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WÜRZBURG: Mittelalterliche Funde in der Eichhornstraße

WÜRZBURG

Mittelalterliche Funde in der Eichhornstraße

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    Großbaustelle Eichhornstraße: Bevor Leitungen und Pflaster verlegt werden, sondieren Archäologen den Untergrund.
    Großbaustelle Eichhornstraße: Bevor Leitungen und Pflaster verlegt werden, sondieren Archäologen den Untergrund. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Für den Passanten ist es eine ganz normale Baustelle, für Dieter Heyse offenbart sich ein „Archiv im Boden“. Heyse ist Archäologe und Chef der gleichnamigen Ausgrabungsfirma, die in der Eichhornstraße den Untergrund nach Relikten von Würzburgs Vergangenheit durchforstet – und dabei vieles findet. „Wir sind die letzten, die das sehen“, sagt Heyse fast bedauernd, denn die meisten der mittelalterlichen Mauerreste werden bei den Bauarbeiten zur neuen Fußgängerzone zerstört oder verschwinden wieder unter der neuen Oberfläche.

    Zuvor fotografieren und dokumentieren Heyse und sein Team ausführlich die Zeugnisse der Vergangenheit. Dass am Ende häufig nur die Dokumentation übrig bleibt, sei aber nicht außergewöhnlich und bei vielen Baustellen Praxis, erklärt Heyse. Die Zustimmung, dass ein Bodendenkmal in der Eichhornstraße verschwinden darf, gebe das Landesamt für Denkmalpflege, unter dessen Oberaufsicht die Grabungsfirma arbeitet. Auftraggeber ist die Stadt Würzburg.

    Aber nicht alle Funde enden im Bauschutt oder bleiben unter der neuen Deckfläche der Eichhornstraße verborgen. Über 100 Kisten voll an Scherben und Keramik haben Heyse und sein Team bislang ausgegraben – viele Fundstücke, von denen einige eines Tages wieder in einem Museum auftauchen könnten.

    Bedeutende Stadt im Mittelalter

    Nachdem die neue Fußgängerzone bis zum Abzweig Herrnstraße fertig ist, haben Bagger vergangene Woche an der Einmündung zur Herzogenstraße die Oberschicht abgetragen. Dort graben und dokumentieren jetzt wieder die Archäologen und ihre Helfer. Seit Beginn an beobachten und begleiten die Vergangenheitsexperten die Arbeiten an der Großbaustelle, sondieren den Untergrund nach historisch interessanten Relikten, vor allem aus der Mittelalter-Zeit zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert. „Da kommt vieles zum Vorschein, was Würzburgs Bedeutung im Mittelalter dokumentiert“, bilanziert Heyse.

    Bislang auffälligster Fund war eine mittelalterliche Brunneneinfassung im Kreuzungsbereich an der Wilhelm- und Martinstraße. Der Brunnen wurde fotografiert, dokumentiert und trotz seiner archäologischen Bedeutung wieder zugedeckt. Dem Beispiel anderer Städte, wo interessante Bodendenkmäler mittels einer Glasabdeckung sichtbar bleiben, wollte die Stadt Würzburg nicht folgen.

    Stattdessen gibt eine Platte mit einem QR-Code im Pflaster zumindest einen Hinweis auf das historische Fundstück im Untergrund. Wer den Code mit dem Smartphone abscannt, bekommt Infos und Bilder von dem zu sehen, was unter seinen Füßen liegt.

    Das Ausgrabungsteam – durchschnittlich fünf Mitarbeiter – arbeitet bis zu einer Tiefe von etwa 1,80 Metern. Im Bereich Herzogenstraße sind es nur 80 Zentimeter. In früherer Zeit lag das Straßenniveau weitaus tiefer, bis zu 1,60 Meter, erklärt Heyse. Und Grundmauerreste aus dem 13. Jahrhundert, auf die das Ausgrabungsteam an vielen Stellen stößt, beweisen, dass die Eichhornstraße einst weitaus schmäler war. Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie breiter und autogerechter gestaltet. Dabei wurden die oberen Schichten weitgehend abgeräumt, so dass „jüngere“ Überreste kaum vorhanden sind, aus dem Mittelalter dafür umso mehr.

    Die Spurensuche kostet Bauzeit

    Die geborgenen Fundstücke, vornehmlich Keramik, und das Dokumentationsmaterial gehen an das Landesamt für Denkmalpflege. Die Stadt Würzburg bleibt Eigentümerin der Funde und kann über deren weitere Verwendung entscheiden.

    Ausgrabungsteams sind derzeit auch an anderen Stellen wie an der Baustelle Polizeigebäude in der Augustinerstraße oder in der Kaiserstraße im Einsatz. Dass bei Bauarbeiten innerhalb des Bischofshutes Archäologen nach Spuren der Stadtgeschichte suchen, ist üblich – nicht gerade zur Freude der Bauplaner. Denn die Graberei kostet Zeit. Dennoch sprechen Heyse und Holger Döllein, der für die Eichhornstraße zuständige Projektleiter der Stadt, von einer „guten Zusammenarbeit“.

    Trotz der Grabungen und unvorhergesehener Widrigkeiten sei man nur „einen Monat in Verzug“, sagt Döllein. Hilfreich war der milde Winter, dadurch blieb die Großbaustelle von einer Zwangspause verschont. Der geplante Platz an der Kreuzung Eichhorn- und Spiegelstraße soll laut Döllein zu zwei Dritteln noch in diesem Jahr, in Gänze im nächsten Frühjahr fertig werden.

    Im Frühjahr 2018 sollen Eichhorn- und Spiegelstraße komplett Fußgängerzone sein – 8000 Quadratmeter groß und 7,5 Millionen Euro teuer. Bis dahin graben Heyse und seine Mannschaft vielleicht noch ein paar Überraschungen aus.

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