Französisch-Kurse gibt es dank der jahrzehntelangen Freundschaft Unterfrankens mit dem Calvados (Normandie) viele. Der Kurs aber, den rund 20 Teilnehmer eine Woche lang im Gerbrunner Rathaus praktizierten, stand unter besonderen Vorzeichen. Nicht nur, dass er sich an Anfänger ebenso richtete wie an Fortgeschrittene, die sich in französischer Konservation üben und verbessern wollten. Auch Lehrer wie Teilnehmer hatten einen besonderen Hintergrund: Alle waren und sind Teil der europäischen Bande, die der Initiativkreis Gerbrunner Städtepartnerschaften (IGEP) unterhält.
So stammten die Lernwilligen aus Gerbrunn und Themar – dem thüringischen Partner der Gemeinde – und die „Lehrer“ allesamt aus Molsheim im Elsass, einem weiteren Partner der Gerbrunner. Nach ähnlichen Kursen in Molsheim und Thema in den Vorjahren, hatten nun die Unterfranken eingeladen.
Anders als beim schulischen Lernen stellten die Lehrer aus dem deutsch-französischen Freundeskreis Molsheim-Gerbrunn (Amicale Franco Allemande) an den Kursvormittagen nicht die Grammatik, sondern die gemeinsamen Interessen der Teilnehmer in den Mittelpunkt. Luc Blattner, der Präsident des elsässischen Freundeskreises und seine Gattin unterrichteten ebenso wie sein Vorgänger im Amt, Jean-Paul Meyer und Brigitte Grammel.
Um den unterschiedlichen Sprachkenntnissen der Teilnehmer gerecht zu werden, wurden drei Gruppen gebildet. Diese arbeiteten jeweils gut eine Stunde, mit jedem Lehrer, an dessen jeweiligem Thema. Dabei standen – gemäß dem französischen savoir-vivre (gelebter Lebenskunst) – der Weinanbau und die Weinsorten ebenso auf der Tagesordnung wie Blumen, touristische Attraktionen oder Tipps zum Einkaufen. „Unsere französischen Lehrer haben uns ihre Lebensart sehr gut nahe gebracht“, lobt Josef Sommer aus Gerbrunn.
„Bei den Anfängern“, so Jean-Marie Meyer, „haben wir besonderen Wert darauf gelegt, ihnen praktische Sätze für den nächsten Partnerschaftsaufenthalt in Frankreich mitzugeben. Ziel ist es, dass sie dort viel ohne Hilfe erledigen können.“ „Anfangs war es schwierig, aber jetzt ich bin fest entschlossen, dran zu bleiben“, sagt Anfängerin Angelika Stapf.
Angetan von dieser Möglichkeit des Lernens im multilateralen Kontext des IGP zeigte sich Monika Masur aus Themar. „Früher hatten wir ja kaum Möglichkeit zu reisen und daher wenig Interesse an Fremdsprachen“, erinnert sie sich. Mit dem Fall der Mauer und den ersten partnerschaftlichen Beziehungen zu Gerbrunn und seinen weiteren Partnern in Polen, Tschechien und Frankreich, sei sie immer neugieriger auf andere Menschen, Kulturen und Sprachen geworden. „Inzwischen ist mein Ehrgeiz geweckt“ gesteht sie lachend. Vier Aufenthalte mit den Gerbrunnern in Molsheim haben sicher dazu beigetragen.
Gemeinsame Aktionen
Auch 2016, verkündete Bürgermeister Steran Wolfshörndl, der mit den Teilnehmern auf den erfolgreichen Abschluss des Kurses anstieß, werde es wieder einige Gelegenheiten geben, sich gegenseitig noch besser kennenzulernen und das neu Gelernte gleich anzuwenden. Geplant ist neben dem Besuch der Freunde aus der Normandie, eine Stippvisite der polnischen Partner aus Lesnica, die Teilnahme von jungen Gerbrunner Leichtathleten an einer Laufveranstaltung in Molsheim sowie ein weiterer Besuch im Elsass.