und ihr Werk aber nicht. In vielen Punkten genügen sie genau dem, was die Jury von den Schulfilmern erwartet. Ihr Weltreise-Rap ist keine filmische Selbstverwirklichung eines (erwachsenen) Lehrers, sondern erarbeitet von und mit Schülern, mit ihren Möglichkeiten und im schulischen Umfeld.
„Wir würden uns schon sehr freuen, wenn wir einen Preis bekommen.“
Marek (elf Jahre), Schüler der Eichendorffschule Gerbrunn
Die Texte des Raps haben sie in der vierten Klasse selbst und teilweise aus eigenem Erleben gestaltet und dann auch gesungen. Auch die Hintergründe und Utensilien haben sie selbst angefertigt – mehr als ein Monat Kunstunterricht ist für die Gestaltung der Flaggen und Utensilien drauf gegangen. „Am anstrengendsten war die Flagge von Kasachstan“, erzählt Emily (elf Jahre alt) und rollt dabei vielsagend die Augen.
Unterstützt wurden die Gerbrunner bei Musik, Ton und Bild von Stefan Beckenbauer, dem früheren Schulsozialpädagogen und heutigen Rap-Dozent. „Aus alter Verbundenheit zu unserer Schule, hat er uns das Projekt angeboten“, erklärt die Klassenlehrerin. Es war eine besondere Erfahrung für die Kinder, in der sogenannten „Green Box“, quasi im leeren Raum, zu hantieren. Die selbst gestalteten Bilder wurden dann erst hinterher als Hintergrund eingefügt.
Auch der Rap selbst, Musik und Gesang, lief beim Filmen als vorher gefertigte Aufnahme von der CD. Last but noch least war es alles andere als einfach, sich vor der Kamera passend zu Text und Musik zu bewegen, erzählen die Schüler. Da waren Anleitung und Unterstützung vom erfahrenen Schulfilmer, Festivalleiter Thomas Schulz, willkommen.
Das Produkt aus all dem sowie insgesamt weiteren gut 20 Schulstunden (außerhalb des Kunstunterrichts) nahm Brigitte Fritsch mit in die Sommerferien. Um dann gut zwei Wochen mit dem Schneiden des Fünf-Minuten-Streifens zu verbringen. Ob sich für Mühe für alle über den eigenen Spaß am Projekt hinaus gelohnt hat und das Produkt auch anderen gefällt, dass wissen die Schüler spätestens nach der Preisverleihung am Sonntagvormittag. „Das wird spannend“, prophezeit Noah (elf Jahre).
Auch die Gemeinde Gerbrunn stellt den Organisatoren aus der Eichendorffschule nicht nur die örtliche Mehrzweckhalle wieder für die Filmtage zur Verfügung, sondern stiftet wieder einen eigenen Preis. Und das obwohl Bürgermeister Stefan Wolfshörndl das gar nicht für so wichtig hält. Mindestens genauso bedeutsam, sagt das Ortsoberhaupt, seien das Kennenlernen Gleichgesinnter, die Gespräche mit Profis und anderen Schulfilmgruppen und das Knüpfen neuer Netzwerke.
Was in der großen Politik und der Gesellschaft gelte, gelte auch hier, sagt Wolfshörndl: „Wer mehr voneinander weiß, wer sich kennt, dem anderen Wertschätzung entgegen bringt, hat keine Vorurteile und Probleme mit seinem Gegenüber.“ Womit Wolfshörndl ein Thema anspricht, das sich durch einige Beiträge aus der Region Würzburg zieht, wie diese eindrucksvoll belegen.
• So beschäftigte sich beispielsweise Viertklässler der Grundschule Rieden in „Boys vs. Girls“ filmisch mit der oft gestellten Frage, ob es sie wirklich gibt, die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein (Freitag, 16. Oktober, gegen 19.35 Uhr, Dauer: elf Minuten). • Die Filmgruppe des Röntgengymnasiums in Würzburg (5. bis 8. Klasse) widmet sich – ebenfalls elf Minuten lang – dem, Thema, was tun, wenn sich das Klassenzimmer zur Seite neigt – nur um beim Erscheinen einer Lehrkraft blitzschnell wieder Normalität vorzutäuschen. Ihr Film „Raum 307“ läuft am Freitag, 16. Oktober, als Eröffnungsfilm zwischen 17 und 18 Uhr.
• „Plätzchen für Zwei“ backen die Schüler des P-Seminars am Friedrich-König-Gymnasiums Würzburg (FKG). In vier Minuten zeigt die Variation der Kurzgeschichte „Spaghetti für Zwei“ von Frederika de Cesco wie schnell der Mensch sich von Vorurteilen in die Irre führen lässt (Freitag, 16. Oktober, gegen 19.20 Uhr).
• Eine Fleißarbeit haben die Filmer der 11. Jahrgangsstufe des FKG eingereicht. Der Zeichentrickfilm „Orange roller“ besteht aus über 1000 DINA-Blättern (Samstag, 17. Oktober, gegen 14.15 Uhr; zwei Minuten).
• Das Filmthema unglückliche Liebe steht im Mittelpunkt von „Lady in Red“, dem Beitrag der Berufsschule Don Bosco (Freitag, 16. Oktober, gegen 21.30 Uhr, fünf Minuten).