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Frauenland: Mitreißende Wissensvermittlung im Theater Chambinzky: "Grimm's sämtliche Werke … leicht gekürzt"

Frauenland

Mitreißende Wissensvermittlung im Theater Chambinzky: "Grimm's sämtliche Werke … leicht gekürzt"

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    Victoria Schlier, Christian Irwin und Michael Schwemmer (von links) zeigen derzeit im Chambinzky einen Mix aus Schauspiel, Kabarett und Auffrischung in Sachen (Literatur-)Geschichte.
    Victoria Schlier, Christian Irwin und Michael Schwemmer (von links) zeigen derzeit im Chambinzky einen Mix aus Schauspiel, Kabarett und Auffrischung in Sachen (Literatur-)Geschichte. Foto: Oliver Mack Wuerzburg

    Eines vorweg: Fans von guter Unterhaltung sollten sich vom Titel der neuen Produktion im Würzburger Theater Chambinzky "Grimm's sämtliche Werke … leicht gekürzt" nicht ins Bockshorn jagen lassen. Schwamm über den "modischen" Apostroph. Schwamm drüber, dass – wie zumindest Germanisten wissen sollten – das riesige Œuvre der beiden Brüder Jacob und Wilhelm auf der Bühne maximal in homöopathischer Dosis verabreicht werden kann.

    Und der Zusatz "Ein Märchen für Erwachsene" trifft das von Michael Ehnert geschaffene Stück auch nur ungenau. Denn das entpuppt sich als weit mehr: als ein begeisternder Mix aus Schauspiel, Kabarett, Auffrischung (oder Wissensvermittlung?) in Sachen (Literatur-)Geschichte, baut auf biografische Elemente, kurze musikalische Interaktion mit dem Publikum und freilich auch auf etliche Einlagen von Grimmschen Märchenklassikern.

    Erfrischend spritzig inszeniert

    Carsten Steuwer hat die "Werke" erfrischend spritzig inszeniert, sein Darstellertrio zeigt sich wunderbar spielfreudig. Auf der mit Sessel und Kissenlager puristisch gehaltenen Bühne (verantwortlich: Andreas Zehnder) drehen Christian Irwin, Michael Schwemmer und Viktoria Schlier von Anfang an so richtig auf. Und halten trotz der enormen Textmenge und der vielen schnellen Rollenwechsel ihre unverkrampfte, herrlich komische Spielweise bis zum Schluss durch. Chapeau!

    Grad noch gibt das Dreiergespann die Mitglieder einer heutigen WG, in deren Fokus trotz Mikes ursprünglichem Einwand – "das, interessiert doch eh keine Sau" – das Leben, die damaligen politischen Verhältnisse und das Werk der beiden Grimm-Brüder stehen. Im nächsten Moment schlupfen die WG-ler selbst in die Haut der Märchensammler und Sprachwissenschaftler, mimen deren Familienangehörige, Lehrer, Zeitgenossen und Figuren aus deren Märchen. Originell verknüpft ihr Spiel beispielsweise Aschenputtel mit "typisch deutscher Erbsenzählerei", nimmt dabei aktuelle politische und gesellschaftliche Un- und Überkorrektheiten – "Sondervermögen", das Umschreiben von Büchern – aufs Korn.

    Riesenmenge an Fakten über die beiden Professoren

    Und zwischen all den witzigen Szenen liefern die Darsteller auch noch eine Riesenmenge an Fakten über die beiden Professoren, die als Mitglieder der "Göttinger Sieben" und wegen ihres Einsatzes für die liberale Verfassung des Landes ihre feste Anstellung verloren; die das "Deutsche Wörterbuch" verfassten; die Autoren der für die Geisteswissenschaft so bedeutender Werke wie die "Deutsche Grammatik", "Geschichte der deutschen Sprache" sind. Am Ende der unverdient nicht ausverkauften gut zweistündigen Vorstellung: hochverdienter Applaus.

    Spielstätte: Chambinzky Kammerspiele, Valentin-Becker-Straße 2. Auf dem Programm bis 13. April. Karten: www.chambinzky.com

    (v.l.n.r.): Michael Schwemmer, Victoria Schlier, Christian Irwin
    (v.l.n.r.): Michael Schwemmer, Victoria Schlier, Christian Irwin Foto: Oliver Mack Wuerzburg
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