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WÜRZBURG: Monopoly im Steinbachtal?

WÜRZBURG

Monopoly im Steinbachtal?

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    Neuer Nutzer gesucht: Willi Dürrnagel vom Verschönerungsverein hat seinen Mitgliedern Interessenten für das Waldhaus im Steinbachtal präsentiert.
    Neuer Nutzer gesucht: Willi Dürrnagel vom Verschönerungsverein hat seinen Mitgliedern Interessenten für das Waldhaus im Steinbachtal präsentiert. Foto: Foto: Norbert Schwarzott

    Seit die Kneipp-Werke das Waldhaus im Steinbachtal verlassen haben, steht die historische Immobilie leer. Deshalb sucht der Eigentümer, der Verschönerungsverein Würzburg (VVW), nach einer neuen Nutzung. Dabei hat es der Vorstand um seinen Vorsitzenden Willi Dürrnagel nicht nur mit einem schwer verwertbaren Gebäude, sondern auch noch mit einer nur schwer zufrieden zu stellenden Mitgliederschaft zu tun. Dies wurde bei einer bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung deutlich, bei der mehrere Interessenten ihre Konzepte für das Waldhaus vorstellten.

    Den Wunsch und die Hoffnung vieler Mitglieder, im Waldhaus wieder eine (Ausflugs-)Gastronomie wie sie dort vor 100 Jahren schon einmal existierte, zu etablieren, musste Dürrnagel gleich zu Beginn zunichte machen: Aus dieser Branche gebe es aktuell keinen Interessenten, berichtete er. Dafür hatte er an diesem Abend aber fünf andere Interessenten aus den unterschiedlichsten Bereichen anzubieten.

    Zunächst die Würzburger Finanzberatungskanzlei Hilpert AG. Diese möchte, so erklärte ihr Geschäftsführer Wilhelm Hilpert, gerne möglichst bald ihre Firmenzentrale ins Waldhaus verlegen. Hilperts Architekt Horst Gress erläuterte, dass man das von allerlei später entstandenen und missglückten Anbauten umzingelte Waldhaus davon befreien und wieder freistellen wolle. Alle historischen Teile sollten erhalten und das Haus gründlich saniert werden. Die bisherige Raumstruktur könne für die künftige Büroaufteilung ohne gravierende statische Änderungen genutzt werden, so Gress, dessen Skizze auch die Nutzung des Dachgeschosses vorsah. Außerdem ist geplant, auf dem 20 000 Quadratmeter großen Areal einen Mitarbeiterparkplatz einzurichten.

    Vorschlag umstritten

    Die Kosten für den Umbau bezifferte Hilpert auf 2,5 Millionen Euro. Während dem VVW eine Erbpachtregelung vorschwebt, wäre Hilpert ein Pachtverhältnis lieber, aber keine Bedingung. Er könnte sich auch ein Mietverhältnis vorstellen, sagte er, dann müsste aber der VVW zuvor das Waldhaus auf eigene Kosten sanieren.

    Aus den Reihen der Mitglieder war das Echo geteilt. Von „Monopoly im Steinbachtal“ war die Rede, von einer fehlenden historischen Analyse der Geschichte des Gebäudes und von einem „reinen wirtschaftlichen Renditeprojekt“. Es gab aber auch positive Stimmen: Denn im Falle einer Erbpachtregelung erhielte der Verein ein optisch schönes Gebäude zurück.

    Ganz andere Vorstellungen hat das Zentrum für Muskuloskelettale Forschung im König-Ludwig-Haus, das dort auf Dauer zu wenig Platz hat. Im Waldhaus, so die Vorstellung des ärztlichen Leiters Prof. Franz Jakob, hätte man ideale Voraussetzungen für die Einrichtung eines Zentrums für Bewegungsforschung. Dort sollen insbesondere orthopädische Forschungen im Zusammenhang mit Muskelschwund und präventive Methoden zu seiner Vermeidung betrieben werden. Dafür möchte man das Gebäude sanieren und ergänzen. Auch eine Reaktivierung der seit langem ungenutzten Kneipp-Wasserbecken ist nicht ausgeschlossen. Die Umbaukosten für dieses Projekt bezifferte Jakob auf sechs bis acht Millionen Euro. Für deren Finanzierung soll ein Konsortium aufkommen. Eine Inbetriebnahme des neuen Zentrums wäre für 2016/17 geplant.

    Eine Begegnungsstätte für Hörbehinderte würde der gleichnamige Würzburger Verein gerne im Steinbachtal einrichten. Bisher müssen die im Verein zusammengeschlossenen sieben Organisationen wechselnde Treffpunkte nutzen und dafür auch Räume anmieten. Ihr Plan sieht eine öffentliche Gaststätte und einen Seminarraum, Sitzungsräume, einen Veranstaltungssaal und eine Überdachung des Innenhofs vor. Der planende Architekt schätzt die Kosten auf 2,8 Millionen Euro. Jozsef Bogar, stellvertretender Vereinsvorsitzender, erklärte den VVW-Mitgliedern, dass man zur Finanzierung auf Zuschüsse hoffe sowie Hypotheken und Darlehen aufnehmen könnte. Auch hier wurde kritisiert, dass der Vorschlag keine Rücksicht auf die Historie nehme.

    Vorstand in der Pflicht

    Zwei weitere Projekte, deren Planer bzw. Initiatoren nicht anwesend sein konnten, stellte Dürrnagel kurz vor. Architekt Roland Breunig, der Montessori-Verein und die Eisinger Robert-Kümmert-Akademie würden gerne das Gelände für einen „Kindergarten im Freien“ nutzen. Und schließlich haben sich auch die „Schwestern von der barmherzigen Liebe Gottes“ gemeldet, die das Waldhaus als Klausurbereich mit Gästezimmern, Tagungsräumen und Bibelgarten nutzen möchten.

    Bei den VVW-Mitgliedern herrschte anschließend eine gewisse Ratlosigkeit. Dürrnagel wurde aufgefordert, zunächst den Bestand erfassen und ermitteln zu lassen, um dann zielgerichtet zu planen. Man müsse zunächst wissen, was auf dem Areal planungsrechtlich möglich sei, um festzulegen, wie und was neu geordnet werden könne. Das sei nicht Aufgabe der Interessenten, sondern des Vorstands, hieß es. Zunächst müsse der Verein klar sagen, was er wolle, erst dann könne man an Interessenten herantreten, lautet das Fazit nach drei Stunden.

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