Für das Mädchen aus Güntersleben bedeutet die Diagnose erstmal Infusionen und zehn Tage Abwesenheit von Job und Berufsschule. Ihr Vater sagt, auch Freundinnen von ihr hätten sich über zu hohe Lautstärken in der Disco beschwert. Doch die Lage ist klar: Die Musikanlagen haben alle Limiter, also Lautstärke-Begrenzer, die von einem Ingenieur-Büro auf die zulässigen Dezibel-Werte für das entsprechende Stadtgebiet und die spezielle Lage eingemessen werden. Allerdings ist diese Messung auf den Außenbereich ausgelegt. Sie schützt eine eventuelle Nachbarschaft, nicht die Discobesucher selbst.
Diese gesetzlich erlaubte Lautstärke kann dann nicht mehr überschritten werden. Dafür sorgen städtische Mitarbeiter, die diese Anlagen versiegeln, macht Horst Waibel, Chef der allgemeinen Bürgerdienste klar, dessen Abteilung die Diskotheken überwacht. Nur selten kommen Beschwerden von Besuchern, dass es in den Discos zu laut ist. Aber wenn die Siegel an den Limitern intakt sind, gibt es keine rechtliche Möglichkeit einzuschreiten, so Waibel.
Sein Mitarbeiter Karl Henig betreut die Diskotheken Würzburgs. Auch er bekommt selten Beschwerden von Discogängern. Seit viele Betreiber ihre Discjockeys für das menschliche Gehör sensibilisieren und bei Experten einen DJ-Führerschein machen lassen, ist vieles besser geworden.
Einen gesetzlichen Grenzwert für die Lautstärke in den Clubs gibt es laut Henig noch nicht. Allerdings ist das bayerische Gesundheitsministerium seit fast einem Jahr dabei, einen bundesweiten Vorstoß in Richtung 99 Dezibel Höchstlautstärke zu machen. Sprecherin Katrin Grimmer: „Die rechtliche Seite ist noch nicht ganz geklärt. Der Vollzug muss sicher sein für die Städte und Gemeinden.“ Bei festinstallierten Anlagen in Discos sei die Überwachung und Umsetzung leichter als bei Veranstaltungen mit Bands, die oft eine eigene Ausrüstung mitbringen. Und man wolle keine Ungleichbehandlung.
Soundpark-Betreiber Rudi Schmitt sagt, dass ihm die Gesundheit seiner Gäste am Herzen liegt. Da gebe es einmal deutliche Warnhinweise am Eingang der Disco, die auf die hohen Lautstärken aufmerksam machen, sagt der Disco-Chef. Dann bietet Schmitt an den Kassen den Gehörschutz zum Selbstkostenpreis von 50 Cent an. Und vernünftige Gäste nutzten das auch, denn in zwei Monaten wurden 1500 solcher Stöpsel verkauft. Es gebe Rückzugsbereiche in seinen Discos, wo sich die Gäste entspannen könnten und der eigene Techniker überprüfe immer wieder, dass Limiter und Anlagen einwandfrei funktionierten.
Seine DJ's haben Seminare in Nürnberg gemacht, wo sie alles rund um das Gehör und das Thema Lautstärke lernen. „Die sollen bei uns im Soundpark nicht bis an das gesetzliche Maximum gehen, dafür sorge ich selbst“, sagt Schmitt.
An dem Tag, an dem sich Yvonne ihr Ohrenproblem einfing, gab es im Club eine Tanz-Show, der Laden war voll und die Gäste selbst sehr laut. Vielleicht war das ein zusätzlicher Faktor, spekuliert der stellvertretende Soundpark-Geschäftsführer Peter Hugo.