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WÜRZBURG: Mit Ernst und Leidenschaft

WÜRZBURG

Mit Ernst und Leidenschaft

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    Eberhard Peiker.
    Eberhard Peiker. Foto: Foto: Th. Müller

    Es war sein 73. Geburtstag als Eberhard Peiker am 1. Oktober die neue Spielzeit am Mainfranken Theater eröffnete, als er als neues Ensemblemitglied den Patriarchen in Gotthold Ephraim Lessings Drama „Nathan der Weise“ gibt – zusammen mit anderen neuen Kollegen, die teils frisch von der Schauspielschule kommen. Peiker hingegen kann auf 50 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken.

    Regie führt im „Nathan“ der neue Intendant Markus Trabusch, mit dem der gebürtige Königsbrunner Peiker nun von Augsburg nach Würzburg wechselt. Eberhard Peiker, dessen Präzision und Denkschärfe man für Rauheit halten könnte, hat in seinem langen Schauspielerleben auch politisches Kabarett, Hörspiele, Film und Fernsehen gemacht. Nach seinem letzten, 15 Jahre währenden Engagement am Theater Augsburg hat ihn die Lust auf Neues ebenso wenig verlassen wie sein zweiter treuer Begleiter: „Ich habe Lampenfieber, Punkt. Man spielt immer wieder neue Rollen, warum also sollte das besser werden? Je älter ich werde, desto stärker wird auch das Gefühl von Verantwortung.“

    Würzburg kennt Peiker noch aus Kindertagen, als er seine Ferien auf dem Bauernhof des Onkels in der Region verbrachte. Dass er heute lieber Wein als Bier trinkt, spricht ebenfalls dafür, dass er sich in Würzburg wohl fühlen wird. Trotzdem möchte er weiterhin mit seiner Frau in München wohnen bleiben, die im medizinischen Bereich arbeitet und seit 37 Jahren an seiner Seite ist. „Vorher war ich elf Jahre lang mit einer Schauspielerin verheiratet. Das reicht!“ In Würzburg hat Peiker für den Bedarfsfall einen privaten Unterschlupf gefunden.

    Dass Eberhard Peiker bis zu seinem 19. Lebensjahr geboxt hat „so wie andere Fußball spielten“, sieht man ihm in keiner Weise an: Er wirkt groß und hager. Doch ihm wurde der Sport zu gefährlich, nicht zuletzt für seine Arbeit als Schauspieler, die von seinen Erfahrungen im Boxsport immer wieder profitiert hat – zum Beispiel in Lutz Hübners Jugendtheaterstück „Das Herz eines Boxers“, für das Peiker in den höchsten Tönen schwärmt. Schach spielt der Schauspieler, seit er acht ist. Turniere entführen ihn regelmäßig aus der Theaterwelt.

    Derlei private Details erfährt man allerdings nicht von Peiker selbst – er ist wahrlich kein Schwätzer –, die hat sein 41 Jahre jüngerer Schauspielerkolleg Martin Liema ebenfalls neu in Würzburg, verraten, der beim Interview neben ihm saß.

    Auf die Frage, wie die Proben zu „Nathan“ seiner Einschätzung nach liefen, antwortet Peiker: „Das entscheiden die Kritiker, vor allem das Publikum.“ Nach wie vor fällt es ihm schwer, sich selbst und die eigene Arbeit auf der Bühne zu beurteilen. Rezensionen nimmt er ernst, lässt sich aber kaum davon beeinträchtigen. „Ich habe Hymnen bekommen und miserable Kritiken.“ Von Lieblingsrollen oder -charakteren will Eberhard Peiker nichts wissen: „Sobald ich etwas lieber mag als das andere, beginne ich zu bewerten. Aber der Zuschauer zahlt und soll in jedem Fall das Beste kriegen. Also nehme ich jede Produktion und Rolle gleich ernst, ob groß oder klein.“

    Pflichtbewusstsein scheint in Peikers Arbeitsleben einen besonderen Stellenwert einzunehmen. Zwar spricht er im Zusammenhang mit seinem Beruf auch von Leidenschaft, doch kommt er immer wieder auf den Begriff „Ernst“ zurück.

    Gelassen geht er mit Differenzen im Berufsalltag um: „Das Theater ist wie das Leben; es gibt überall sympathische und unsympathische Menschen.“ In Würzburg bleibt Eberhard Peiker nun für mindestens zwei Jahre.

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