Es mag auch an der für ihr Alter ungewöhnlich großen Körpergröße liegen, aber vor allem an ihrer ruhigen und besonnen Art: Kaum nimmt Riana Geßner neben einem Platz, fühlt man sich entspannt und von Beginn an gut aufgehoben. Dabei ist sie mit ihren gerade 14 Jahren am 9. November zur zweitjüngsten Bezirksschülersprecherin in Bayern gewählt worden. "Ich wollte schon immer etwas bewegen und anderen helfen", erklärt Riana ihre Hauptmotivation.
Angst vor der Reichweite ihrer gestiegenen Verantwortung hat die 2008 in Würzburg geborene Schülerin kaum. "Vieles lernt man im Laufe der Zeit und wenn ich einmal doch aufgeregt vor einem Vortrag bin, denke ich mir immer, das da draußen sind auch nur Menschen." Zeit genug in ihre neue Rolle hineinzuwachsen hatte sie auf jeden Fall: Seit der 6. Klasse ist Riana bereits Schülersprecherin. Damals noch eine von drei. Seit der 7. Klasse ist sie an erster Position.
Eigene Ideen beim Kultusminister in Bayern einreichen
Nun, in der 9. Klasse, wird sie mit sieben weiteren Bezirksschülersprechern nicht nur für die Belange der Eichendorff-Mittelschule in Gerbrunn einstehen, sondern auch für die gesamte Schülerschaft der Mittelschulen Unterfrankens sprechen. Dabei vertritt sie nicht nur die Wünsche und Anregungen der anderen, sondern bringt auch selber eigene Ideen mit ein. In Rücksprache mit Vertrauenslehrerin und der Schulleitung werden diese dann auf den Konferenzen mit den weiteren Bezirksschülersprechern ausgetauscht und abgestimmt. Ergibt sich eine Mehrheit, kann im Idealfall der Antrag für einen bestimmten Änderungswunsch beim Kultusminister in Bayern eingereicht werden.
Derzeit laufen beispielsweise Verhandlungen, ob Menstruationshygieneartikel kostenlos in den Toiletten der Mittelschulen bereitgestellt werden sollen. Ebenso die Überlegung, eine Handynutzung in den Pausen zu erlauben. Vorträge halten, für die eigenen Standpunkte einstehen, Umfragen organisieren und delegieren. Muss man dazu nicht einen leichten Hang haben, gern im Mittelpunkt zu stehen? "Nicht unbedingt", lacht Riana entspannt und sympathisch, bevor sie charmant einräumt: "Vielleicht ein kleines bisschen, aber wer steht nicht gern im Vordergrund?"
Angst vor Insekten und den Auswirkungen des Ukrainekrieges
Tatsächlich aber sei es der Wunsch, Verbesserungen zu bewirken und Mitschülern zu helfen, der sie primär zu ihrem Ehrenamt bewegt hat. Auf jeden Fall gebe ihr der Job auch viel zurück in unsicheren Zeiten wie diesen. "Ich habe schon immer gerne 100 Prozent gegeben, ich mag es nicht, Menschen zu enttäuschen", erklärt Riana weiter. "Wenn ich dann erlebe, dass ich wirklich etwas bewegen kann, gibt mir das viel Trost und Zuversicht."
Gerade im Hinblick auf den Ukrainekrieg beeindrucken die Schülerin die Menschen, die sich wehren, am meisten. Dennoch mache sie sich derzeit aber auch Sorgen, wie weit die Auswirkungen dieses Konflikts auf verschiedene Länder gehen werden. Weitere Ängste beschäftigen Riana nicht in ihrem Leben als Teenager? "Doch klar! Ich habe auch Angst vor kleinen Insekten", gesteht die Schülersprecherin verschämt lächelnd. Eine der wenigen Momente, in denen man die zarten 14 Jahre doch durchblitzen sieht.
Ihr 25-jähriger Bruder Marco ist Rianas großes Vorbild
Dabei gibt es das typische Teenagerleben des dritten Kindes eines Deutschen und einer Philippinerin natürlich auch: "Ich liebe es, mit Freunden zu singen, oder mit ihnen Filmabende zu machen. Auch Podcasts höre ich gerne." Über Mode oder angesagte Influencer? "Nein, eher Science Fiction oder Dinge über das Universum." Vielleicht also doch nicht das ganz so typische Teenagerleben.
Zu Hause eher ruhig und zurückhaltend, blüht Riana regelrecht auf, wenn es um Themen geht, für die sie "brennt". "Ich möchte dann gerne alle motivieren und mitreißen", schwärmt die Schülerin. "Und das schafft sie auch", bestätigt ihre Vertrauenslehrerin Andria Monzingo. Ein ganz großes Vorbild in Sachen Träume haben und an ihnen festhalten, sei für die Schülerin ihr 25-jähriger Bruder Marco. Dieser besuchte ebenfalls die Mittelschule Gerbrunn, ergänzte seinen Abschluss um den M-Zweig und absolvierte eine Ausbildung zum Bauzeichner. Derzeit mache er seinen Meister. "Mein Bruder ist so toll, der sagt immer, das mache ich jetzt, weil ich mir das gewünscht habe."
Diese drei spontanten Wünsche hat Riana Geßner
Riana plant ebenso wie ihr brüderliches Vorbild nach ihrem qualifiziertem Mittelschulabschluss dieses Schuljahr, den M-Zweig der Gustav-Walle-Schule in Würzburg zu besuchen. Danach wolle sie eine Ausbildung zur Gestalterin für visuelles Marketing antreten. Aber sicher sei dies nicht. "Ich sage das nur immer, wenn ich gefragt werde", lacht Riana wieder. Was wäre, wenn dieser jemand aber eine Fee wäre, der die Schülerin nicht lediglich nach vagen Berufswünschen, sondern nach den drei Wünschen fragen würde, die sie umgehend erfüllen würde?
"Oh, dann wäre das auf jeden Fall ein Fallschirmsprung und eine Reise mit der gesamten Familie auf die Philippinen, dem Heimatland meiner Mutter", beginnt Riana zu träumen. "Leider sind wir aus Kostengründen noch nie dort gewesen." Und der dritte Wunsch? "Chancengleichheit für alle! Ich möchte, dass auch Kinder aus ärmeren Familien die Möglichkeit haben in Vereine oder Veranstaltungen zu gehen, oder die Schulausbildung zu erhalten, die ihren Wünschen und Fähigkeiten entspricht."