Wenige Schritte vom Main öffnen sich ungeheure Weiten. Elf großformatige Fotografien des nordfriesischen Wattenmeers bilden rund ein Viertel der Ausstellung "Augen-Blicke" von Sibylle Braune. Jedes Werk verdient mehr als einen Augenblick der Betrachtung.
Dabei sind es stille Ansichten, ohne Dramatik und erst recht fern jeder Postkartenästhetik. Sie erzählen leise Geschichten. Woher kommt das kleine Mädchen im Sand gelaufen? Was geht in ihr vor? Lässt sich das Geheimnis der 16 Fußstapfen erklären, die auf einem anderen Abzug eine kurze flache Diagonale bilden? Denn sie fangen wie aus dem Nichts an und hören ebenso rätselhaft wieder auf…
Nichts ist inszeniert
Vieles spielt sich unter der diskreten Spannung unterschiedlicher Wolkenformationen ab, wenig in direkter Sonneneinstrahlung. Soviel sei verraten: Gestellt hat Sibylle Braune nichts, nichts ausgeleuchtet oder sonst wie inszeniert. Ebenfalls außergewöhnlich gelungen: Sehr kleine Bildelemente wie Reiter in der Ferne oder Halligenumrisse können sich trotz ihrer geringen Ausmaße in den Weiten erstaunlich gut behaupten. All das gilt für die gesamte Ausstellung, weit über Nordfriesland hinaus.
An der Wand gegenüber bleiben wir an Land, genauer am Rand von Gerbrunn und auf dem Hubland, dazu einige Motive aus Italien. Auch hier beherrscht eine unprätentiöse Lichtstimmung das Geschehen. Wie Braune verrät, greift sie gelegentlich nachträglich in ihre Schnappschüsse ein, um Kontraste zu schärfen und Lichtstreifen weiter zu erhellen. Doch solche Retuschen halten sich im Rahmen. Gelernt hat sie am meisten durch Wanderungen zu zweit mit professionellen Fotografen, die ihren Blick für die Welt schärften. Gruppenworkshops dagegen halten sich für ihren Geschmack zu sehr beim Technischen auf.
Einige Rätsel lösen sich
Das Geschichtenerzählen kommt auf der Spitäle-Empore zu seinem Höhepunkt. 14 Mal geht es zu den Menschen, immer wieder auch hier in Situationen, die sich dem ersten Augen-Blick entziehen. Einige Rätsel lösen sich, wenn Braune erläutert, sie habe manches hinter den Kulissen von Theatern aufgenommen. Ganz untheatralisch, aber umso eindringlicher sind die Porträts gleich rechts hinterm Eingang. Sie entstanden ohne Regieanweisungen außer den Bitten, die Abzulichtenden sollten sich einfach hinstellen und sie selbst sein. Zur Vernissage am Freitag sprach Claudia Lichte, langjährige Leiterin des Mainfränkischen Museums.
Die Ausstellung ist bis 2. April Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu sehen.