Mit dem Ziel, den urbanen Raum in der Veitshöchheimer Ortsmitte nachhaltig zu gestalten und die Lebensqualität für ihre Bewohner zu verbessern, wurden in der vergangenen Woche durch Gemeindegärtner Ralf Emmerling und sein Team in den im November 2022 fertiggestellten Pflasterflächen in der Kirchstraße als mobiles Grün neun Pflanzbehälter in Douglasien-Holzausführung aufgestellt und mit insgesamt 13 Bäumen in drei Varianten bepflanzt. In den nächsten Wochen sollen noch unter die Bäume Stauden, Gräser und Kleingehölze gepflanzt werden und so die Baumscheiben sich zu attraktiven Grünflächen entwickeln.

Bei einem Pressetermin vor Ort sprach Bürgermeister Jürgen Götz von einem wegweisenden Pilotprojekt, das initiiert von seinem Bauamtsleiter Klaus Kaiser in Zusammenarbeit mit Andreas Adelsberger und Dr. Claus Prinz vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau der LWG in Veitshöchheim entstanden ist. Das innovative Projekt zielt laut Prinz darauf ab, durch mobile Baumpflanzungen eine flexible Lösung für Orte zu schaffen, an denen traditionelle Grünflächen und Baumpflanzungen wie hier bei der im November 2022 fertiggestellten Pflasterung der Kirchstraße aufgrund der schwierigen Untergrundverhältnisse nicht erfolgt ist.
UV-strahlungstolerante Blasen-Esche
Die drei auf dem Kirchplatz platzierten quadratischen Pflanzbehälter mit einer Seitenlänge von 2,05 Meter wurden jeweils bepflanzt mit einer UV-strahlungstoleranten Blasen-Esche (Koelreuteria paniculata), deren Krone ohne Formschnitt frei wachsen kann. Zwei ebenfalls in quadratischen Behältern gepflanzte Maulbeerbäume (Morus alba fruitless) mit geschnittener Dachform, dem Formschnitt im Hofgarten nachempfunden, säumen das Fasanentor zum Rokokogarten. An drei Standorten mit beengtem Raum vor dem Restaurant Escavinum, dem Eingang der Vitusschule und an der Einmündung der Oberen Maingasse wurden vier schmalere Varianten in Rechteckform (1,11 Meter auf 2,05 Meter) mit insgesamt acht schnittverträglichen Amber-Spalierbäumen (Liquidambar styracifluar) in heckenartiger Kronenform parallel zu Straße gepflanzt.
Alle neun Kästen sind 94 Zentimeter hoch und alle an einer Seite mit einer 60 Zentimeter tiefen und 50 Zentimeter hohen Sitzbank versehen, was die Aufenthaltsqualität im Ortskern zukünftig spürbar erhöhe und auch den vielen Eisessern zugutekomme. LWG-Planer Prinz hat eine Bewässerungsmethode entwickelt, die kapillarwirksame Mineralwolldochte nutzt, um Wasser aus einem in der Sitzbank integrierten Wasserspeicher in die Pflanzbehälter ohne Sensor- und Pumpentechnik zu transportieren.
Lediglich alle 14 Tage Wasser nachfüllen
Auch in längeren Trockenperioden müsse der Wasserspeicher lediglich alle 14 Tage durch die Gemeindegärtner nachgefüllt werden. Was die Pflanzcontainer gekostet haben, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, da alle Auftragsvergaben nicht öffentlich erfolgten. Die Kosten für die gepflanzten Bäume und das Substrat wurde von der Gemeinde mit je 3500 Euro beziffert.

Das Gemeinschaftsprojekt werde über die kommenden Jahre von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) begleitet, um die Vitalität der Pflanzen und die Leistungsfähigkeit der Bewässerungsmethode zu dokumentieren und auszuwerten. Wie es hieß, trage das mobile Grün nicht nur zur Verschönerung des Ortbildes bei, sondern fördere auch die biologische Vielfalt und verbessere das städtische Mikroklima.
Über diese neueste Errungenschaft der Gemeinde wurden jedoch auch viele kritische Stimmen laut. Vielen sind die Pflanzkästen zu wuchtig und sie seien dem Ortsbild abträglich. Bürgermeister Jürgen Götz bittet jedoch alle Kritiker abzuwarten, wie sich die Unterpflanzung mit Stauden entwickelt. So werde auch die helle Patina des Holzes, an der sich viele stören, noch nachdunkeln.
