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OCHSENFURT: Mit zwei PS auf den Wolfgangsberg

OCHSENFURT

Mit zwei PS auf den Wolfgangsberg

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    Seit mehr als 20 Jahren dabei: Theo Düll aus dem Giebelstadter Ortsteil Ingolstadt ist beim Ochsenfurter Pfingstritt mit seiner Pferdekutsche nicht mehr wegzudenken.
    Seit mehr als 20 Jahren dabei: Theo Düll aus dem Giebelstadter Ortsteil Ingolstadt ist beim Ochsenfurter Pfingstritt mit seiner Pferdekutsche nicht mehr wegzudenken. Foto: ARCHIVFOTO: HELMUT RIENECKER

    Die Ursprünge des Pfingstritts gehen auf das Jahr 1464 zurück. Damals wurde die Wolfgangskapelle hoch über Ochsenfurt eingeweiht. Doch schon vorher war hier eine Haltestation der Pilger auf dem Weg vom hohen Norden auf der Straße nach Rom. Bei der Segnung des Gotteshauses wurden auch die Pferde gesegnet. Sie waren auch noch lange Jahrhunderte später wichtige Transportmittel und Arbeitstiere.

    Der Ingolstädter Pferdehofbesitzer Theo Düll vergleicht die Arbeitspferde der Vergangenheit mit den Großschleppern der Landwirte, die ja auch heute noch der ganze Stolz und wichtiges Arbeitsgerät ihrer Besitzer sind. Daher war die Segnung der Pferde gegen Unfälle und Krankheiten für ihre Herren so wichtig. Ein altes, wenngleich auch nicht sehr gerade frauenfreundliches Sprichwort, bringt es auf den Punkt: „Weiber sterbe – kein Verderben. Gäuls verrecken, welch ein Schrecken!“

    Theo Düll ist mit seinen Pferden und Wagen schon seit über 20 Jahren beim Ochsenfurter Pfingstritt mit dabei. Auf seinem Reiterhof hat er um die 30 Pferde stehen, aber nur Anderl und Simmerl dürfen alle zwei Jahre den Buggy auf den Wolfgangsberg ziehen. Für den Pferdeliebhaber ist der Pfingstmontag ein wichtiger Termin. Denn er steht zu den Traditionen und zu den ländlichen Bräuchen. Nie würde er sich diesen Termin entgehen lassen.

    Kurzfristig abgesagt

    Doch manchmal macht auch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. So wie 2007. Damals musste der Ochsenfurter Verkehrsverein als Veranstalter den Ritt kurzfristig absagen. Zu unsicher war das Wetter, zu groß die Gefahr, dass die Pferde auf der nassen Straße ausrutschen könnten. Dafür konnten die Ochsenfurter und ihre Gäste in den darauffolgenden zwei Jahren jedes Mal einen St. Wolfgangsritt erleben. Der Festumzug ist einer der Höhepunkte im Reigen der zahlreichen Feste und Veranstaltungen in Ochsenfurt. Bei schönem Wetter säumen über 10 000 Zuschauer die Straßen in der Stadt und am Wolfgangsberg.

    Dabei war die Tradition einmal schon fast in Vergessenheit geraten. Als aber nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges das Interesse an dem alten Brauchtum wieder erwachte, war es der Ochsenfurter Heimatpfleger Martin Ahlbach, der die traditionelle Veranstaltung wieder aufleben ließ. Doch schon 1960 war diese Ära wieder zu Ende. Die Landwirte griffen statt auf Hafer fressende Pferdestärken lieber auf die aus Dieselmotoren zurück. Ein Schlepper war leistungsfähiger und brauchte nur dann Treibstoff, wenn er arbeitete. Und Bürger, die genug Geld hatten, um sich eines oder mehrere Reitpferde zu leisten, waren noch dünn gesät. Erst als die Freizeitreiterei und die Begeisterung an Kutschfahrten wieder zunahm, konnte ein Neustart des Wolfgangsrittes gewagt werden.

    Zusammen mit dem neugegründeten Ochsenfurter Reit- und Fahrverein St. Wolfgang und Pferdefreunden aus der Umgebung wurde die Tradition 1976 vom Verkehrsverein zum zweiten Mal neu belebt. Inzwischen nehmen nicht nur Reiter und farbenfroh geschmückte Kutschen an dem Zug vom Main zur Kapelle teil, auch Musikkapellen, Fußgruppen der Trachtler, des Schützenvereins, der Feuerwehr und vielen anderen Vereinen laufen mit ihren Fahnen voraus im Zug mit.

    Begleitet von Blasmusik zieht der Tross dann nach der Segnung von Rössern und Reitern wieder zum Festzelt an den Main zurück. Dort lockt das alljährliche Bratwurstfest des Volkstrachtenvereins über die Pfingstfeiertage wieder Tausende von Besuchern an. Schon vor über 500 Jahren hatten Zuckerbäcker, Metzger, Wirte und Gewerbetreibende ihre Stände rund um die Kapelle aufgebaut. Dass dabei wohl zu viel dem Wein zugesprochen wurde und die jungen Leute beiderlei Geschlechts sich nicht immer geziemend verhielten, war den Kirchenoberen nicht recht. So wurden diese Art von Belustigungen am Wolfgangsberg ab 1803 nicht mehr geduldet.

    Kutschen und Reiter ziehen am Pfingstmontag ab 13 Uhr durch die Ochsenfurter Altstadt hinauf zum Wolfgangsberg.

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