„Das ist ein großer Tag für unsere Kleinsten“ – mit diesen Worten leitete Michael Weber, Bürgermeister von Estenfeld, die Eröffnung der Kinderkrippe „Farbenklecks“ ein. Am Nikolaustag durften die Kinder ihre neue Krippe beziehen. Seit Anfang der Woche seien sie schon auf Erkundungstour durch die viergruppige Krippe, berichtete die Leiterin Petra Baumeister wohlwollend lächelnd. Nach wie vor sind die Kleinen dabei, ihr neues Reich mit Beschlag zu belegen und möglichst nichts auszulassen. „Wir kommen Tag für Tag mehr an, und der Stress des Umzuges fällt Stück für Stück von uns ab.“
Noch immer sind die Handwerker beschäftigt, doch bei der Eröffnungsfeier, deren Termin mehrmals verschoben werden musste, lassen auch sie ihre Werkzeuge liegen und lauschen den Worten von offizieller Seite. Der Bürgermeister war froh darüber, dass die Krippe nun offen ist, „das ist für die Kinder und auch die Eltern ein Stück mehr Lebensqualität“. Helle, freundliche Räume bieten den Kindern reichlich Platz, und die pädagogische Betreuung rundet den wichtigen Lebensbaustein Kinderkrippe und Kindergarten ab.
Bedarf
„Der Bedarf an frühkindlicher Erziehung und Bildung hat sich geändert, und wir tragen dem Rechnung“, so Weber. In vielen Familien müssten mittlerweile beide Elternteile arbeiten, und mit dem Angebot der Kinderkrippe schließt die Gemeinde eine für Eltern wichtige Betreuungslücke. „Nicht immer sind Verwandte oder die Großeltern auch zeitlich in der Lage, den Nachwuchs zu versorgen.“
Manfred Wetzel, Leiter der Abteilung Sicherheit, Kommunales und Soziales bei der Regierung von Unterfranken, übermittelte nicht nur die besten Glückwünsche vom Regierungspräsidenten Paul Beinhofer, sondern lobte auch das Engagement der Gemeinde Estenfeld hinsichtlich der Krippe. In Estenfeld gibt es bislang 250 Kindergartenplätze, davon 28 für Kinder unter drei Jahren, das hat sich mit der Eröffnung dieser Krippe jetzt gesteigert“, sagte er, „dieses Angebot und das Angebot des Landkreises sind in Unterfranken Spitze“. Er gratulierte der Gemeinde zum „Schließen einer Versorgungslücke“ und überreichte dem Bürgermeister einen Auszahlungsbescheid über 780 000 Euro (65 Prozent der gesamten Fördersumme von 1,2 Millionen Euro).
Landrat Eberhard Nuß hielt sich angesichts eisiger Temperaturen – die Eröffnungsfeier fand vor der Krippe statt – an die Bitte, sich kurz zu fassen. Als am 1. August der Anspruch von Eltern auf einen Krippenplatz Gesetz wurde, „blieben wir von einer Klagewelle verschont, weil wir genügend Plätze zur Verfügung haben“. Das sei für ihn ein Zeichen gewesen, „dass die Verantwortlichen in den Kommunen verstanden haben“.
Noch mehr Zahlen präsentierte Klaus Trautner als Betreiber der Krippe. „In den vier Gruppen können wir jeweils zwölf Kinder betreuen, in Ausnahmefällen auch 14“. Der Bedarf in Estenfeld sei über alle Maßen gesichert, 43 Prozent beträgt der Deckungsgrad. Wichtig war Trautner aber nicht nur das Platzangebot, sondern die pädagogische Betreuung durch ausreichend Personal und die Finanzen seitens der Gemeinde. „Ihr solltet wissen, dass ihr für die Deckung des Defizits pro Jahr gut 500 000 Euro in den Haushalt einstellen müsst“, plädierte er an den Gemeinderat.
Mit Leben füllen
Dankbar zeigte sich die Leiterin der Krippe. „Mit kleinen Schritten in eine große Welt – das ist das Motto unserer Krippe“, sagte sie. Das Team und vor allem die Kinder würden nun das Haus mit Leben füllen. Damit auch noch weitere Kleinigkeiten angeschafft werden können, überreichte Margit Grimm, Vorsitzende der AsF, jede der drei Gruppen 300 Euro, den Erlös des Nikolausmarktes 2012.
Die beiden Pfarrer Joachim Beyer (katholisch) und Frank Hofmann-Kasang spendeten der Einrichtung den ökumenischen Segen, die Viertklässler der Grundschule und die Kinder des Kindergartens St. Elisabeth sangen jeweils ein Ständchen, und die Mittelschule überreichte einen bunten Holzklecks, entstanden im Werkunterricht der neunten und zehnten Klassen.
Zahlen und Fakten zur Krippe
Gesamtkosten: 2,14 Millionen Euro;
Fördergelder: 1,2 Millionen Euro;
Gruppen: vier;
Plätze pro Gruppe: zwölf (in Ausnahmefällen auch 14);
Gruppenleiterinnen: Nicole Bieber (gelbe Gruppe), Iris Frankenberger (grüne Gruppe), Sina Baumeister (blaue Gruppe), Petra Baumeister (rote Gruppe, Leiterin);
Fläche der Krippe inklusive Personal- und aller Nebenräume: 800 Quadratmeter;
Außenfläche: 1300 Quadratmeter, mit ausreichend Spiel- und Rückzugsmöglichkeiten;
Belüftung: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung;
Fußbodenheizung in allen Räumen, großer Eingangsbereich, große Flure (geplant als Bobbycar-Parcours bei schlechtem Wetter);
Jede Gruppe verfügt über einen eigenen Materialraum. Die Wickeltische entsprechen modernsten Ansprüchen, etwa einer integrierten und versenkbaren Holztreppe für die Kinder. Die sanitären Anlagen sind dem Alter der Kinder entsprechend ausgebaut.
Den Strombedarf deckt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Träger: Katholische Kirche bzw. Verein für Kindergarten und Krankenpflege Estenfeld; Vorsitzender: Klaus Trautner.