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WÜRZBURG: Mozart-Gymnasium: Nazipropaganda und Demokratie

WÜRZBURG

Mozart-Gymnasium: Nazipropaganda und Demokratie

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    Vor der Zerstörung Würzburgs: Hofstraße mit Mozartschule.
    Vor der Zerstörung Würzburgs: Hofstraße mit Mozartschule. Foto: Archiv: Stadt

    (ej) Zum 60. Geburtstag des Mozart Gymnasiums schrieb Autor Josef Linsler einen Artikel, in dem er die Geschichte der Schule beschreibt. Ergänzt werden seine Ausführungen aus der Schulchronik. Linslers Fazit: Das 21. Jahrhundert findet ohne das Mozart-Gymnasium statt.

    Umgeben von Dom, Neumünster und Residenz stehen die Fundamente des Gymnasiums in der Maxstraße auf historischem Boden. Hier stand ein Domherrenhof, genannt der „Katzenwicker“. Ihn erwarb 1172 Friedrich Barbarossa und führte von dort aus seine Amtsgeschäfte, wenn er in Würzburg weilte. Im Vergleich zum historischen Gelände ist die Schule eine „junge“ Schule. Denn erst am 6. März 1937 beschlossen Oberbürgermeister und Stadtrat, „das bisher ausschließlich klösterlichen und privaten Anstalten überlassene höhere Mädchenschulwesen in öffentliche Hand überzuführen und seine national-sozialistische Ausrichtung dadurch zu sichern.“.

    Hier sollten die Mädchen lernen, was „weiblicher Wesensart“ entspricht. Weil Jungen dabei möglicherweise nur störend wirken, lehnten die Nationalsozialisten die Koedukation ab. Zu Schuljahresbeginn, am 12. April, standen nach Informationen von Linsler die Schülerinnen auf dem Hof der „Sophienschule“ in der Sieboldstraße 10, die zusammen mit dem Privatinstitut Maria Schlimbach, Bibrastraße 5, von der Stadt übernommen wurde. Sie hörten sich die Rede des Schulleiters und NSDAP-Mitglieds Dr. Max Wagner an. Der versprach wohl, die Schule zu einem Vorbild nationalsozialistischer Mädchenerziehung zu machen.

    Mitten im Krieg, am 5. Dezember 1941, am 150 Todestag von Mozart, erhielt die Schule ihren Namen: „Mozartschule“. Von musischer Bildung war nichts zu spüren, die Mädchen wurden für soziale Dienste und Arbeitseinsätze herangezogen. Im Februar 1945 wurde der Schulbetrieb vollständig eingestellt.

    Bereits im Herbst 1945 hatten sich schon wieder über 568 Schülerinnen an ihrer Schule zurückgemeldet. Jetzt galt der Grundsatz: „Lehrkräfte dürfen nur angestellt und Lernmittel nur verwendet werden, soweit sie von der Militärregierung genehmigt sind.“ 1951 wurde die Mozartschule ein „Realgymnasium“. 1957 zog das Mozart-Gymnasium in den „Musterbau“ in der Maxstraße ein. In den sechziger Jahren wuchs und wuchs die Schule auf Grund ihrer attraktiven Lage, auf Grund des Engagements von Lehrern und Schülerinnen. 1967 beschloss der Würzburger Stadtrat den Erweiterungsbau am Kardinal-Faulhaber-Platz.

    Der allgemeine Jugendprotest zu Beginn der siebziger Jahre griff auch auf das Mozart-Gymnasium über und leitete dort Reformen ein. Zu Markenzeichen wurden ein angstfreies ungezwungenes Schulklima, das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern. Das führte zu einem Run auf die Schule, die seit 1977 auch Buben besuchen dürfen.

    Im November 1993 berichten Volksblatt und Main-Post zum ersten Mal über Verkaufs- und Abrisspläne für das Mozart-Gymnasium. Am 22. November 1996 beschließt der Stadtrat, ab Schuljahr 1997/98 die Eingangsklassen an den städtischen Gymnasien von drei auf zwei abzusenken und sechs Jahre später Mozart- und Schönborn-Gymnasium zusammenzulegen. Am 8. Juni 1997 gibt es den ersten Bürgerentscheid in Würzburg: 8521 Würzburger (53,42 Prozent) stimmen dafür, Mozart- und Röntgen-Gymnasium an ihren Standort zu belassen. Da ist das MOZ 60 Jahre alt. Am 15. Dezember 1999 beschließt der Stadtrat, dass nach dem Auslaufen der dreijährigen Bindungsfrist an das Bürgerbegehren die beiden Gymnasien zusammengelegt werden am Standort Frauenland.

    Am 14. Juli 2001 verabschiedet sich das MOZ im Großen Saal der Hochschule für Musik. Am 31. Juli schließt das Mozart-Gymnasium am Standort Maxstraße seine Pforten.

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